Montag, 28. Mai 2012

MA 2412 Die Dreharbeiten Fortsetzung 5



Fortsetzung 5

Breitfuss und Weber alleine im Büro, wo demnächst die ersten Szenen gedreht werden vom österreichischen Film, der eine Ko-Produktion ist.

Weber hängt irgendwie an seinem Schreibtisch, der irgendwo steht, der Verzweiflung nahe. Alles ist im Durcheinander, in der Mitte steht noch immer schön geordnet die Couch mit zwei Polstern, einer links und einer rechts, vom Bundeskanzler, sprich Produzenten fehlt jede Spur.

Weber: A Wahnsinn…des… a so a Saustall hier…im meinem Büro

Breitfuss (steht die Hände in die Hosentaschen und schweigt lange): Die Knackal hat uns des einbrockt….jetzt san ma mit dabei…bei dieser Co---Co…wie war des noch?

Weber: Koproduktion…hat er gsagt…a internationale Besetzung, ma…

Breitfuss: A Katasstroph ….

Weber: Gedreht wir am Originalschauplatz…

Breitfuss: Auch gut…dann brauch ich meiner Frau nichts erzählen….

Weber: Vollkoffer: Am Originalschauplatz! Was er, wo der ist?

Breitfuss: Na…hier, sind wir do irgendwo falsch…gehörn man vielleicht ins Bundeskanzleramt?

Weber: Depp…will an Staatssekretärsessl….warum net gleich den Kameramann danach fragen….

Breitfuss: Es kennt halt net jeder den Bundeskanzler…ich mein den falschen vom echten unterscheiden…

Klaus: Wenn sie genau aufgepasst hätten…
Breitfuss (sieht Klaus und wird zornig): Na…waun ich nur sie seh..wird mir speiübel…

Weber: Ausse dieses Gsindel…uns zum Narrn halten…mit diesen Weibern…damit wir endlich die Rolln annehmen…die uns die Knackal ausgsuacht hat….

Breitfuss: A Frechheit von der Frau…kann net amal anständige Schauspieler für uns organisieren…und wie die eine den Weber spielt hat…a Katastrophen…viel zu fett und zu blad…

Weber: ….und zu schiach wollns sagn…und ihre Funs da…die hat ihnen ordentlich ählich gschaut…zwei Hasenzähne vorne…zwei…dabei habens nur an….

Breitfuss (bewegt sich Richtung Weber): Sie…das brauche ich mir nicht bieten zu lassen…von ihnen …es reicht, dass die alle abgerauscht sind…

Weber: Uns da hier zurück lassen…in diesem Amtsgebäude…

Breitfuss: ….die haben ja die ganze MA 2412 auf den Kopf gestellt…schaun sie sich des an…alles wird neu gebaut…umgebaut…wie kommen denn wir dazu…der eine Arbeiter hat gsagt…das ganze Gerümpel muss weg…alles neu. Was des für ein Amtsgebäude sein soll?

Weber: Uns in unserer wohlverdienten Ruhe stören. Reicht schon, dass uns die alten ausrangierten Sessel aus dem neugestrichenen Parlament überlassen haben…aber jetzt noch daher kommen…und unser (es klopft)…schönes Büro (es klopft lauter)…

Breitfuss: Es hat geklopft.

Weber: Was is? Wir haben heute keinen Parteienverkehr. Unser schönes Büro von früher umbauen…ohne uns zu fragen… Was ist?

Es klopft noch einmal, die Tür geht auf…und der japanische Außenminister kommt herein.

Japaner: Saijonada…meine Herrn.

Weber: Können sie nicht anklopfen? Da hängt draußen neben der Tür ein Schild….wissen sie, was da oben steht?

Japaner: Gar nichts, denn Schild ist weg, alles weg…wegen Dreharbeiten. Äh….sie! haben nicht vielleicht gesehen Bundeskanzler…ihren Chef?

Weber: Bundeskanzler? Hm…welchen?

Japaner: Sie scherzen, habe mir das schon sagen lassen, dass Wiener Beamten sind sehr freundliche Leute. Ich komme direkt von der japanischen Botschaft, mein Chauffeur wartet da draußen…der österr. Bundeskanzler empfängt mich.

Weber: Der ist net do.

Japaner: Darf ich mich Ihnen vorstellen? (geht auf ihn zu und schüttelt Weber widerwillig die Hand) Sehr erfreut.

