Sonntag, 6. Mai 2012

MA2412, DIE Dreharbeiten,Fortsetzung 3


Fortsetzung 3, Die Überraschung


Klaus: Ja, Herr Weber und Herr Breitfuss, (wischt noch immer mit seinem Staubwedel herum), darum werde ich ja heute für mich die Pensionierung beantragen.

Lange Zeit hört man nichts von den beiden soeben genannten Herrn, die alle beide, jeder bei seinem Schreibtisch sitzen und so tun, als würden sie etwas arbeiten, erst nach einer gewissen Zeitspanne, wagt einer dieser Beamten seine Stimme zu erheben, während Klaus weiter mit seinem Staubwedel über alles darüber streicht.

Breitfuss: Sagn Sie, Herr…Herr Weber…sind Sie jetzt sehr beschäftigt?

Weber (blickt nicht einmal auf, vertieft sich noch mehr)

Breitfuss: Weil ich ja (hüstelt)…mit meiner Arbeit immens beschäftigt bin…und Sie…da sicherlich nicht in ihrem Arbeitsstress stören möchte…

Weber (blättert noch eine Seite weiter, eifrig bestrebt, seinen Arbeitseifer zu demonstrieren)

Klaus: Lassen sie sich nur nicht bei ihrer intensiven Tätigkeit stören. Heute werde ich den Bundeskanzler fragen…und …

Breitfuss( fällt ihm ins Wort): Was sie nur immer mit dem Bundeskanzler haben…Herr Klaus. Wenn man in Pension gehen will, fragt man doch net die Regierung.

Klaus: Das weiß ich, doch ich bin ja der Weihnachtsmann, darum werde ich den Bundeskanzler fragen.

Breitfuss (witzelt, während Weber demonstrativ das Hefterl weglegt und sich vor aller Augen einen dicken Akt holt): Wieso fragens net den Innenminister oder den Staatssekretär…oder den Verteidigungsminister, das ist noch besser. Warum ausgerechnet den Bundeskanzler?

Klaus (bleibt stehen mitten im Putzen): Weil der doch heute persönlich die Karten abholt, hier bei uns, in diesem Gebäude!

Breitfuss: Was? Der Bundes…. (fängt nur zu lachen an, kichert weiter, während Weber aufschaut und Klaus ernst drein schaut, dann beruhigt sich Breitfuss etwas wieder) Herr Klaus, des war a guter Witz. Vielleicht erzählens uns noch, dass die ganze Regierung auftaucht, bei der MA 2412, in diesem Rattennest von Wien, wo sich die Füchse Gute Nacht sagen. (sieht den ernsten Blick von Weber und Klaus) Jetzt sagens aber net, Herr Weber, dass sie des gewusst haben…(steht verärgert auf und sieht den Akt) oiso, deswegen haben sie jetzt so getan, als würden sie arbeiten…des ist ja a Frechheit von ihnen…(wird unterbrochen von Klaus)

Klaus: Sie haben das alles gestern von der Knackal erfahren, wie sie hier war, doch sie beide haben es wieder mal vorgezogen, nicht zuzuhören. Sie und der Herr Weber haben doch dieses schreckliche Spiel gespielt, während ihre erste Sekretärin versucht hat, ihnen etwas ganz bestimmtes zuzurufen.

Weber: Ich kann mich an nix erinnern, Sie etwa?

Breitfuss: Na, aber von dem Spiel weiß ich.

Weber: Ja, weil ich sie dreimal geschlagen hab. Sie haben nämlich verloren, jedes Mal und dann habens zum Schreien angfangen.

Breitfuss: Na Moment mal, die Knackal hat ständig dazwischen geschrien. Diese komische Urschel hat keinen Frieden gegeben, ständig hat uns etwas 
erzählt…von einem Herrn, der am Apparat war….

Klaus: Das war der Bundeskanzler, der sich für heute angekündigt hat.

Weber: Ah so…und was will der feine Herr hier?

Breitfuss: Na, a Inspektion wird des werden…ob sie ihren Schreibtisch zusammengeräumt haben oder nicht.

Klaus: Auch das Fernsehen wird dabei sein.

Weber: Was? Beim Untersuchen meines Schreibtisches? Haben die an Huscher am Küniglberg?

Breitfuss: Vielleicht entdecken sie endlich ihre Schundhefteln.

Weber: ….oder bei ihnen diese vielen Autos. Es ist ja offensichtlich, dass sie die alle nur hier während ihrer Arbeitszeit gebaut haben.

Breitfuss: Deswegen bin ich ja hier, dass ich arbeite…apropo arbeiten. Wieso hakeln sie nicht, Herr Klaus?

Klaus: Weil ich schon fertig bin!

Weber: Und warum machens es net so wie früher?

