Fortsetzung 3, Die
Überraschung
Klaus: Ja, Herr Weber und
Herr Breitfuss, (wischt noch immer mit seinem Staubwedel herum), darum werde
ich ja heute für mich die Pensionierung beantragen.
Lange Zeit hört man nichts
von den beiden soeben genannten Herrn, die alle beide, jeder bei seinem
Schreibtisch sitzen und so tun, als würden sie etwas arbeiten, erst nach einer
gewissen Zeitspanne, wagt einer dieser Beamten seine Stimme zu erheben, während
Klaus weiter mit seinem Staubwedel über alles darüber streicht.
Breitfuss: Sagn Sie,
Herr…Herr Weber…sind Sie jetzt sehr beschäftigt?
Weber (blickt nicht einmal
auf, vertieft sich noch mehr)
Breitfuss: Weil ich ja
(hüstelt)…mit meiner Arbeit immens beschäftigt bin…und Sie…da sicherlich nicht
in ihrem Arbeitsstress stören möchte…
Weber (blättert noch eine
Seite weiter, eifrig bestrebt, seinen Arbeitseifer zu demonstrieren)
Klaus: Lassen sie sich nur
nicht bei ihrer intensiven Tätigkeit stören. Heute werde ich den Bundeskanzler
fragen…und …
Breitfuss( fällt ihm ins Wort):
Was sie nur immer mit dem Bundeskanzler haben…Herr Klaus. Wenn man in Pension
gehen will, fragt man doch net die Regierung.
Klaus: Das weiß ich, doch
ich bin ja der Weihnachtsmann, darum werde ich den Bundeskanzler fragen.
Breitfuss (witzelt, während
Weber demonstrativ das Hefterl weglegt und sich vor aller Augen einen dicken
Akt holt): Wieso fragens net den Innenminister oder den Staatssekretär…oder den
Verteidigungsminister, das ist noch besser. Warum ausgerechnet den
Bundeskanzler?
Klaus (bleibt stehen mitten
im Putzen): Weil der doch heute persönlich die Karten abholt, hier bei uns, in
diesem Gebäude!
Breitfuss: Was? Der Bundes….
(fängt nur zu lachen an, kichert weiter, während Weber aufschaut und Klaus
ernst drein schaut, dann beruhigt sich Breitfuss etwas wieder) Herr Klaus, des
war a guter Witz. Vielleicht erzählens uns noch, dass die ganze Regierung
auftaucht, bei der MA 2412, in diesem Rattennest von Wien, wo sich die Füchse
Gute Nacht sagen. (sieht den ernsten Blick von Weber und Klaus) Jetzt sagens
aber net, Herr Weber, dass sie des gewusst haben…(steht verärgert auf und sieht
den Akt) oiso, deswegen haben sie jetzt so getan, als würden sie arbeiten…des
ist ja a Frechheit von ihnen…(wird unterbrochen von Klaus)
Klaus: Sie haben das alles
gestern von der Knackal erfahren, wie sie hier war, doch sie beide haben es
wieder mal vorgezogen, nicht zuzuhören. Sie und der Herr Weber haben doch
dieses schreckliche Spiel gespielt, während ihre erste Sekretärin versucht hat,
ihnen etwas ganz bestimmtes zuzurufen.
Weber: Ich kann mich an nix
erinnern, Sie etwa?
Breitfuss: Na, aber von dem
Spiel weiß ich.
Weber: Ja, weil ich sie
dreimal geschlagen hab. Sie haben nämlich verloren, jedes Mal und dann habens
zum Schreien angfangen.
Breitfuss: Na Moment mal,
die Knackal hat ständig dazwischen geschrien. Diese komische Urschel hat keinen
Frieden gegeben, ständig hat uns etwas
erzählt…von einem Herrn, der am Apparat
war….
Klaus: Das war der
Bundeskanzler, der sich für heute angekündigt hat.
Weber: Ah so…und was will
der feine Herr hier?
Breitfuss: Na, a Inspektion
wird des werden…ob sie ihren Schreibtisch zusammengeräumt haben oder nicht.
Klaus: Auch das Fernsehen
wird dabei sein.
Weber: Was? Beim
Untersuchen meines Schreibtisches? Haben die an Huscher am Küniglberg?
Breitfuss: Vielleicht
entdecken sie endlich ihre Schundhefteln.
Weber: ….oder bei ihnen
diese vielen Autos. Es ist ja offensichtlich, dass sie die alle nur hier
während ihrer Arbeitszeit gebaut haben.
Breitfuss: Deswegen bin ich
ja hier, dass ich arbeite…apropo arbeiten. Wieso hakeln sie nicht, Herr Klaus?
Klaus: Weil ich schon
fertig bin!
Weber: Und warum machens es
net so wie früher?
Klaus: Sie meinen, ich soll
meine Kräfte benutzen als Weihnachtsmann? Nein, das will ich nicht mehr, ich
möchte jetzt wie alle anderen Österreicherinnern und Österreicher in den Genuss
eine Frühpension gehen.
