Fortsetzung 5
Breitfuss und Weber alleine im Büro, wo
demnächst die ersten Szenen gedreht werden vom österreichischen Film, der eine
Ko-Produktion ist.
Weber hängt irgendwie an seinem
Schreibtisch, der irgendwo steht, der Verzweiflung nahe. Alles ist im
Durcheinander, in der Mitte steht noch immer schön geordnet die Couch mit zwei
Polstern, einer links und einer rechts, vom Bundeskanzler, sprich Produzenten
fehlt jede Spur.
Weber: A Wahnsinn…des… a so a Saustall
hier…im meinem Büro
Breitfuss (steht die Hände in die
Hosentaschen und schweigt lange): Die Knackal hat uns des einbrockt….jetzt san
ma mit dabei…bei dieser Co---Co…wie war des noch?
Weber: Koproduktion…hat er gsagt…a
internationale Besetzung, ma…
Breitfuss: A Katasstroph ….
Weber: Gedreht wir am Originalschauplatz…
Breitfuss: Auch gut…dann brauch ich meiner
Frau nichts erzählen….
Weber: Vollkoffer: Am Originalschauplatz!
Was er, wo der ist?
Breitfuss: Na…hier, sind wir do irgendwo
falsch…gehörn man vielleicht ins Bundeskanzleramt?
Weber: Depp…will an
Staatssekretärsessl….warum net gleich den Kameramann danach fragen….
Breitfuss: Es kennt halt net jeder den
Bundeskanzler…ich mein den falschen vom echten unterscheiden…
Klaus: Wenn sie genau aufgepasst hätten…
Breitfuss (sieht Klaus und wird zornig):
Na…waun ich nur sie seh..wird mir speiübel…
Weber: Ausse dieses Gsindel…uns zum Narrn
halten…mit diesen Weibern…damit wir endlich die Rolln annehmen…die uns die
Knackal ausgsuacht hat….
Breitfuss: A Frechheit von der Frau…kann net
amal anständige Schauspieler für uns organisieren…und wie die eine den Weber
spielt hat…a Katastrophen…viel zu fett und zu blad…
Weber: ….und zu schiach wollns sagn…und ihre
Funs da…die hat ihnen ordentlich ählich gschaut…zwei Hasenzähne
vorne…zwei…dabei habens nur an….
Breitfuss (bewegt sich Richtung Weber):
Sie…das brauche ich mir nicht bieten zu lassen…von ihnen …es reicht, dass die
alle abgerauscht sind…
Weber: Uns da hier zurück lassen…in diesem
Amtsgebäude…
Breitfuss: ….die haben ja die ganze MA 2412
auf den Kopf gestellt…schaun sie sich des an…alles wird neu gebaut…umgebaut…wie
kommen denn wir dazu…der eine Arbeiter hat gsagt…das ganze Gerümpel muss
weg…alles neu. Was des für ein Amtsgebäude sein soll?
Weber: Uns in unserer wohlverdienten Ruhe stören.
Reicht schon, dass uns die alten ausrangierten Sessel aus dem neugestrichenen
Parlament überlassen haben…aber jetzt noch daher kommen…und unser (es
klopft)…schönes Büro (es klopft lauter)…
Breitfuss: Es hat geklopft.
Weber: Was is? Wir haben heute keinen
Parteienverkehr. Unser schönes Büro von früher umbauen…ohne uns zu fragen… Was
ist?
Es klopft noch einmal, die Tür geht auf…und
der japanische Außenminister kommt herein.
Japaner: Saijonada…meine Herrn.
Weber: Können sie nicht anklopfen? Da hängt draußen
neben der Tür ein Schild….wissen sie, was da oben steht?
Japaner: Gar nichts, denn Schild ist weg,
alles weg…wegen Dreharbeiten. Äh….sie! haben nicht vielleicht gesehen
Bundeskanzler…ihren Chef?
Weber: Bundeskanzler? Hm…welchen?
Japaner: Sie scherzen, habe mir das schon
sagen lassen, dass Wiener Beamten sind sehr freundliche Leute. Ich komme direkt
von der japanischen Botschaft, mein Chauffeur wartet da draußen…der österr.
Bundeskanzler empfängt mich.
Weber: Der ist net do.
Japaner: Darf ich mich Ihnen vorstellen?
(geht auf ihn zu und schüttelt Weber widerwillig die Hand) Sehr erfreut.
Breitfuss dreht sich gleich um und will weg,
kann aber nicht, da Japaner seine Hand freundlich drückt gegen Breitfuss
Willen. Breitfuss verzieht sein Gesicht.
