Der Pirat vom Sozialamt
Da liest man etwas Wunderbares über einen fremden Menschen.
Ein Mann in Österreich, der seit 10 Jahren keinen Job hatte, der krank war und
deshalb keine Chance hatte. Ein Mensch, der die Armut erlebt hatte und auch
weiß, was es bedeutet in einem reichen Land wie Österreich abgestürzt zu sein.
Ein Mensch, der sicherlich vor mehr als 10 Jahren etwas anderes wollte, der
Pläne, der viele Wünsche hatte und sie dann auf einmal aufgeben musste – und
der jetzt wieder ein neues Leben beginnen darf. Das ist das, was mich gewundert
hat. Es ist ein Wunder, auch in unserem
Land, dass Menschen neu beginnen dürfen, auch nach vielen Jahren, wo man stets
das genaue Gegenteil erleben muss. Abgeschoben – und somit für immer
abgeschoben, abgelehnt und keine Chance mehr für etwas Neues. Dieser Mann,
ein Fremder für viele, hat wieder eine Chance bekommen und ein neues Leben und
dafür bin ich dankbar, auch wenn ich ihn nicht kenne. Doch diese Geschichte sagt mir viel mehr und es sollte auch ihnen zu Herzen gehen, was da nicht ausgesprochen
wurde. Das sollte ganz Österreich interessieren, wirklich. Da ist die Rede
vom Pirat, und man sieht ihn in Piratenrüstung. Piraten bringt man mit dem
Gesetz in Verbindung, sie haben etwas geraubt, Menschen ermordet auf hoher See.
Dieser unbewusste Hintergrund klingt da irgendwie mit, der Pirat vom Sozialamt.
Ist das wirklich die gängige Meinung von uns allen, von uns Österreichern, dass
ein Mensch, der nichts mehr arbeiten kann, aber es sicher wollte, nichts mehr
wert ist, bloß ein paar Hundert Euro, dass er uns heute nichts mehr zu sagen
hat? Kommt da nicht in manchen Staatsbürger eine Wut hoch, viele assoziieren
noch immer Menschen, die Sozialhilfe beziehen mit Sozialschmarotzer,
Arbeitsscheue, weil sie selbst sich für wertlos halten, ihre Arbeit hier wenig
oder kaum gewürdigt wird. Der Herr war krank und trotzdem wird er als Pirat
bezeichnet, er arbeitet bei der Partei der Tiroler Piraten, das ist es. Aber
diese Geschichte sagt trotzdem viel aus, mehr als man vermutet.
Zum einen sagt sie, dass
es nicht nur immer bergab gehen muss, und - dass der Staat für einen sorgt. Hätten
wir in Österreich mehr Geld, wäre dieses besser verteilt…könnte man vielen
Menschen besser helfen. Wir haben eine Sozialhilfe und seit kurzer Zeit eine
Mindestsicherung, das sind Errungenschaften, die notwendig geworden sind, da
stimme ich zu, weil die Armut sich ausgebreitet hat, doch wir können froh sein,
dass wir das in Österreich haben. Wir
haben noch immer einen Sozialstaat, in anderen Ländern Europas schaut es viel
schlimmer aus. Dafür sollten wir Österreicher alle dankbar sein, anstatt dazusitzen
und unser eigenes Unglück, unsere eigene Not zu betrachten und uns zu bedauern.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Mensch damit zufrieden war, dass er
vom Staat so wenig Geld bekam, er musste sich damit auseinander setzen und vor
allem mit sich selbst. Er durfte sich nicht selbst verlieren, die Hoffnung
nicht aufgeben, es gibt hier so viele ungesagte Worte, die nicht aufgeschrieben
wurden, doch eines sollte sich alle Österreicher und vor allem diejenigen, die
eine Arbeit haben und die Möglichkeit, zu handeln und etwas zu bewirken, in
diesem Land merken. Dieser Mensch hat
sehr viel getan, was man nicht mit Geld ausdrücken kann – und wofür ihm, denke
ich, kaum einer gedankt hat von seinen Lesern. Er hat mich wieder daran
erinnert, dass es bergauf gehen kann, für jeden von uns, auch nach sehr vielen
Krisen, es eine Lösung gibt, für alle unsere Problem, dass wir viel zu negativ
denken. Man weiter denken, an sich arbeiten muss, sich nicht aufgeben darf und
dass man nicht der letzte Dreck ist, auch wenn die anderen es so sehen wollen –
das ist die Leidgeschichte, doch es ist die Geschichte von jeden von uns. Wir alle sind wertvolle Menschen und darüber
muss man sich zuerst mal selbst im Klaren sein, dass man selbst Wert besitzt.
