MA 2412
Da mir noch ein paar Gedanken zu unseren Wiener Beamten eingefallen sind und vielen Leserinnen und Leser meine Geschichte gefallen hat, hier die kurze und letzte Fortsetzung:
MA
2412 – Die Dreharbeiten
Ort:Amtsgebäude
der MA 2412, Büro von Knackal, Breitfuss und Weber
Es ist kurz vor zehn Uhr, man sieht das Zimmer von Herrn
Weber und Herrn Breitfuss, plötzlich wird die Tür aufgerissen und Breitfuss
stürzt bei der Tür herein, er ächzt und stöhnt, so dass man glauben könnte, er
hätte schon den ganzen Tag geschuftet. Seine funkelnagelneue Tasche schmeißt er
gekonnt auf seinen Schreibtisch, dann saust er ins Kopierkammerl, wirft die Tür
zu, kommt gleich darauf mit der Klopapierrolle wieder heraus – und weg ist
unser Beamter, verschwunden auf der Toilette, wo er es sich gemütlich macht.
Nun ist unser supertolles Büro, das zwei Männern und
einer Frau gehören, wieder leer, doch nicht lange, der Zeiger auf der Uhr
bewegt sich, 10 Uhr ist vorbei, da geht ganz zaghaft die Tür auf, langsam, man
sieht noch nichts, aber Herr Weber, denn das muss er sein, schiebt sich langsam
ins Zimmer, voll bepackt mit allerlei Schundhefteln, Krimskrams und Sackerln.
Die Tür ist noch immer offen, da lässt auch er sich stöhnend in den Sessel
fallen. Fast viertel elf, Gott sei Dank, nur mehr etwas mehr als eine Stunde,
dann kann er auf Mittagspause gehen. Herr Weber sieht die offene Tür und
ignoriert sie. Wozu aufstehen, wenn man mal sitzt, warum die Beine unten
lassen, wo es doch so bequem ist und er durch so viele Geschäfte gelaufen ist.
Er macht ein Paket auf, seine Jause und fängt zu essen an, die Beine am
Schreibtisch, er kaut langsam, warum auch schnell, wo er doch Zeit hat. Nur
komisch, dass die Knackal heute nicht da ist und so laut telefoniert. Ein
Wahnsinn ist das immer mit dieser Frau, ihre Telefoniererei treibt ihn noch in
diesen Wahnsinn. A Frechheit von der Frau, dass sie nach seiner Beförderung in
diesem Zimmer noch sitzen darf. Da erinnert ihn seine innere Stimme, dass ja
alle eine Beförderung bekommen haben, alle vier von der MA 2412, die Knackal
eingeschlossen. Die Knackal, ja wo ist sie denn? Auf Außendienst? Weber wirft
einen Blick auf seinen Kalender. Nein, natürlich nicht – die ist doch unterwegs,
richtig, auf dem Weg zu diesem komischen Kerl, wie hieß der noch? Richtig, der
Regisseur. Den Namen von dem Typen hat er fast vergessen. Heute ist doch
Drehbeginn. Drehbeginn von diesem blöden Knackalfilm, hat der Kollege Breitfuss
gesagt. Da geht er nicht hin, sagte gestern noch sein Herr Kollege. Weber macht
einen großen Bissen und legt das Essen weg. Nein, es schmeckt ihm nicht. Das liegt ihm
ordentlich im Magen, heute ist Drehbeginn. Ihre wunderbare Reise wird verfilmt
und er ist nicht dabei. Das wurmt ihn schon. Am besten ist es, wenn er sich mal
so richtig ausschläft hier in dem Büro – bis der Breitfuss kommt, denn eines
ist sicher, die Knackal wird heute nicht erscheinen, und auch morgen nicht, und
auch der Herr Klaus wird nicht hier sein im Büro der MA 2412, weil alle zu
diesem Wahnsinnigen hingelaufen sind, um eine Rolle zu kriegen.