Breitfuss dreht sich gleich um und will weg, kann aber nicht, da Japaner seine Hand freundlich drückt gegen Breitfuss Willen. Breitfuss verzieht sein Gesicht.

Japaner: Sehr erfreut. Hat mir soeben versichert – sie spielen doch die Hauptrolle. Meine Frau darüber froh sein werden

Weber (sitzt wieder gemütlich):  Warum?

Japaner: Galadinner wird sein sehr gut, meine Frau in Tokio und mein Sohn sie kennen lernen wollen.

Breitfuss: Wieso wollen die uns kennen lernen?

Japaner: Sie – mit uns fahren.

Breitfuss: Wann?

Japaner: Zu Dreharbeiten! Frau hocherfreut, ich auch – nochmals herzlichen Dank, sie hier zu sehen – so gute Schauspieler.

Breitfuss: Was heißt Schauspieler? Wieso hocherfreut?

Weber: Idiot, sie verstehen nur Bahnhof…wie fahrn da wieder umme…

Breitfuss: Wohin?

Weber: Wir – drehen am Originalschauplatz!! Haben sie des endlich überrissen?

Breitfuss: Na, ist des ihr ernst?

Japaner: Alles organisiert, Kameramann, Regisseur, Maskenbilder….alles schon da…und Vertrag…

Breitfuss: Was für ein Vertrag?

Japaner: Mit uns, mit unserer Regierung. Ihre Regierung und meine…verstehen sie?

Weber: Und? Was schaut da für uns raus?

Breitfuss: Was soll da schon außerspringen? Ein neues Auto vielleicht für sie?

Weber: A schöner Schlitten wär net schlecht…und sie…was wolln sie?

Japaner: Ja, gutes japanisches Essen…das auf jeden Fall…meine Frau wird gerne kochen für sie, für österreichische Gäste.

Breitfuss: Und….(etwas freundlicher werdend)….was kann uns das Auswärtige Amt von Japan noch anbieten…welche Zuckerl gibt es da für uns?

Knackal steht plötzlich bei der Tür: Ich soll ihnen nur ausrichten…dass alles fertig ist…

Weber: Was ist fertig?

Knackal: ….und hihihi….dass die Leute kommen…ich meine…die Regierung kommt….

Breitfuss: Welche Regierung?

Japaner: Na meine…und ihre….

Weber: Ah sie meinen den falschen Bundeskanzler?

Knackal: Das dürfen sie nicht laut sagen.

Breitfuss (zornig): Der Herr…wie hat der noch einmal geheißen…dieser Filmemacher…

Weber: Der kann mir den Buckel runterrutschen…sich als Bundeskanzler ausgeben…

Knackal: Aber der Herr Bundeskanzler ist wirklich da.

Weber: Hinaus Frau Knackal…hinaus…

Breitfuss: Ausse da…weg da von unserem Drehort…hier wird gedreht..
Wir müssen noch üben….

Knackal: Ich geh ja schon…kommens Herr Außenminister…

Weber: Weg sans…uns des antun…was meinens…war der echt?

Breitfuss: Was? Der Japaner?

Weber: Wer sonst?

Breitfuss: Naja…hm…

Weber: Sie wissens net…

Breitfuss: Könnt a ….Falscher gewesen sein…

Weber: Ana von diesem verlogenen Schauspielergsindel…gibt sich da für einen Minister aus.

Breitfuss: A Frechheit sag ich ihnen…und ich hab schon mit an neuen Sessel gerechnet…im Bundeskanzleramt…

Das Telefon läutet.

Weber: Gehn ma hin?

Breitfuss: Ich net…das ist a falsch…wer weiß, wer da am Apparat hängt…der falsche Bundeskanzler.

Weber: Die falsche japanische Krot….möcht net wissen…was der hier spielt.

Klaus: Der Herr spielt den japanischen Polizeibeamten Misukazimotu, den Vater des kleinen Junge.

Breitfuss: Was? Von unserem kleinen…süßen Bengel…der überall die Bananen aufgehängt hat…?

Weber: Des waren noch Zeiten…..do woar wos los. (man hört lauten Lärm, Stimmen) Da ist jetzt was los….die kommen…diese ganze Schauspielerbande….

Breitfuss: Und wir sind machtlos…da mit machen…doch die zwei Funsn…die uns spielen wollten…de sind zu weit gegangen…

Weber: Uns als Volltrotteln da hinstellen…und wir solln daneben sitzen und noch zuschauen…do spieln ma gleich die Rolle selber und machen uns über die anderen lustig.