Das muss jeder für sich selbst regeln.
Man muss an sich glauben, dafür trägt jeder die Verantwortung.Ich frage
mich, was er alles in sich erfahren hat in diesen schlimmen Jahren, was hier in
diesem Zeitungsartikel nicht aufgeschrieben werden konnte. Er hat uns eine
Botschaft vermittelt, es geht um die ganz einfachen Dinge im Leben. Wir alle in
Österreich, wir alle auf dieser Welt haben noch immer eine Chance, es kann
bergauf gehen, wenn man in sich geht, wenn man einen unorthodoxen Weg geht,
wenn man das Vertrauen nicht aus dem Augen verliert, und wenn man das
furchtbare Leid selber kennen gelernt hat. Hier geht es um Erfahrungen, die er
weiter geben kann. Wer in Arbeit und Geld schwimmt, sollte dankbar dafür sein,
es sollte sich jeder von uns klar sein darüber, dass alle Menschen in unserem
Land wertvoll sind, jeder, auch der geringste von uns, diesem Volk etwas zu
sagen hat. Das wäre gelebte Demokratie. Nicht nur die Politiker sprechen
zu uns, wir antworten ihnen auch, wir sagen das, was wir als Staatsbürger zu
sagen haben. Das brauchen diese Menschen der Politik auch, das wäre notwendig,
die Verbindung zum Volk. Da geht es nicht um Wahlwerbung, um eine
Wahlschlacht…da geht es ums Mensch-Sein. Das fehlt, denke ich überall in der
Weltpolitik, nicht nur in unserer. Trotz der zahlreichen Medien, die wir haben,
brauchen wir den persönlichen Kontakt zu unseren Mitbürgern und dieser Mann
kann sowohl den Politikern als auch uns Bürgern etwas sagen. Es kann jeden hart
von uns treffen, Österreich steht nicht so rosig da, besser noch wie vielleicht
andere Ländern, doch die Zeiten sind schlecht, da könnten wir einander helfen
und alles an einem Menschen würdigen, einfach alles. An Würde mangelt es uns
zeitweise sehr, an eigener und an der, die man dem Mitmenschen darbringt.
Dieser Mann hat uns nichts gestohlen, er hat uns etwas gebracht, mir etwas in
Erinnerung gerufen, dass wir nicht aufgeben sollen. Ich sehe so viel Politikverdrossenheit, viele geben ihre Stimme nicht
mehr bei der Wahl ab, obwohl es erst mal etwas mehr als ein Jahrhundert her
ist, dass man für das Wahlrecht gekämpft hat, auch für die Frauen. Was machen
wir Österreicher mit all den Rechten, die wir haben? Nutzen wir alles, was uns
zur Verfügung steht? Viel zu viele lassen sich nur mehr berieseln und schimpfen
über die, die ganz oben stehen! Weiß der einzelne Staatsbürger überhaupt noch,
was gelebte Demokratie ist, was es bedeutet in Freiheit zu leben, in einem
Staat sich aufhalten zu dürfen, wo es immerhin noch mehr Rechte gibt als
woanders? Sind wir Österreicher wirklich alle so dankbar wie dieser eine Mann,
für den ein neues Leben beginnt? Haben nicht unzählige Menschen in diesem
Land mehr Möglichkeiten gehabt, ihr
Leben zu gestalten als dieser eine kranke Mann? Er hatte 10 Jahre warten
müssen und ist glücklich, dass es bergaufgeht. Was haben wir alle mit unserem Leben angefangen trotz unseres Reichtums?