Weber gähnt, verschränkt die Arme nach hinten und
schließt die Augen. Wie schön ist es zu träumen in einem Büro, Träumen – ja,
wovon?
Breitfuss ist inzwischen mit seiner Angelegenheit
fertig, kommt seelenruhig zur offenen Tür und sieht seinen Feind Weber, wie der
ruhig hier vor sich hinschlummert. Leise wie eine Wildkatze schleicht er sich
an, in der Absicht Herrn Weber zu erschrecken. Doch kurz bevor Breitfuss noch
ein Sterbenswörtchen sagen kann, reißt Weber die Augen auf und brüllt Breitfuss
an.
Weber (brüllt laut): Machens die Tür zu, ich kann nicht arbeiten.
Breitfuss (grinst)
Weber: Glaubens, ich hab sie nicht bemerkt? (schließt
wieder seine Augen und versucht zu dösen)
Breitfuss: A bissl spät kommens, meinens net? Ich sitz
schon seit zwei Stunden hier? Und sie?
Weber: Ich – hab sie vor einer halben Stunde beim Billa
gesehen, wie sie mit einer Verkäuferin getratscht haben.
Breitfuss: Ich? Da hab sie sich a wenig verschaut. Ich hab
bereits die ganzen Akten durchgeschaut.
Weber: Welche Akten? Die, die noch in ihrer Taschen sind?
Ist des das Erbstück von ihrer Frau Mama?
Breitfuss (wird sauer, seine neue Tasche ist ihm
heilig): Das ist kein Erbstück, das ist meine Aktentasche, bitte sehr – und die
Akten – die hab ich zu Hause gehabt.
Weber (zieht ihn auf): Wirklich? Sie nehme schon Akten
vom Büro mit nach Haus?
Breitfuss ist schlecht gelaunt und will sich heute auf
keine Streiterei einlassen: Wo nur die Knackal bleibt, alles so ruhig.
Weber: Was? Des wissen sie net? (wirft seine Beine am
Tisch anders herum und fischt sich seine Jause wieder raus und stopft hinein)
Breitfuss: Was ist? Was stopfen sie sich da in den Mund?
Weber: Na, Dickmanns sind das keine….übrigens….die
Knackal…
Breitfuss (neugierig): Ja?
Weber: …die kommt net.
Breitfuss: Das seh ich…und wo ist sie?
Weber (mampft weiter, bis er fertig ist, Breitfuss nähert
sich ihm noch mehr, brüllt dann laut): Die ist bei den Dreharbeiten, habens des
vergessen.
Das hat gesessen, Herr Breitfuss macht kehrt und
marschiert zu seinem Schreibtisch. Seit es bekannt ist, dass der Film gemacht
wird, der sogenannte Knackalfilm, sind beide Herrn auf diese Frau schlecht zu
sprechen. Sie sind die einzigen, die nicht mitmachen wollten. Klaus hat eine
Rolle bekommen, der Kopierfredie hat drei Rollen verlangt, die Knackal wollte
selbstverständlich sich selbst spielen, doch die beiden Herren der Schöpfung
haben eine Mordswut. Nicht genug, dass sie damals diese verrückte Reise tun
mussten und dafür jeder einen Orden bekommen hat, jetzt wird ihre Reise hier in
Wien verfilmt, doch da spielen sie nicht mit. Sie sind nicht gefragt worden, ob
ihnen der Regisseur zu Gesicht steht – und es war ja selbstverständlich, dass
sie so blöde Rollen wie ihre nicht angenommen haben. Wer spielt schon sich
selbst. Das macht nichts, hat eines Tages die Knackal erzählt, weil es sehr
viele Bewerber gibt. Ich glaub, hat sie gesagt, 386 männliche und 475 weibliche
Darsteller, oder so ähnlich, wollen den Herrn Weber spielen, darauf hat der
Herr Weber den Herrn Breitfuss angeschaut, danach dieser seinen werten Herrn
Kollegen und beide haben sich an den Kopf getippt. Jaja, die Knackal hat einen
Vogel, haben sie laut dem Herrn Klaus erzählt, weil da ein Film gedreht werden
soll ohne sie beide. Aber –beide Männer sind stur geblieben, wie es sich für
Wiener Beamte gehört, um so diesen blöden Knackalfilm zu verhindern. Leider hat
da der Regisseur nicht mitgespielt neben vielen anderen Leuten und darum ist
heute, da irgendwo in Wien, erster Drehtag und sie, Weber und Breitfuss, sitzen
an ihrem Schreibtisch und tun gar nichts, werden nicht dabei sein.