Breitfuss: So schlimm kanns ja net werden…meines net? A Rolle spieln?

Weber: Wir brauchen eh nix lernen dabei…wir kennen des eh. Streiten, fies sein…uns austoben.

Breitfuss: Auch wieder wahr. Wer braucht schon von uns einen Schauspielunterricht? Möchte net wissen, wie lang der Herr geprobt hat…der den falschen Bundeskanzler gespielt hat…

Weber: Na Stunden…alleine die Maske..bis die sitzt…dass er so ausschaut wie der echte…

Breitfuss: Wenn das unsere Regierung wüsste, was sich da abspielt in so manchem Amtsgebäude…die würde losheulen…über solche Volltrotteln, die da sitzen…

Weber: Meinen sie da uns?

Breitfuss: Wer redet von uns – ich meine diese Vollkoffer, die da tagtäglich aus und eingehen, auf ihrem Beamtensessel sitzen und jeden Tag dieselbe Drecksarbeit machen. Was leisten die schon? Solln endlich mal hinaus in die Welt so wie wir…ins alltägliche Leben..schaun, wie es da draußen ist?

Weber: Genau, vergammeln nur hinter ihrem Schreibtisch und wissen net, was die Menschheit wirklich braucht. Amal auf Reisen gehen…des ist es…so wie wir…und die Dinge sehn…die wir gsehn habn….

Breitfuss: Die Leut wissen doch nichts, hocken nur vor ihrer Klotze….und sehn nichts…amal ins wahre Leben da hinaus…und denen allen die Meinung sagen…

Weber: Wie damals in China…na da hat der geschaut…wie ich ihms gezeigt hab…

Breitfuss: Und ich erst…uns so an Dreck andrehen…die Menschheit weiß gar nicht, wie verkommen sie sind…überall Verbrecher, Rauschgiftler…

Weber: Was?

Breitfuss: Na sie wissen schon…diese Drogendealer…Verbrecher, wohin man schaut…überall geldgierig, dumm…. verblödet….und die hocken hier hinter ihren Schreibtischen…und erleben nix…

Weber: Wissen nix…weiß net denken kennen

Breitfuss: Weil sie sich nichts sagen traun.

Weber: Keine eigene Meinung haben… Wir…haben uns ja nichts gepfiffen, an Dreck geschert…um des, was diese Regierungsleut da gemacht haben…uns für blöd verkaufen. Darum sind wir überall so beliebt gewesen…und eingladen habens uns in Japan…wie Ehrengäste behandelt….mit der Ehrlichkeit kommt man weiter.

Breitfuss: Nur des Essen war schlecht. Das hat schon in Russland angfangen…mit diese Fischeier…wenn ich ans Essen denk…drückt mich heut noch der Magen…

Weber: Gsehn hab ma auch genug.Das sollten sich alle, die hinter einem Schreibtisch sitzen…mal gsagt haben lassen…ka Ahnung von irgendwas, nichts wissen von den Problemen in der Welt…nur irgendwas nachplappern. selber nix erforscht habn…auf eigene Faust…nichts erlebt haben…keine eigenen Erfahrungen gesammelt habn…

Breitfuss: Wie sie diese russischen Agenten ausgeschaltet haben bei diesem Flieger…wissen sie des noch?

Weber: Ja…ausgetrickst….weils uns bespitzeln wollten…die ganze Zeit…diese Doppelagenten, diese Gfrasta…überall in den Medien…diese Lügen…die ganze Zeit ein falsches Spiel treiben…die Wahrheit vor uns verschleiern…

Breitfuss: Doch die Zeiten sind vorbei…wo da irgendeine Nation…uns noch was vormachen kann…wir sind auch jemand…wir haben ein Zeichen gesetzt…

Weber: Sie haben zwar keine Brandrede gehalten in Japan…

Breitfuss: Da war der kleine Japaner schuld…und des Mikrophon…

Weber: Wie kann man des Kind auch nur als Alien verkleidet auf die Konferenz schicken…apropo Konferenz…da ist  a kleines Missgeschick passiert…

Breitfuss: Was heißt klein? Eingelocht habens mich…doch die Regierung hat mich rausgeholt…weil sie gewusst hat…dass wir im Recht sind..alle haben uns für Spinner gehalten…uns zwei…weil wir da von Ufos und Aliens geredet haben…und was habens jetzt davon? (lauter werden) was hat ihnen des alles gebracht…dass sie überall die Menschheit angelogen haben? So viele Jahrzehnte? Nichts!