Weber: Was heißt
Frühpension, mit ihren 385 Jahren nennen sie des früh? Andere hakeln nur bis 40
und schleichen sich dann. Und wir – wir sitzen noch immer hier…wo waren wir,
als wir so jung und schlank waren?
Klaus: Auf ihrer Weltreise.
Sie haben sich amüsiert in Asien.
Breitfuss: Mit den
feschesten Weibern…ich weiß.
Weber: Und sie….sie haben
nur g’schaut, dass was Gescheites zu essen kriegen…in Russland wie in China…(geht
zu Breitfuss Schreibtisch und holt das Bild seiner Frau hervor, ahmt ihre
Stimme nach) Engelbert, dast mir nur gesund wieder kummst…Engelbert…pass auf
dich auf.
Breitfuss(springt voller
Zorn vom Sessel auf, alles fliegt durcheinander, brüllt): Lassens meine Frau in
Ruhe…jesas…jetzt ist des ganze Zeug unten am Boden…
Weber (mit der Stimme der
Frau Breitfuss): Jetzt heißt Ordnung machen…Engelbert…weil der Bundeskanzler
kommt
Klaus: Die Karten werde ich
ihm überreichn…und dann werd ich ihn fragen…
Weber: Wieso wolln sie in
Pension gehen, Klaus? Wo sie es doch hier so gut habn? Jeden Tag könnens mein
Auto waschen…waun ichs ihnen anschaff.
Breitfuss steht vor der
Bescherung und versucht den Dreck vom Boden aufzuheben.
Weber: Ah bissl
flotter…weil die gesamte Regierung zu uns unterwegs ist….
Klaus: Nur der Bundeskanzler
und die Ministerin für Wissenschaft und Film.
Breitfuss (kniet und
schaufelt den Mist ein, erhebt sich mühselig): Jetzt diese Plackerei auch
noch…und wie mein Schreibtisch ausschaut.
Klaus: Da müsste mal einer
etwas tun.
Weber (bittend) Bitte Herr
Klaus…wie immer..wenns dringend ist…bevor sie den….den…sie wissen schon.
Klaus: …ich um meine
Pensionierung ansuche (ein Wink mit der Hand, Webers Platz ist aufgeräumt)
Breitfuss (sieht diese
Situation und rastet aus): Wo sie nur so getan haben, als würden sie was
arbeiten….und dem helfen sie noch, Klaus?
Klaus: Herr Breitfuss,
bitte. Ich bin jetzt mit meiner Arbeit fertig, (blickt auf die Uhr)…wir haben
nur mehr wenige Momente
Breitfuss: …und ich bin
noch nicht fertig.
Weber: Mit den Nerven
vielleicht schon…wie gestern, wo sie haushoch verloren haben…
Breitfuss: Erinnern sie
mich ja net noch einmal an dieses Match, wo sie gschummelt haben….
Weber: Und sie nicht?
Apropo Herr Klaus…hier sind die Autoschlüssel…
Klaus: Heute nicht mehr,
Herr Weber…ich habe zu tun (ein Wink mit der Hand und er selbst steht in einem
schönen Anzug da)
Breitfuss steht irritiert
da, auch Weber stutzt.
Weber: Und wir, was is mit
uns?
Klaus: Sie brauchen kein
schönes Gewand. Sie singen ein Lied
Weber: Zur Begrüßung der
Regierung singen wir was – nur über meine Leiche.
Breitfuss wird nicht
fertig, soeben ist ihm das eine Tablett mit den Autos aus der Hand gerutscht
und er zuckt so richtig aus. Weber und Klaus beobachten es von Ferne.
Breitfuss: Was is? Dass des
a nur mir passieren muss…grad in der letzten Minuten…der Schreibtisch…und meine
Autos…stundenlang bin ich hier gesessen und hab sie zusammen geklebt…und jetzt
des.
Weber: Da hörns es …nix hat
er hakelt in den letzten Monaten…bei de Autos war er.
Breitfuss: So helfen‘s ma
doch…waun de Regierung einaschaut ins Amtsgebäude…a Dreckhosen hab ich an
Weber: …und der
Pullover…ist a nicht mehr gerade der neueste.
Breitfuss: Dass die Knackal
uns alle so hängen lasst….nix sagt…
Klaus: Sie hat gestern, als
die beiden Herrn lautstark ihr Spiel hier ausgetragen haben in dem Büro,
verzweifelt versucht…sich Gehör zu verschaffen…
Weber: Dazwischen hats
gmeckert…und beim Spielen gestört…mit ihrem „Ein gewisser Herr ist am Apparat
und will sie unbedingt sprechen“
Breitfuss (seufzt): Des war
der Bundeskanzler…ma…was zieh ich jetzt an, des ist die alte Hosen…
Weber: Der wird’s schon net
merken…der sieht meinen schön zusammengeräumten Tisch…
Klaus: Und bei Ihnen wird
er nicht hinschauen.