Japaner: Sehr erfreut. Hat mir soeben
versichert – sie spielen doch die Hauptrolle. Meine Frau darüber froh sein
werden
Weber (sitzt wieder gemütlich): Warum?
Japaner: Galadinner wird sein sehr gut,
meine Frau in Tokio und mein Sohn sie kennen lernen wollen.
Breitfuss: Wieso wollen die uns kennen
lernen?
Japaner: Sie – mit uns fahren.
Breitfuss: Wann?
Japaner: Zu Dreharbeiten! Frau hocherfreut,
ich auch – nochmals herzlichen Dank, sie hier zu sehen – so gute Schauspieler.
Breitfuss: Was heißt Schauspieler? Wieso
hocherfreut?
Weber: Idiot, sie verstehen nur Bahnhof…wie
fahrn da wieder umme…
Breitfuss: Wohin?
Weber: Wir – drehen am Originalschauplatz!!
Haben sie des endlich überrissen?
Breitfuss: Na, ist des ihr ernst?
Japaner: Alles organisiert, Kameramann,
Regisseur, Maskenbilder….alles schon da…und Vertrag…
Breitfuss: Was für ein Vertrag?
Japaner: Mit uns, mit unserer Regierung.
Ihre Regierung und meine…verstehen sie?
Weber: Und? Was schaut da für uns raus?
Breitfuss: Was soll da schon außerspringen?
Ein neues Auto vielleicht für sie?
Weber: A schöner Schlitten wär net
schlecht…und sie…was wolln sie?
Japaner: Ja, gutes japanisches Essen…das auf
jeden Fall…meine Frau wird gerne kochen für sie, für österreichische Gäste.
Breitfuss: Und….(etwas freundlicher werdend)….was
kann uns das Auswärtige Amt von Japan noch anbieten…welche Zuckerl gibt es da
für uns?
Knackal steht plötzlich bei der Tür: Ich
soll ihnen nur ausrichten…dass alles fertig ist…
Weber: Was ist fertig?
Knackal: ….und hihihi….dass die Leute
kommen…ich meine…die Regierung kommt….
Breitfuss: Welche Regierung?
Japaner: Na meine…und ihre….
Weber: Ah sie meinen den falschen
Bundeskanzler?
Knackal: Das dürfen sie nicht laut sagen.
Breitfuss (zornig): Der Herr…wie hat der
noch einmal geheißen…dieser Filmemacher…
Weber: Der kann mir den Buckel
runterrutschen…sich als Bundeskanzler ausgeben…
Knackal: Aber der Herr Bundeskanzler ist
wirklich da.
Weber: Hinaus Frau Knackal…hinaus…
Breitfuss: Ausse da…weg da von unserem
Drehort…hier wird gedreht..
Wir müssen noch üben….
Knackal: Ich geh ja schon…kommens Herr
Außenminister…
Weber: Weg sans…uns des antun…was
meinens…war der echt?
Breitfuss: Was? Der Japaner?
Weber: Wer sonst?
Breitfuss: Naja…hm…
Weber: Sie wissens net…
Breitfuss: Könnt a ….Falscher gewesen sein…
Weber: Ana von diesem verlogenen
Schauspielergsindel…gibt sich da für einen Minister aus.
Breitfuss: A Frechheit sag ich ihnen…und ich
hab schon mit an neuen Sessel gerechnet…im Bundeskanzleramt…
Das Telefon läutet.
Weber: Gehn ma hin?
Breitfuss: Ich net…das ist a falsch…wer
weiß, wer da am Apparat hängt…der falsche Bundeskanzler.
Weber: Die falsche japanische Krot….möcht
net wissen…was der hier spielt.
Klaus: Der Herr spielt den japanischen
Polizeibeamten Misukazimotu, den Vater des kleinen Junge.
Breitfuss:
Was? Von unserem kleinen…süßen Bengel…der überall die Bananen aufgehängt hat…?
Weber:
Des waren noch Zeiten…..do woar wos los. (man hört lauten Lärm, Stimmen) Da ist
jetzt was los….die kommen…diese ganze Schauspielerbande….
Breitfuss:
Und wir sind machtlos…da mit machen…doch die zwei Funsn…die uns spielen wollten…de
sind zu weit gegangen…
Weber:
Uns als Volltrotteln da hinstellen…und wir solln daneben sitzen und noch
zuschauen…do spieln ma gleich die Rolle selber und machen uns über die anderen
lustig.
Breitfuss:
So schlimm kanns ja net werden…meines net? A Rolle spieln?
