Dienstag, 24. April 2012




Der Pirat vom Sozialamt


Da liest man etwas Wunderbares über einen fremden Menschen. Ein Mann in Österreich, der seit 10 Jahren keinen Job hatte, der krank war und deshalb keine Chance hatte. Ein Mensch, der die Armut erlebt hatte und auch weiß, was es bedeutet in einem reichen Land wie Österreich abgestürzt zu sein. Ein Mensch, der sicherlich vor mehr als 10 Jahren etwas anderes wollte, der Pläne, der viele Wünsche hatte und sie dann auf einmal aufgeben musste – und der jetzt wieder ein neues Leben beginnen darf. Das ist das, was mich gewundert hat. Es ist ein Wunder, auch in unserem Land, dass Menschen neu beginnen dürfen, auch nach vielen Jahren, wo man stets das genaue Gegenteil erleben muss. Abgeschoben – und somit für immer abgeschoben, abgelehnt und keine Chance mehr für etwas Neues. Dieser Mann, ein Fremder für viele, hat wieder eine Chance bekommen und ein neues Leben und dafür bin ich dankbar, auch wenn ich ihn nicht kenne. Doch diese Geschichte sagt mir viel mehr und es sollte auch ihnen  zu Herzen gehen, was da nicht ausgesprochen wurde. Das sollte ganz Österreich interessieren, wirklich. Da ist die Rede vom Pirat, und man sieht ihn in Piratenrüstung. Piraten bringt man mit dem Gesetz in Verbindung, sie haben etwas geraubt, Menschen ermordet auf hoher See. Dieser unbewusste Hintergrund klingt da irgendwie mit, der Pirat vom Sozialamt. Ist das wirklich die gängige Meinung von uns allen, von uns Österreichern, dass ein Mensch, der nichts mehr arbeiten kann, aber es sicher wollte, nichts mehr wert ist, bloß ein paar Hundert Euro, dass er uns heute nichts mehr zu sagen hat? Kommt da nicht in manchen Staatsbürger eine Wut hoch, viele assoziieren noch immer Menschen, die Sozialhilfe beziehen mit Sozialschmarotzer, Arbeitsscheue, weil sie selbst sich für wertlos halten, ihre Arbeit hier wenig oder kaum gewürdigt wird. Der Herr war krank und trotzdem wird er als Pirat bezeichnet, er arbeitet bei der Partei der Tiroler Piraten, das ist es. Aber diese Geschichte sagt trotzdem viel aus, mehr als man vermutet.
Zum einen sagt sie, dass es nicht nur immer bergab gehen muss,  und - dass der Staat für einen sorgt. Hätten wir in Österreich mehr Geld, wäre dieses besser verteilt…könnte man vielen Menschen besser helfen. Wir haben eine Sozialhilfe und seit kurzer Zeit eine Mindestsicherung, das sind Errungenschaften, die notwendig geworden sind, da stimme ich zu, weil die Armut sich ausgebreitet hat, doch wir können froh sein, dass wir das in Österreich haben. Wir haben noch immer einen Sozialstaat, in anderen Ländern Europas schaut es viel schlimmer aus. Dafür sollten wir Österreicher alle dankbar sein, anstatt dazusitzen und unser eigenes Unglück, unsere eigene Not zu betrachten und uns zu bedauern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Mensch damit zufrieden war, dass er vom Staat so wenig Geld bekam, er musste sich damit auseinander setzen und vor allem mit sich selbst. Er durfte sich nicht selbst verlieren, die Hoffnung nicht aufgeben, es gibt hier so viele ungesagte Worte, die nicht aufgeschrieben wurden, doch eines sollte sich alle Österreicher und vor allem diejenigen, die eine Arbeit haben und die Möglichkeit, zu handeln und etwas zu bewirken, in diesem Land merken. Dieser Mensch hat sehr viel getan, was man nicht mit Geld ausdrücken kann – und wofür ihm, denke ich, kaum einer gedankt hat von seinen Lesern. Er hat mich wieder daran erinnert, dass es bergauf gehen kann, für jeden von uns, auch nach sehr vielen Krisen, es eine Lösung gibt, für alle unsere Problem, dass wir viel zu negativ denken. Man weiter denken, an sich arbeiten muss, sich nicht aufgeben darf und dass man nicht der letzte Dreck ist, auch wenn die anderen es so sehen wollen – das ist die Leidgeschichte, doch es ist die