Dienstag, 24. Mai 2011

KAPITEL 4 DER ROSAROTE PANTHER

Kap. 4)

Clouseau und Nicole fahren im Taxi nach Hause, noch immer denkt der Inspektor an das unbekannte Gesicht am Eiffelturm, während Nicole den Urlaub bildhaft vor Augen sieht. Der Süden Frankreichs ist schön, kein Zweifel, doch man wird doch noch träumen dürfen – von Griechenland oder von Ägypten. Ihr Liebling hat ja recht, jetzt ist es in Nordafrika erschreckend heiß und wenn sie sich vorstellt, wie er und sie in dieser glühenden Hitze in den Pyramiden herumkrabbeln in diesen finsteren Schächten, nein, da ist Griechenland schon besser, griechische Tempeln, wunderbare, soweit das Auge reicht, griechische Vasen und Skulpturen, die gibt es nicht so häufig in Frankreich. Nicole wird von der Realität eingeholt, das Taxi fährt vor, Clouseau bezahlt und beide steigen aus, jetzt sind sie zu Hause angekommen und der Abreise steht eigentlich nichts mehr in Wege oder doch? Ein bestimmter Gedanke, ein Wunsch von ihm oder ihr, wer weiß. Der liebe Mann sperrt die Wohnungstür auf und er und sie treten ein. Er ist noch immer sehr verliebt wie in dem Geschäft oder da oben auf dem Turm, er nimmt sie in seine Arme und denkt, ja woran denkt er eigentlich. „Nicole“, sagt er mit besonderer Leidenschaft und fängt zu träumen an, doch immer wieder endet der Traum mit dieser merkwürdigen Visage jener unbekannten Person. Gedankenlos fragt er seine liebe Nicole. „Wohin möchtest du fahren, meine Liebe, meine allerliebste Nicole?....Möchtest du mit mir nach Nizza oder nach, sagen wir…Monte Carlo….ins Spielcasino…oder…hm….oder?“ „Alexandria wäre schön, oder …“, Nicole ist begeistert, endlich fragt er sie, was sie wirklich will, „Memphis oder Theben, oder noch besser Luxor. Mein Liebling, dorthin will ich….mir die Kunstschätze anschauen….“ Sie schwärmt nur so vor sich hin. Er hingegen denkt nur daran, wie er diesen Menschen fangen könnte und sagt nichtsahnend „Wunderbar…das ist sehr gut…das mache ich…so kriege ich ihn…“ Nicole hat bei beim letzten Wort den Kopf gehoben. Was redet da ihr Liebster? Wen will er kriegen? Sie redet von den schönsten Vasen, den herrlichsten Mumien, sie weiß es selber nicht mehr so genau, und er hat nicht aufgepasst, hat in Gedanken gar nicht an sie gedacht. „Du hast nicht aufgepasst, mon amie, du hast mir nicht zugehört….das machst du immer wieder.“ Clouseau hat sich wieder gefasst. „Natürlich meine liebe Nicole, ich höre dir immer zu.“ Nicole etwas verärgert: „Und? Was habe ich soeben gefragt, dich gefragt? Was? Sage es mir?“ „Äh, hm…. du hast …von uns gesprochen….äh….ich gebe zu, ich war zuletzt in Gedanken….“ „Ich frage mich, was ich da für einen Mann bekommen habe…der an nichts anderes denkt, als an den Vorfall vorhin. Du brauchst mir gar nichts vorschwindeln. Ich kenne dich zu gut“ „Aber Nicole!“ „Ich weiß, du hast mir nicht zugehört, weil ich schon wieder von Ägypten geschwärmt habe…und von Griechenland. Immer hörst du mir nicht zu.“ Clouseau nimmt sie noch heftiger in den Arm. „Du weißt doch, dass mein Herz dir gehört, nur dir allein, du bist so eine besondere Frau für mich…“ „Ja, das weiß ich, und du liebst es mir gelegentlich nicht zuzuhören.“ „Na gut, ich gebe zu, ich habe dir zugehört und dann – ist plötzlich wieder dieses Bild da gewesen, diese Frau oder dieser Mann mit der Maske und dem Fallschirm. Aber ich verspreche dir, mein Liebling….dass ich….“ „Nein, versprich mir nichts…denn ich weiß, du tust es nicht…“ „Ich – ich wollte dir gerade versprechen, dass ich jetzt ins Bad gehe und mich dusche und dann…“ Clouseau ist wie von Sinnen, schnappt seine Frau und trägt sie ins Badezimmer „….und dann werden wir zwei…du und ich….“, weiter kommt er nicht, denn im Vorbeigehen haben Nicoles Beine den Hebel bei der Badewanne berührt und in eine bestimmte Richtung gedreht, sodass mit einem Schlag Wasser aus dem Duschschlauch spritzt und beide von oben bis unten klitschnass sind. So weit zu der Dusche, die jetzt völlig anders verlaufen ist als geplant.
Wenige Minuten später liegen beide im Bett und reden. Dieses Mal ist wirklich die Rede vom Urlaub, von der geplanten Reise in den Süden. Sicherlich, der Inspektor ist ein Liebhaber der schönen Künste, er mag Vasen und alles Mögliche, wie antikes Geschirr etwa, doch wie er seiner geliebten Frau öfters erklärt hat, könnte man diese Gegenstände auch in einem Museum anschauen, zum Beispiel in Paris. Paris hat viel zu bieten und wenn er es sich genau überlegt, muss er nicht nach Kairo fahren, um eine uralte verstaubte Mumie irgendeines Pharao zu betrachten. Ein Blick in eines dieser wunderbaren Magazine oder ins Internet befriedigt voll seine Wünsche. Allerdings denkt da Nicole ganz anders. Seine Erfahrungen mit altertümlichen Gegenständen haben ihn übrigens gelehrt, ihnen aus dem Weg zu gehen, die können etwas gefährlich werden, vor allem dann, wenn man sich zu sehr ihnen widmet. Das weiß er. Da schaut er sich lieber eines von diesen Modeheften seiner Frau an. Er liegt im Bett und blättert in einem dieser Hefte herum, findet nur junge Frauen in lächerlichen Kleidern, „Models“….wie er das Wort schon ausspricht „Models“…in diesen komischen Kostümen, die nur bestimmt sind für das Theater. Ein Glück, dass seine Nicole nicht diese abscheulichen Fetzen bevorzugt, wahrlich, da hat er Glück mit seiner Frau, dass sie die schlichten einfachen Stile liebt so wie er heute – in diesem Geschäft. Während er blättert und dann einfach eine Seite aufschlägt und eine besonders junge Frau in einem langen Gewand auf dem Laufsteg sieht, die Zeitschrift liegt noch lange so aufgeschlagen in diesem Zimmer, weil er es einfach vergisst, sie zuzuschlagen, bemüht er sich, seiner Frau zu versichern, dass sie irgendwann mal nach Griechenland fahren, nur heute nicht und schon gar nicht morgen.