Weber:
Wir brauchen eh nix lernen dabei…wir kennen des eh. Streiten, fies sein…uns
austoben.
Breitfuss:
Auch wieder wahr. Wer braucht schon von uns einen Schauspielunterricht? Möchte
net wissen, wie lang der Herr geprobt hat…der den falschen Bundeskanzler
gespielt hat…
Weber:
Na Stunden…alleine die Maske..bis die sitzt…dass er so ausschaut wie der echte…
Breitfuss:
Wenn das unsere Regierung wüsste, was sich da abspielt in so manchem
Amtsgebäude…die würde losheulen…über solche Volltrotteln, die da sitzen…
Weber:
Meinen sie da uns?
Breitfuss:
Wer redet von uns – ich meine diese Vollkoffer, die da tagtäglich aus und
eingehen, auf ihrem Beamtensessel sitzen und jeden Tag dieselbe Drecksarbeit
machen. Was leisten die schon? Solln endlich mal hinaus in die Welt so wie
wir…ins alltägliche Leben..schaun, wie es da draußen ist?
Weber:
Genau, vergammeln nur hinter ihrem Schreibtisch und wissen net, was die
Menschheit wirklich braucht. Amal auf Reisen gehen…des ist es…so wie wir…und
die Dinge sehn…die wir gsehn habn….
Breitfuss:
Die Leut wissen doch nichts, hocken nur vor ihrer Klotze….und sehn nichts…amal
ins wahre Leben da hinaus…und denen allen die Meinung sagen…
Weber:
Wie damals in China…na da hat der geschaut…wie ich ihms gezeigt hab…
Breitfuss:
Und ich erst…uns so an Dreck andrehen…die Menschheit weiß gar nicht, wie
verkommen sie sind…überall Verbrecher, Rauschgiftler…
Weber:
Was?
Breitfuss:
Na sie wissen schon…diese Drogendealer…Verbrecher, wohin man schaut…überall
geldgierig, dumm…. verblödet….und die hocken hier hinter ihren
Schreibtischen…und erleben nix…
Weber:
Wissen nix…weiß net denken kennen
Breitfuss:
Weil sie sich nichts sagen traun.
Weber:
Keine eigene Meinung haben… Wir…haben uns ja nichts gepfiffen, an Dreck
geschert…um des, was diese Regierungsleut da gemacht haben…uns für blöd
verkaufen. Darum sind wir überall so beliebt gewesen…und eingladen habens uns
in Japan…wie Ehrengäste behandelt….mit der Ehrlichkeit kommt man weiter.
Breitfuss:
Nur des Essen war schlecht. Das hat schon in Russland angfangen…mit diese
Fischeier…wenn ich ans Essen denk…drückt mich heut noch der Magen…
Weber:
Gsehn hab ma auch genug.Das sollten sich alle, die hinter einem Schreibtisch
sitzen…mal gsagt haben lassen…ka Ahnung von irgendwas, nichts wissen von den
Problemen in der Welt…nur irgendwas nachplappern. selber nix erforscht habn…auf
eigene Faust…nichts erlebt haben…keine eigenen Erfahrungen gesammelt habn…
Breitfuss:
Wie sie diese russischen Agenten ausgeschaltet haben bei diesem Flieger…wissen
sie des noch?
Weber:
Ja…ausgetrickst….weils uns bespitzeln wollten…die ganze Zeit…diese Doppelagenten,
diese Gfrasta…überall in den Medien…diese Lügen…die ganze Zeit ein falsches
Spiel treiben…die Wahrheit vor uns verschleiern…
Breitfuss:
Doch die Zeiten sind vorbei…wo da irgendeine Nation…uns noch was vormachen
kann…wir sind auch jemand…wir haben ein Zeichen gesetzt…
Weber:
Sie haben zwar keine Brandrede gehalten in Japan…
Breitfuss:
Da war der kleine Japaner schuld…und des Mikrophon…
Weber:
Wie kann man des Kind auch nur als Alien verkleidet auf die Konferenz
schicken…apropo Konferenz…da ist a
kleines Missgeschick passiert…
Breitfuss:
Was heißt klein? Eingelocht habens mich…doch die Regierung hat mich
rausgeholt…weil sie gewusst hat…dass wir im Recht sind..alle haben uns für
Spinner gehalten…uns zwei…weil wir da von Ufos und Aliens geredet haben…und was
habens jetzt davon? (lauter werden) was hat ihnen des alles gebracht…dass sie
überall die Menschheit angelogen haben? So viele Jahrzehnte? Nichts!