Breitfuss (verzweifelt):
Schaun sie sich des an, Herr Klaus, können sie nicht etwas tun?
Klaus: Ich bin bereits
außer Dienst, (richtet sich seine Krawatte) Ich möchte auf die Frau Ministerin
einen guten Eindruck machen.
Weber: Sagens sie mal, wie
heißt den eigentlich die Frau…hm, ich meine die Frau Ministerin…kenn ich die?
Klaus: Sie sollten das ja
eigentlich wissen, denn ich habe sie beide in den letzten Tagen auf sie vorbereitet,
wie sie hier gesessen sind. Doch sie beide haben ihre Hausübung nicht gemacht.
Weber: Wer macht a schon
ane in politischer Bildung…oiso Klaus, wie heißt diese Frau…ich muss doch
wenigstens den Namen wissen.
Klaus: Wissen sie wenigstens
den des Bundeskanzlers?
Weber: Selbstverständlich,
Fischer heißt der, Dr. Heinz…was ist? Stimmt was net?
Klaus: Ich will mich dazu nicht
äußern
Weber: Was machen sie da,
wechseln sie ihre Hosen aus? (Breitfuss betrachtend).
Breitfuss: Ich hab
ausgerechnet heute keine Hosenträger mitgenommen, dann noch diesen Pulli…und
wenn mich die Frau Dr., des ist doch eine Frau Doktor, oder…Herr Klaus?
Weber: Was fragen’s mich…ich
kenn die beiden net…
Klaus: Der Fischer ist der
Bundespräsident, der Herr Bundeskanzler heißt…(sieht auf die Uhr)….so spät
schon, sie werden gleich hier sein.
Breitfuss: Was?
Weber: In dem Gwandl werden
sie an besonders guten Eindruck machen
Breitfuss: Und sie erst,
kann den Bundeskanzler net vom Präsidenten unterscheiden…hihihi
Weber: Und sie …haben getobt
wie gestern, wies verloren haben…so schauts aus…mit ihrer Hosen…ein Beamter
ohne Hosenträger.
Klaus: Sie kommen!
Weber: Woher wollen sie das
wissen?
Breitfuss: Er weiß es eben….und
was machen wir jetzt?
Klaus: Sie wollten doch
proben, ihre Rolle vorstellen für ihre Koproduktion
Weber: Des könn ma jetzt
machen. Sie haben das passende Kostüm, die Kulissen passen a…(auf den
Scherbenhaufen zeigend)
Breitfuss: Ich hör nichts…sie
etwa? (es ist ganz ruhig, er geht herum und man merkt, dass die Hose wirklich
nicht gut sitzt)
Klaus: Sie proben jetzt ein
Lied – das sie nachher vorsingen werden
Breitfuss: Wenn der Herr
Weber es schafft zu singen…der krächzt…hihihi…
Man hört tatsächlich leisen
Krach von unten.
Weber: Da kummt wirklich
ana…Klaus, was tun ma?
Klaus fängt als erster zu
singen an, Weber als zweiter, nur Breitfuss braucht noch eine gewisse Zeit,
dann stimmt auch er laut und falsch ins Lied ein:
Klaus: Wir Wiener…
Weber: von der Wiener….
Wir Wiener, von der Wiener
Beamtenschaft
wir regeln das alles das wär ja gelacht
Herr Breitfuss, Frau Knackal sind unterwegs
Herr Weber singt hier, hoffen wir, dass alles gut geht
wir regeln das alles das wär ja gelacht
Herr Breitfuss, Frau Knackal sind unterwegs
Herr Weber singt hier, hoffen wir, dass alles gut geht
Alle drei stehen beisammen
wie auf der Bühne und schreien laut und falsch:
Zu verkünden der Welt von dem Frieden
im All
die lieben Menschen, die sind überall
Die Türe geht auf, Frau Knackal lugt herein, dann macht
sie die Türe weiter auf und sogleich kommen die Leute vom ORF und filmen die
drei Sänger…die sich in ihrem Lied nicht unterbrechen lassen…
Klaus, Weber und Breitfuss (singend und tanzend):
drum gehen und schreiten wir im Beamtenschritt
wenn Österreich die Weltbühne betritt
wenn Österreich die Weltbühne betritt
Unsere Botschaft ist einfach, klipp
und klar
die Regierung ist heute bei uns auf einmal da!
Hurra, und a Glück für Wien
denn dort gibt’s noch Beamte
………………………………………..nix wie hin!
Jetzt werden die drei
Herrn von der Kamera voll im Bild erfasst, wie sie singen und tanzen, hinten
bei der offenen Tür drängen sich die Leute herein, man sieht den Bundeskanzler
und die Frau Ministerin, alle lauschen gespannt und applaudieren. Welch eine Überraschung!
die Regierung ist heute bei uns auf einmal da!
Hurra, und a Glück für Wien
denn dort gibt’s noch Beamte
………………………………………..nix wie hin!