Klaus: Sie meinen, ich soll meine Kräfte benutzen als Weihnachtsmann? Nein, das will ich nicht mehr, ich möchte jetzt wie alle anderen Österreicherinnern und Österreicher in den Genuss eine Frühpension gehen.

Weber: Was heißt Frühpension, mit ihren 385 Jahren nennen sie des früh? Andere hakeln nur bis 40 und schleichen sich dann. Und wir – wir sitzen noch immer hier…wo waren wir, als wir so jung und schlank waren?

Klaus: Auf ihrer Weltreise. Sie haben sich amüsiert in Asien.

Breitfuss: Mit den feschesten Weibern…ich weiß.

Weber: Und sie….sie haben nur g’schaut, dass was Gescheites zu essen kriegen…in Russland wie in China…(geht zu Breitfuss Schreibtisch und holt das Bild seiner Frau hervor, ahmt ihre Stimme nach) Engelbert, dast mir nur gesund wieder kummst…Engelbert…pass auf dich auf.

Breitfuss(springt voller Zorn vom Sessel auf, alles fliegt durcheinander, brüllt): Lassens meine Frau in Ruhe…jesas…jetzt ist des ganze Zeug unten am Boden…

Weber (mit der Stimme der Frau Breitfuss): Jetzt heißt Ordnung machen…Engelbert…weil der Bundeskanzler kommt

Klaus: Die Karten werde ich ihm überreichn…und dann werd ich ihn fragen…

Weber: Wieso wolln sie in Pension gehen, Klaus? Wo sie es doch hier so gut habn? Jeden Tag könnens mein Auto waschen…waun ichs ihnen anschaff.

Breitfuss steht vor der Bescherung und versucht den Dreck vom Boden aufzuheben.

Weber: Ah bissl flotter…weil die gesamte Regierung zu uns unterwegs ist….

Klaus: Nur der Bundeskanzler und die Ministerin für Wissenschaft und Film.

Breitfuss (kniet und schaufelt den Mist ein, erhebt sich mühselig): Jetzt diese Plackerei auch noch…und wie mein Schreibtisch ausschaut.

Klaus: Da müsste mal einer etwas tun.

Weber (bittend) Bitte Herr Klaus…wie immer..wenns dringend ist…bevor sie den….den…sie wissen schon.

Klaus: …ich um meine Pensionierung ansuche (ein Wink mit der Hand, Webers Platz ist aufgeräumt)

Breitfuss (sieht diese Situation und rastet aus): Wo sie nur so getan haben, als würden sie was arbeiten….und dem helfen sie noch, Klaus?

Klaus: Herr Breitfuss, bitte. Ich bin jetzt mit meiner Arbeit fertig, (blickt auf die Uhr)…wir haben nur mehr wenige Momente

Breitfuss: …und ich bin noch nicht fertig.

Weber: Mit den Nerven vielleicht schon…wie gestern, wo sie haushoch verloren haben…

Breitfuss: Erinnern sie mich ja net noch einmal an dieses Match, wo sie gschummelt haben….

Weber: Und sie nicht? Apropo Herr Klaus…hier sind die Autoschlüssel…

Klaus: Heute nicht mehr, Herr Weber…ich habe zu tun (ein Wink mit der Hand und er selbst steht in einem schönen Anzug da)

Breitfuss steht irritiert da, auch Weber stutzt.

Weber: Und wir, was is mit uns?

Klaus: Sie brauchen kein schönes Gewand. Sie singen ein Lied

Weber: Zur Begrüßung der Regierung singen wir was – nur über meine Leiche.

Breitfuss wird nicht fertig, soeben ist ihm das eine Tablett mit den Autos aus der Hand gerutscht und er zuckt so richtig aus. Weber und Klaus beobachten es von Ferne.

Breitfuss: Was is? Dass des a nur mir passieren muss…grad in der letzten Minuten…der Schreibtisch…und meine Autos…stundenlang bin ich hier gesessen und hab sie zusammen geklebt…und jetzt des.

Weber: Da hörns es …nix hat er hakelt in den letzten Monaten…bei de Autos war er.

Breitfuss: So helfen‘s ma doch…waun de Regierung einaschaut ins Amtsgebäude…a Dreckhosen hab ich an

Weber: …und der Pullover…ist a nicht mehr gerade der neueste.

Breitfuss: Dass die Knackal uns alle so hängen lasst….nix sagt…

Klaus: Sie hat gestern, als die beiden Herrn lautstark ihr Spiel hier ausgetragen haben in dem Büro, verzweifelt versucht…sich Gehör zu verschaffen…

Weber: Dazwischen hats gmeckert…und beim Spielen gestört…mit ihrem „Ein gewisser Herr ist am Apparat und will sie unbedingt sprechen“

Breitfuss (seufzt): Des war der Bundeskanzler…ma…was zieh ich jetzt an, des ist die alte Hosen…

Weber: Der wird’s schon net merken…der sieht meinen schön zusammengeräumten Tisch…

Klaus: Und bei Ihnen wird er nicht hinschauen.