Weber: Nix, denn jetzt haltens jedes Jahr eine Konferenz ab…über die Sicherheit und den WEltfrieden…und des habens uns zu verdanken..uns zwei..einfachen Beamten aus Wien…wenn wir net gewesen wären..wäre nichts passiert.

Breitfuss: Säßen wir da wie alle anderen hinterm Computer und wären genau solche verkommende Stümper. Ich sage es ja immer, eine gescheite Bildungspolitik muss mehr. Bildung, Wissen!  ….Sehn sie irgendjemanden?

Weber: Na…und sie? Hier ein Chaos anzurichten…unser Büro…so zuzurichten…und alles für einen Film?

Breitfuss: Horchens…jetzt kommen die Stimmen näher…(es wird lauter)



Die Tür geht auf und es kommen irgendwelche Leute herein, das Zimmer füllt sich, zuletzt erscheinen Knackal und Klaus zufrieden und lachend. Weber und Breitfuss schauen sich an. Was geht eigentlich hier ab? Dann passiert folgendes. Vor der Eingangstür steht das ORF Team, in Bereitschaft, der Kameramann schwenkt um und schiebt sich mit seiner Kamera ins Büro herein, alle sind ruhig im Raum….bis…die Regierung kommt oder das, was halt nach Regierung ausschaut. Weber und Breitfuss verziehen das Gesicht, da erscheint doch tatsächlich wieder dieser Schauspielerkanzler und, oho, der eine andere Herr schaut so aus, als wäre er der Herr Bundespräsident, daneben steht irgendeine Frau, die beide Herrn irgendwo schon gesehen haben, fragt sich nur wo. Breitfuss hebt es den Magen, Weber gähnt vor Langweile. So ein Affentheater, das hier aufgeführt wird von diesen Schauspielern. Wird Zeit, dass er wieder mal eine anständige Arbeit bekommt.

Weber (leise vor sich hin): Schauspielergsindel…

Breitfuss (leise): Uns da wieder hineinlegen. Der kann sich seinen Staatssekretärsessel  hinstellen wo er will…

Weitere Gäste kommen, die Weber und Breitfuss nicht kennen. Ein Mann tritt vor und spricht:

Sehr geehrtes Publikum! Im Namen der österreichischen Regierung, des Herrn Bundespräsidenten, des Herrn Bundeskanzlers und der Frau Ministerin für Kunst und Film darf ich Sie heute alle hier begrüßen, Sie alle willkommen heißen zu unserem ersten Drehtag dieses neuen österreichischen Films.(mehr ist nicht mehr zu hören, denn unsere beiden Herren scheinen für alles nur mehr taube Ohren zu haben)

Während die Rede andauert und lange und ausführlich gesprochen wird, steht Klaus etwas nebenan und erklärt.

Klaus: Für unsere Mitarbeiter von der MA 2412 wird das ein sehr denkwürdiger Tag. Dieser Film lässt die Geschichte der MA 2412 in einem völlig neuen Glanz erstrahlen, wie ihn die Welt noch nie zuvor gesehen hat. Herr Weber wird wieder von Herrn Weber gespielt, Herr Breitfuss spielt sich wieder selbst, weil jeder am besten die Rolle übernimmt, für die er geboren wurde. Nur ich werde nach dieser Weltreise in den wohlverdientenRuhestand treten, denn die Menschheit wird selber diesen Zauber vollbringen, den sie braucht. Ein Weihnachtsmann, der Geschenke austeilt, wird nicht mehr nötig sein, die Menschen werden sich selbst beschenken und dafür sorgen, dass Frieden und mehr Gerechtigkeit in der Welt vorherrschen, das ist es, was dieser Film den Menschen bringen soll, mehr Bewusstsein über sein eigenes Leben, mehr Verantwortungsbewusstsein, mehr Mut, mehr Wissen zu haben, um Dinge zu tun, wie unsere beiden Helden hier….

Das Bild von Klaus verblasst und man hört die letzten Worte des Bundespräsidenten.

Bundespräsident: …und es ist mir eine besondere Freude Ihnen versichern zu können, dass dieser Film notwendig ist, um unser Land wieder in einem anderen Licht erscheinen zu lassen. Wir Österreicher können der Welt viel geben, auch mit diesem Film und dieser österreichische Film trägt sicherlich zum Weltfrieden bei

Tosender Applaus, Weber und Breitfuss etwas abseits.