Geschichte von jeden von uns. Wir alle sind wertvolle Menschen und darüber muss man sich zuerst mal selbst im Klaren sein, dass man selbst Wert besitzt. Das muss jeder für sich selbst regeln. Man muss an sich glauben, dafür trägt jeder die Verantwortung.Ich frage mich, was er alles in sich erfahren hat in diesen schlimmen Jahren, was hier in diesem Zeitungsartikel nicht aufgeschrieben werden konnte. Er hat uns eine Botschaft vermittelt, es geht um die ganz einfachen Dinge im Leben. Wir alle in Österreich, wir alle auf dieser Welt haben noch immer eine Chance, es kann bergauf gehen, wenn man in sich geht, wenn man einen unorthodoxen Weg geht, wenn man das Vertrauen nicht aus dem Augen verliert, und wenn man das furchtbare Leid selber kennen gelernt hat. Hier geht es um Erfahrungen, die er weiter geben kann. Wer in Arbeit und Geld schwimmt, sollte dankbar dafür sein, es sollte sich jeder von uns klar sein darüber, dass alle Menschen in unserem Land wertvoll sind, jeder, auch der geringste von uns, diesem Volk etwas zu sagen hat. Das wäre gelebte Demokratie. Nicht nur die Politiker sprechen zu uns, wir antworten ihnen auch, wir sagen das, was wir als Staatsbürger zu sagen haben. Das brauchen diese Menschen der Politik auch, das wäre notwendig, die Verbindung zum Volk. Da geht es nicht um Wahlwerbung, um eine Wahlschlacht…da geht es ums Mensch-Sein. Das fehlt, denke ich überall in der Weltpolitik, nicht nur in unserer. Trotz der zahlreichen Medien, die wir haben, brauchen wir den persönlichen Kontakt zu unseren Mitbürgern und dieser Mann kann sowohl den Politikern als auch uns Bürgern etwas sagen. Es kann jeden hart von uns treffen, Österreich steht nicht so rosig da, besser noch wie vielleicht andere Ländern, doch die Zeiten sind schlecht, da könnten wir einander helfen und alles an einem Menschen würdigen, einfach alles. An Würde mangelt es uns zeitweise sehr, an eigener und an der, die man dem Mitmenschen darbringt. Dieser Mann hat uns nichts gestohlen, er hat uns etwas gebracht, mir etwas in Erinnerung gerufen, dass wir nicht aufgeben sollen. Ich sehe so viel Politikverdrossenheit, viele geben ihre Stimme nicht mehr bei der Wahl ab, obwohl es erst mal etwas mehr als ein Jahrhundert her ist, dass man für das Wahlrecht gekämpft hat, auch für die Frauen. Was machen wir Österreicher mit all den Rechten, die wir haben? Nutzen wir alles, was uns zur Verfügung steht? Viel zu viele lassen sich nur mehr berieseln und schimpfen über die, die ganz oben stehen! Weiß der einzelne Staatsbürger überhaupt noch, was gelebte Demokratie ist, was es bedeutet in Freiheit zu leben, in einem Staat sich aufhalten zu dürfen, wo es immerhin noch mehr Rechte gibt als woanders? Sind wir Österreicher wirklich alle so dankbar wie dieser eine Mann, für den ein neues Leben beginnt? Haben nicht unzählige Menschen in diesem Land  mehr Möglichkeiten gehabt, ihr Leben zu gestalten als dieser eine kranke Mann? Er hatte 10 Jahre warten müssen und ist glücklich, dass es bergaufgeht. Was haben wir alle mit unserem Leben angefangen trotz unseres Reichtums? Haben wir irgendetwas in diesem Land verbessert?  Haben wir Menschen geholfen, die uns selbst halfen? Oder haben wir alles liegen gelassen und nichts getan. Hier geht es um Selbstverantwortung und diese vermisse ich sehr in unserem Staat. Wie erziehen wir im Staate Österreich uns selbst zu Bürgern, die wissen, was auf dem Spiel steht? Wir leben nicht auf einen friedlichen Planeten und es ist nicht die Aufgabe eines Staatsbürgers jeden Tag vor dieser Kiste zu hocken, über die Politik und ihre Führer zu schimpfen und selbst nichts zu tun. Da machen wir uns es als Staatsbürger sehr leicht, nach Freiheit und Gerechtigkeit schreien, wegen freien Wahlen auf die Straße zu gehen und selber keinen Beitrag zu leisten für dieses Land.
