Freitag, 13. Mai 2011

Der Mann, der aus der Wüste kam, Roman

TEXTE


Ich stand direkt neben der wunderbaren Frau, erkannte mich in einem helleren Gewand, viel heller als in der Wüste, und während ich noch einmal einen letzten Blick in das Gefängnis war, ich sah die einzelnen Räume, alle Zellen, einschließlich der einen, leeren von Zelle neun, den Aufenthaltsräumen meiner Kollegen, die noch immer etwas verlegen herum standen, weil ich genauso wie diese Gefangene plötzlich spurlos verschwunden war und niemand wusste, was wirklich in diesem abgelegenen Wüstengefängnis geschehen war, schaute ich mich zeitgleich als Teil einer wesentlich größeren Gruppe von liebevollen Menschen, die der Welt den Frieden und die Freiheit brachten. Ja, hier, in diesem wunderbaren grünen Grasland, wo das Wasser reichlich floss, wo die Bodenschätzen allen zur Verfügung stand und keiner den anderen ausbeutete, da fand ich mich wieder und ich merkte, wie ich mich verabschiedete von dieser Wüste und sie ziehen ließ. Ich wusste, dass ich dort gelebt hatte, gehaust hatte wie viele Menschen dieses Planeten, doch heimisch geworden war ich niemals. Hier in diesem grünen Land war meine wahre Heimat. Dies spürte ich sofort, seit dem ersten Moment, als ich sie, diese wunderbare Frau erneut getroffen hatte und sie mich erinnert hatte, dass nicht nur ich, sondern die ganze Menschheit heute der Hilfe bedurfte. Ihre Worte „Willst du diesen armen Menschen zu Hilfe eilen“ erschütterte mich in meinem Innersten und rief in mir Kräfte wach, von denen ich bis heute nie etwas gespürt hatte. Diese inneren Kräfte waren so mächtig, dass sie mich am Leben gelassen hatten, ich den Tod überwand, mich von dieser schrecklichen Seuche, welche den Planeten zur Zeit heimsuchte und sehr viele Menschen dahinraffte, geheilt und mir gezeigt hatten, dass in uns Menschen ungeheures Potential steckte, ein Potential, das wir keineswegs kannten und das mich erschaudern ließ. Ich begriff zum ersten Mal richtig, dass wir unendlich groß waren, mächtig waren, weil ich selbst es geschafft hatte, mich dieser Seuche zu stellen und sich ihr zu entziehen, genauso wie ich es erreicht hatte, diese schreckliche Wüste zu verlassen. Ich stand also unter diesen Wesen, Menschen einer anderen Erde, und obwohl ich niemanden davon kannte, wusste ich doch, dass sie alle mir sehr vertraut waren, dass ich mich ihnen zwanglos nähern konnte, dass keiner von ihnen beabsichtigte mich zu versklaven, zu manipulieren, zu töten oder mein Gehirn zu beeinflussen, denn all das hatte man in der Wüste gemacht. Man hatte uns dort die schlimmste Gehirnwäsche verpasst, man hatte uns weismachen wollen, dass wir armselige Geschöpfe waren, unfähig etwas anderes zu erschaffen als Wüste. Nur darum hatten uns diese Diktatoren angeleitet, alles Leben auf diesem Planeten zu zerstören, alles dem Erdboden gleich zu machen und jeden, der sich wehrte, in ein Wüstengefängnis zu stecken. Jetzt war dieser schreckliche Alptraum zu Ende, für mich zu Ende, doch nicht für den Rest der Welt. Das war es, was hier jeden beschäftigte. Wie führe ich die Menschen aus dieser Wüste in dieses Paradies, das fragte ich mich und ich wusste zunächst keine andere Antwort, bis sie, diese wunderbare Frau, die ehemalige Gefangene von Nummer Neun, vor mir auftauchte, mich liebevoll anlächelte und zu mir ihre letzten Worte sprach.

„Wisse, geliebtes Menschenkind, wisst liebe Menschen dieser Erde an dieser Wendezeit, nur Ich bin es, eure Seele, die dieses Werk vollbringen kann, die euch alle, jeden einzelnen von euch aus diesem so sicher dünkenden Gefängnis euch führen kann, wenn ihr es mir gestattet. Ich werde nicht umsonst als die Hüterin der letzten Geheimnisse bezeichnet, und dies ist und bleibt mein Geheimnis, wie ich euch aus diesem Irrgarten heraus führe. Aber – ich führe euch alle heraus, jeden einzelnen von euch, wenn ihr dies wünscht, einen jeden auf seine Art und Weise und zu dem Zeitpunkt, zu dem jeder es sich wünscht. Ich führe euch, Menschen, hinaus aus der schrecklichsten Wüste, die ihr geschaffen habt und Ich zeige euch erneut, wie ihr euch ein wunderbares Leben auf eurem Planeten, den ihr Erde nennt, erschaffen könnt. Dies allein ist nur mir vorbehalten, nicht euch. An euch ist es, euch die Möglichkeit offen zu halten, dass es einen Ausweg gibt aus all euren Krisen, den politischen, den wirtschaftlichen, den finanziellen wie auch den zwischenmenschlichen. Ich führe euch alle, weil ICH die unsterbliche Seele bin und weil ihr selber unsterblich seid. Ihr denkt, ihr müsst alles bewerkstelligen, doch ihr habt auf mich, auf die Seele, vergessen. Ich allein halte die eine Aufgabe in meinen Händen und aus diesem Grund sollt ihr euch an mich wenden, denn ich bin diejenige, die überdauert, die ewig ist und die die vollkommene Macht hat über eure Illusionen. Wenn ihr in meinem Reich seid, werdet ihr erkennen, dass dies alles nur eine Täuschung war von euch, eine furchtbare Enttäuschung, weil eure Illusionen meiner Macht nicht standhalten konnten. Zugleich seid ihr jedoch so überglücklich, dass ich mächtiger war als diese Finsternis, dass ihr mir ewig dankbar sein und in Zukunft nur mehr meiner Macht vertrauen werdet. Jetzt seid ihr in der Lage, euch das wahre Leben zu erschaffen, das niemals mehr dieser Wüste gleichen wird."