Haben wir irgendetwas in diesem Land verbessert? Haben wir Menschen geholfen, die uns selbst halfen?
Oder haben wir alles liegen gelassen und nichts getan. Hier geht es um
Selbstverantwortung und diese vermisse ich sehr in unserem Staat. Wie erziehen
wir im Staate Österreich uns selbst zu Bürgern, die wissen, was auf dem Spiel
steht? Wir leben nicht auf einen friedlichen Planeten und es ist nicht die
Aufgabe eines Staatsbürgers jeden Tag vor dieser Kiste zu hocken, über die
Politik und ihre Führer zu schimpfen und selbst nichts zu tun. Da machen wir
uns es als Staatsbürger sehr leicht, nach Freiheit und Gerechtigkeit schreien,
wegen freien Wahlen auf die Straße zu gehen und selber keinen Beitrag zu leisten für dieses Land.
In einem schönen
Europa, in einem schönen Land sollte es um den eigenen Beitrag gehen, den jeder
gewillt ist zu leisten, freiwillig, für sich, die eigene Familie und für das
Wohl des Staates. Da hat keine Wut und kein Hass Platz, da geht es nicht um
Lügen, um Streitereien, da geht es nur um Menschen, die in Problemen stecken,
denen geholfen werden müsste und zwar schnell.
Wir haben Vorurteile, ein Wertsystem, das wir alle überdenken
sollten. Wir Österreicher sollten unser eigenes Glaubenssystem Tag für Tag hinterfragen,
nach neuen Glaubenssätzen Ausschau halten, wir sollten uns an unserer inneren
Weisheit orientieren, falls wir sie gefunden haben und auch an Menschen, die
uns ihre Weisheit offenbaren. Jeder kann uns etwas mitteilen, jeder vermag uns
an etwas zu erinnern, und sei es nur, dass man sich an Schlimmes erinnert, an
Dinge, die schon längst getan werden sollten, damit weiteres Unrecht nicht
geschieht. Menschen rufen in mir viele Erinnerungen wach und ich frage mich
seit ich hier lebe, wann es uns gelingen wird, das Bewusstsein der Menschen zu
heben, wann wir erkennen, dass dies ein notwendiger Schritt ist, der von allen
getragen werden muss, nicht nur von dem Politikern. Was wären die Politiker
ohne uns, das Volk. Sie sollten doch Vertreter des Volkes sein. Warum nicht uns
mitteilen, das sagen, was von Bedeutung ist, auch diese kleinen Dinge und die
Umkehrung gilt auch. Hinter alle Dinge schauen und das Unsichtbare und
Wesentliche erkennen, den Menschen in seiner Größe schauen. In unserem Land
muss daher etwas getan werden und es fängt bei uns allen an, bei den
Erwachsenen und unseren Kindern.. Wir tragen alle die Verantwortung für das,
was nicht ausgesprochen wurde, was unter dem Tisch fällt und doch so wichtig
ist. Wie erzieht man die Menschen zu mehr Verantwortung? Wie lehrt man sie zu solchen
Staatsbürgern zu werden, dass sie ihre Rechte wie ihre Pflichten kennen und sie
auch ausüben? Wie erzieht man Kinder so, dass aus ihnen rechtschaffene
Erwachsene werden, die bereit sind zu arbeiten zum Wohle aller und ihres
eigenen? Wie vollbringt man das Wunder, dass ein Volk seine Stimme erhebt, um
auf die Probleme, die im Lande da sind,
aufmerksam zu machen, um nach Lösungen zu streben und die Probleme zu
bewältigen ohne gewalttätig zu werden? Wir brauchen keinen weiteren Krieg, wir
benötigen Menschen, die Verantwortung zeigen, die jederzeit ihre Chance
erkennen, dass sie wachsen und sich entfalten können – mit friedlichen Mitteln.
Das heißt, wir haben Probleme noch immer und sie haben eine
Ursache:
Mangelndes Ur-Vertrauen,
mangelnde Selbstliebe, mangelndes Selbstvertrauen in die eigenen Stärken und
Fähigkeiten!