In einem schönen Europa, in einem schönen Land sollte es um den eigenen Beitrag gehen, den jeder gewillt ist zu leisten, freiwillig, für sich, die eigene Familie und für das Wohl des Staates. Da hat keine Wut und kein Hass Platz, da geht es nicht um Lügen, um Streitereien, da geht es nur um Menschen, die in Problemen stecken, denen geholfen werden müsste und zwar schnell.
Wir haben Vorurteile, ein Wertsystem, das wir alle überdenken sollten. Wir Österreicher sollten unser eigenes Glaubenssystem Tag für Tag hinterfragen, nach neuen Glaubenssätzen Ausschau halten, wir sollten uns an unserer inneren Weisheit orientieren, falls wir sie gefunden haben und auch an Menschen, die uns ihre Weisheit offenbaren. Jeder kann uns etwas mitteilen, jeder vermag uns an etwas zu erinnern, und sei es nur, dass man sich an Schlimmes erinnert, an Dinge, die schon längst getan werden sollten, damit weiteres Unrecht nicht geschieht. Menschen rufen in mir viele Erinnerungen wach und ich frage mich seit ich hier lebe, wann es uns gelingen wird, das Bewusstsein der Menschen zu heben, wann wir erkennen, dass dies ein notwendiger Schritt ist, der von allen getragen werden muss, nicht nur von dem Politikern. Was wären die Politiker ohne uns, das Volk. Sie sollten doch Vertreter des Volkes sein. Warum nicht uns mitteilen, das sagen, was von Bedeutung ist, auch diese kleinen Dinge und die Umkehrung gilt auch. Hinter alle Dinge schauen und das Unsichtbare und Wesentliche erkennen, den Menschen in seiner Größe schauen. In unserem Land muss daher etwas getan werden und es fängt bei uns allen an, bei den Erwachsenen und unseren Kindern.. Wir tragen alle die Verantwortung für das, was nicht ausgesprochen wurde, was unter dem Tisch fällt und doch so wichtig ist. Wie erzieht man die Menschen zu mehr Verantwortung? Wie lehrt man sie zu solchen Staatsbürgern zu werden, dass sie ihre Rechte wie ihre Pflichten kennen und sie auch ausüben? Wie erzieht man Kinder so, dass aus ihnen rechtschaffene Erwachsene werden, die bereit sind zu arbeiten zum Wohle aller und ihres eigenen? Wie vollbringt man das Wunder, dass ein Volk seine Stimme erhebt, um auf die Probleme, die im Lande da sind,  aufmerksam zu machen, um nach Lösungen zu streben und die Probleme zu bewältigen ohne gewalttätig zu werden? Wir brauchen keinen weiteren Krieg, wir benötigen Menschen, die Verantwortung zeigen, die jederzeit ihre Chance erkennen, dass sie wachsen und sich entfalten können – mit friedlichen Mitteln.

Das heißt, wir haben Probleme noch immer und sie haben eine Ursache:

Mangelndes Ur-Vertrauen, mangelnde Selbstliebe, mangelndes Selbstvertrauen in die eigenen Stärken und Fähigkeiten!