Breitfuss (spielt mit seinem Auto herum und legt es
wieder weg): Was sagen‘s zu dem Film?
Weber (kaut weiter) Zu welchem Film?
Breitfuss: Na über uns? Sie wissen schon…die drehen an
Film über uns…ohne uns!
Weber: Wenn es sie stört, dann gehen‘s doch hin!
Breitfuss: Wohin?
Weber: Na dorthin…zum Drehort.
Breitfuss (verärgert, weil es ihn doch wurmt):Und wo
soll des sein?
Weber: Was? Des wissen‘s net, ist in allen Zeitungen
gestanden. (hält ihm seine Zeitung entgegen)…a Zeitung braucht der Mensch…und
Lesen sollte man können.
Breitfuss ist verärgert, weil er nichts erfahren hat. Er
widmet sich ganz seinen PC, schaltet ihn ein und hat Probleme, fängt zu fluchen
und zu schimpfen an.
Weber (beobachtet ihn dabei und grinst sich eins): Schön
langsam sollten‘s wissen, wie man diese Kiste bedient, a Knopfdruck und er geht
an, zumindest bei mir.
Breitfuss blickt herum, weil sich am Bildschirm noch
immer nichts tut.
Weber: Aufdreh‘n müssens ihn…aufdreh‘n!
Breitfuss: Und warum sind sie schon wieder drinnen als
erster?
Weber: Ganz einfach, ich dreh ihn nicht ab, Vollkoffer…der
ist auf Stendbei.
Klaus ist plötzlich da und will sich einmischen und
belehren.
Breitfuss (bemerkt ihn verärgert): Sie, Herr Klaus,
können gleich marschieren…
Klaus: Aber aber…man wird doch noch ein wenig helfen
dürfen.
Breitfuss: Sie….sie brauche mir nicht helfen…ich…kenne
ihre Hilfe…der Frau Knackal helfen‘s ja ständig…
Weber: Eifersüchtig ist er…weil er sich net auskennt mit
seinem PC…und noch immer net die richtige Einschalttasten findet.
Klaus: Sie beide sind nur alle sauer, weil sie im Film
nicht mitspielen…das ist der Grund.
Weber: So einen Grund brauche ich nicht, sie etwas Herr
Kollege?
Breitfuss (zustimmend): Wer braucht a so einen
Knackalfilm…hier in Österreich?
Klaus: Das wird ein Erfolg…hier in Österreich.
Breitfuss: Und – was sagt die übrige Welt dazu?
Weber: Ja, Herr Klaus. Was sagt der Rest der Welt dazu?
Dass wir zwei Volltrotteln sind?
Klaus: Das habe nicht ich gesagt, das stammt aus ihrem
Munde.
Weber(gibt die Füße plötzlich runter vom Tisch und steht
verärgert auf): Na, aber das wollens uns doch die ganze Zeit einreden. Wir
zwei, wir wären die größten Idioten, wenn wir nicht in diesem Film mitspielen
würden? Das ist doch so, Herr Klaus, net wahr. Dieser Knackalfilm, das haben
doch sie uns eingebrockt. Wir sollen uns bewerben. Aber – wir sind doch net
deppert, dass wir uns an diesen Regisseur wenden und den bitten, dass er uns
mitspielen lässt, (wird lauter) – unsere eigenen Rollen.