Breitfuss (verzweifelt): Schaun sie sich des an, Herr Klaus, können sie nicht etwas tun?

Klaus: Ich bin bereits außer Dienst, (richtet sich seine Krawatte) Ich möchte auf die Frau Ministerin einen guten Eindruck machen.

Weber: Sagens sie mal, wie heißt den eigentlich die Frau…hm, ich meine die Frau Ministerin…kenn ich die?

Klaus: Sie sollten das ja eigentlich wissen, denn ich habe sie beide in den letzten Tagen auf sie vorbereitet, wie sie hier gesessen sind. Doch sie beide haben ihre Hausübung nicht gemacht.

Weber: Wer macht a schon ane in politischer Bildung…oiso Klaus, wie heißt diese Frau…ich muss doch wenigstens den Namen wissen.

Klaus: Wissen sie wenigstens den des Bundeskanzlers?

Weber: Selbstverständlich, Fischer heißt der, Dr. Heinz…was ist? Stimmt was net?

Klaus: Ich will mich dazu nicht äußern

Weber: Was machen sie da, wechseln sie ihre Hosen aus? (Breitfuss betrachtend).

Breitfuss: Ich hab ausgerechnet heute keine Hosenträger mitgenommen, dann noch diesen Pulli…und wenn mich die Frau Dr., des ist doch eine Frau Doktor, oder…Herr Klaus?

Weber: Was fragen’s mich…ich kenn die beiden net…

Klaus: Der Fischer ist der Bundespräsident, der Herr Bundeskanzler heißt…(sieht auf die Uhr)….so spät schon, sie werden gleich hier sein.

Breitfuss: Was?

Weber: In dem Gwandl werden sie an besonders guten Eindruck machen

Breitfuss: Und sie erst, kann den Bundeskanzler net vom Präsidenten unterscheiden…hihihi

Weber: Und sie …haben getobt wie gestern, wies verloren haben…so schauts aus…mit ihrer Hosen…ein Beamter ohne Hosenträger.

Klaus: Sie kommen!

Weber: Woher wollen sie das wissen?

Breitfuss: Er weiß es eben….und was machen wir jetzt?

Klaus: Sie wollten doch proben, ihre Rolle vorstellen für ihre Koproduktion

Weber: Des könn ma jetzt machen. Sie haben das passende Kostüm, die Kulissen passen a…(auf den Scherbenhaufen zeigend)

Breitfuss: Ich hör nichts…sie etwa? (es ist ganz ruhig, er geht herum und man merkt, dass die Hose wirklich nicht gut sitzt)

Klaus: Sie proben jetzt ein Lied – das sie nachher vorsingen werden

Breitfuss: Wenn der Herr Weber es schafft zu singen…der krächzt…hihihi…
Man hört tatsächlich leisen Krach von unten.

Weber: Da kummt wirklich ana…Klaus, was tun ma?

Klaus fängt als erster zu singen an, Weber als zweiter, nur Breitfuss braucht noch eine gewisse Zeit, dann stimmt auch er laut und falsch ins Lied ein:

Klaus: Wir Wiener…

Weber: von der Wiener….

Wir Wiener, von der Wiener Beamtenschaft
wir regeln das alles das wär ja gelacht
Herr Breitfuss, Frau Knackal sind unterwegs
Herr Weber singt hier, hoffen wir, dass alles gut geht

Alle drei stehen beisammen wie auf der Bühne und schreien laut und falsch:

Zu verkünden der Welt von dem Frieden im All
die lieben Menschen, die sind überall

Die Türe geht auf, Frau Knackal lugt herein, dann macht sie die Türe weiter auf und sogleich kommen die Leute vom ORF und filmen die drei Sänger…die sich in ihrem Lied nicht unterbrechen lassen…

Klaus, Weber und Breitfuss (singend und tanzend):

drum gehen und schreiten wir im Beamtenschritt
wenn Österreich die Weltbühne betritt
Unsere Botschaft ist einfach, klipp und klar
die Regierung ist heute bei uns auf einmal da!
Hurra, und a Glück für Wien
denn dort gibt’s noch Beamte
………………………………………..nix wie hin!

Jetzt werden die drei Herrn von der Kamera voll im Bild erfasst, wie sie singen und tanzen, hinten bei der offenen Tür drängen sich die Leute herein, man sieht den Bundeskanzler und die Frau Ministerin, alle lauschen gespannt und applaudieren. Welch eine Überraschung!