Weber:
Nix, denn jetzt haltens jedes Jahr eine Konferenz ab…über die Sicherheit und
den WEltfrieden…und des habens uns zu verdanken..uns zwei..einfachen Beamten
aus Wien…wenn wir net gewesen wären..wäre nichts passiert.
Breitfuss:
Säßen wir da wie alle anderen hinterm Computer und wären genau solche
verkommende Stümper. Ich sage es ja immer, eine gescheite Bildungspolitik muss
mehr. Bildung, Wissen! ….Sehn sie
irgendjemanden?
Weber:
Na…und sie? Hier ein Chaos anzurichten…unser Büro…so zuzurichten…und alles für
einen Film?
Breitfuss:
Horchens…jetzt kommen die Stimmen näher…(es wird lauter)
Die
Tür geht auf und es kommen irgendwelche Leute herein, das Zimmer füllt sich,
zuletzt erscheinen Knackal und Klaus zufrieden und lachend. Weber und Breitfuss
schauen sich an. Was geht eigentlich hier ab? Dann passiert folgendes. Vor der
Eingangstür steht das ORF Team, in Bereitschaft, der Kameramann schwenkt um und
schiebt sich mit seiner Kamera ins Büro herein, alle sind ruhig im
Raum….bis…die Regierung kommt oder das, was halt nach Regierung ausschaut.
Weber und Breitfuss verziehen das Gesicht, da erscheint doch tatsächlich wieder
dieser Schauspielerkanzler und, oho, der eine andere Herr schaut so aus, als
wäre er der Herr Bundespräsident, daneben steht irgendeine Frau, die beide
Herrn irgendwo schon gesehen haben, fragt sich nur wo. Breitfuss hebt es den
Magen, Weber gähnt vor Langweile. So ein Affentheater, das hier aufgeführt wird
von diesen Schauspielern. Wird Zeit, dass er wieder mal eine anständige Arbeit
bekommt.
Weber
(leise vor sich hin): Schauspielergsindel…
Breitfuss
(leise): Uns da wieder hineinlegen. Der kann sich seinen
Staatssekretärsessel hinstellen wo er
will…
Weitere
Gäste kommen, die Weber und Breitfuss nicht kennen. Ein Mann tritt vor und
spricht:
Sehr
geehrtes Publikum! Im Namen der österreichischen Regierung, des Herrn
Bundespräsidenten, des Herrn Bundeskanzlers und der Frau Ministerin für Kunst und
Film darf ich Sie heute alle hier begrüßen, Sie alle willkommen heißen zu
unserem ersten Drehtag dieses neuen österreichischen Films.(mehr ist nicht mehr
zu hören, denn unsere beiden Herren scheinen für alles nur mehr taube Ohren zu
haben)
Während
die Rede andauert und lange und ausführlich gesprochen wird, steht Klaus etwas
nebenan und erklärt.
Klaus:
Für unsere Mitarbeiter von der MA 2412 wird das ein sehr denkwürdiger Tag.
Dieser Film lässt die Geschichte der MA 2412 in einem völlig neuen Glanz
erstrahlen, wie ihn die Welt noch nie zuvor gesehen hat. Herr Weber wird wieder
von Herrn Weber gespielt, Herr Breitfuss spielt sich wieder selbst, weil jeder
am besten die Rolle übernimmt, für die er geboren wurde. Nur ich werde nach
dieser Weltreise in den wohlverdientenRuhestand treten, denn die Menschheit
wird selber diesen Zauber vollbringen, den sie braucht. Ein Weihnachtsmann, der
Geschenke austeilt, wird nicht mehr nötig sein, die Menschen werden sich selbst
beschenken und dafür sorgen, dass Frieden und mehr Gerechtigkeit in der Welt
vorherrschen, das ist es, was dieser Film den Menschen bringen soll, mehr Bewusstsein
über sein eigenes Leben, mehr Verantwortungsbewusstsein, mehr Mut, mehr Wissen
zu haben, um Dinge zu tun, wie unsere beiden Helden hier….
Das
Bild von Klaus verblasst und man hört die letzten Worte des Bundespräsidenten.
Bundespräsident:
…und es ist mir eine besondere Freude Ihnen versichern zu können, dass dieser
Film notwendig ist, um unser Land wieder in einem anderen Licht erscheinen zu
lassen. Wir Österreicher können der Welt viel geben, auch mit diesem Film und
dieser österreichische Film trägt sicherlich zum Weltfrieden bei
Tosender
Applaus, Weber und Breitfuss etwas abseits.