Breitfuss (ist auch zornig geworden): dass die ganze
Welt uns auslacht, uns als Deppen bezeichnet,….(auch lauter werdend) über uns
herfällt und sagt, wir hätten kein Talent zum Schauspielen, wir wären zu blöd
für die kleinste Rolle…na, das lassen wir nicht zu, dass da irgendeiner aus
diesem schönen Lande Österreich mich, den Herrn Obersenatsrat Ing. Engelbert
Breitfuss durch den Kakao zieht.
Beide, Weber und Breitfuss stehen drohend vor Klaus.
Klaus: Ich bitt sie meine Herrn, das ist doch nur ein
Spiel. Man wird über sie lachen, sicherlich, aber als gute Schauspieler….(weiter
kommt er nicht)
Breitfuss (wütend): Wir sind aber keine Schauspieler.
Weber: Er ist so blöd, verstehn sie, er stellt sich
nicht blöd an.
Breitfuss: Was ist? Was haben sie sich gerade erlaubt?
Weber: Sie können sich gar nicht verstellen, auch wenn
sie es könnten. Jeder Mensch würde sofort wissen, dass des nicht echt ist.
Klaus: Das ist richtig. Sie spielen nicht und das wird
das Publikum verstehen und sie deswegen lieben.
Breitfuss: Wir sind keine Trotteln, mein Herr, wie sie
glauben. Wir sind…
Weber: …wir sind keine Schauspieler, da stimme ich ihnen
zu. Sie können sich gar nicht verstellen…wie denn auch, bei der Frau, die sie
haben (zeigt das Bild seiner Gattin her)…und mit dem Toupet?
Breitfuss (brüllt): Lassen sie meine Frau in Ruhe…ja…und
im Übrigen…bin ich noch immer ihr Vorgesetzter.
Weber: Nix do, ich bin mein eigener Chef, seit ich meine
Beförderung gekriegt habe.
Klaus: Aber bitte meine Herrn, lassen sie doch diese
Streiterei. Wenn sie schauspielern würden, hätten sie dieses Problem nicht.
Weber und Breitfuss (gleichzeitig): Welches?
Klaus: Dass sie sich streiten. Im Film müssten sie
zusammen arbeiten und ihr Chef wäre der…
Weber: …ah, ich verstehe…der Herr…Herr Regisseur…
Breitfuss: Hm, äh….
Weber: Stehn sie auf der Leitung? …den könnt man ärgern…wir
zwei!
Breitfuss: Ärgern? So richtig ärgern? Ah…
Weber: Was sagns? Wär des was für uns?
Breitfuss: Danke, Herr Klaus, eine feine Sache, wenn man
sichs genau überlegt.
Weber: Den Einfall hab ich schon früher gehabt – doch sie
haben immer dagegen g‘sprochen.
Breitfuss: Der Knackal könnt man einiges drein pfuschen,
nicht wahr? Was
sagen sie dazu?
Klaus: Ich empfehle mich…ich erwarte sie dann…äh….(weg
ist er)
Breitfuss: Fort ist er…
Weber: Was haben sie gedacht? Die sind doch alle weg…
Breitfuss: Und wo – wenn ich fragen darf?
Weber: Im Studio! Die fangen doch zu drehen an.
Breitfuss: Wissen sie, wer der Boss…sie wissen schon…dieser
Regisseur ist?
Weber: Was geht des mich an! Ich weiß, wer ich bin und vor allem wie ich bin.
Breitfuss: Ja, fies. Des weiß doch hier jedes
Menschenkind.
Weber: Oiso, gehen wirs an…
Breitfuss: Was?
Weber: Na was?
Breitfuss: Das Filmen?
Weber: Haben sie da irgendwo eine Filmkamera gesehen?
Das Proben! Mit dem Proben fangen wir an, mit unserer Szene, mit unserem Text.