Fortsetzung
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MA 2412 in Indien und Indonesien
Irgendwo in Indien, in einer typisch indischen Stadt,
Frauen mit Saris, Männer in ihren bunten Gewändern, Weber mit Kopfbedeckung und
Brille bei der Kamera. Soeben beginnt die erste Szene. Ein leerer Platz, die
Menschen stehen am Rand. Breitfuss, der Hauptdarsteller, tritt auf, bekleidet
nur mit einem weißen Männergewand um die Hüfte. Die Leute applaudieren, Weber
gibt das Zeichen zum Filmen, die Klappe fällt. Breitfuss hebt den indischen
Säbel vom Boden auf, fuchtelt in der Luft mit ihm herum, Weber nimmt ihn voll
ins Bild, alles passt, die Arbeit läuft wie am Schnürchen. Doch, ehe Breitfuss
nur ein Wort gesagt hat, teilt sich plötzlich die Menschenmenge, sie tritt
freiwillig zurück, eine heilige Kuh betritt den Raum, dann noch eine, diese
erfasst Breitfuss von hinten etwas und schupst ihn, sodass er zu Boden fällt.
Vorbei ist alles, bevor die erste Szene noch fertig war. Wutentbrannt springt
Weber von seinem Sitz auf, brüllt laut in die Menge, die nur tobt, scheinbar
glauben alle Umstehenden, dies gehört zur Szene. Weber läuft auf Breitfuss zu,
will ihm aufhelfen, denn dieser liegt noch immer verletzt am Boden, getreten
von einer heiligen Kuh, da geschieht das nächste Unglück. Eine Gruppe von
indischen Affen macht sich über die Kamera her, einer stihlt das Mikrophon, ein
anderer hockt auf Webers Sessel und blickt durch die Kamera. Weber kann es
nicht fassen. Da liegt sein einziger Schauspieler am Boden verletzt, währen die
Menschen die zwei Kühe und die Affen voller Bewunderung anstarren. Groß ist der
Jubel über die erste indische Szene.
Weber schlägt die Hände zusammen und murmelt noch: A
Wahnsinn, des halt ich net aus.
Wieder in Wien, im Bürogebäude.
Weber: A Wahnsinn, Herr Klaus, na…die Affen….dort, die
haben meine Kamera zerlegt…mir des Kappl vom Kopf g’rissen… …viel lieber dreh
ich wo anders…
Breitfuss (noch immer geschockt): Und mir…tun noch immer
die Knochen weh…von dem Sturz…war doch vielleicht a Ochs und keine Kuh…
Klaus (beruhigend) Sie sollten vielleicht doch ein
anderes Land wählen, nicht
wahr?
Ehe die beiden Männer noch etwas entgegnen können,
befinden sie sich in Indonesien, mitten unter einer Menschenmenge. Ein paar Männer
sitzen auf Elefanten, soeben wird die gesamte Filmausrüstung per Rüssel weiter
gereicht.
Weber: Sehns, so gehört das gemacht, net so wie in Indien.
Wie kann man nur so blöd sein und in Indien drehn. Die Elefanten sind auch zu
was gut…die sind zum Arbeiten do.
Breitfuss: Und was drehn wir da?
Weber: Sie…sie setzen sich do mal auf so einen Elefanten
alleine hinauf…während der Herr Klaus mir assistiert.
Man sieht Klaus im Weihnachtskostüm mitten unter
indonesischen Frauen, mitten unter einer lachenden Schar strahlender Menschen.
Klaus ist glücklich über die Teilnahme, die man ihm entgegenbringt. Viele
Frauen streicheln ihn, greifen sein Weihnachtskostüm an, sodass Weber nur mehr
brüllen muss.
Weber: Wird’s bald, Herr Klaus, wir warten…der Breitfuss
sitzt schon oben.
Klaus: Sie sehen, ich bin anderweitig beschäftigt.
Weber: Und wer hilft mir?…Ich kann diese Drecksarbeit nicht
alleine machen.
Klaus: Vielleicht einer der Elefanten.
Weber steht in Indonesien vor einem großen Problem, die
Drehgenehmigung war relativ leicht zu bekommen, die Indonesiern sind begeistert
von seinem Film, sie haben alles Kulissen nachgebaut, wie er es verlang hat ,
doch wie einen Film drehen, wenn keiner da ist, der ihm zur Seite steht.
Regisseur sein, Kameramann sein, der eigentliche Hauptdarsteller sein neben
diesem Vollkoffer von Breitfuss, der eine halbe Stunde auf den Elefantenrücken
braucht. Nein, da kommt dem Herrn Weber die Mordswut. So hat er sich einen Film
in Indonesien nicht vorgestellt. Das Land, die Hauptstadt hat ihn verzaubert,
sogar die indonesischen Frauen, doch wie kommt er jetzt dazu, dass er hier hackelt für so viele. Wozu gibt es denn die
Arbeitsteilung beim Filmemachen? Soll doch der Regisseur seinen Drecksarbeit
selber tun, auch der Kameramann. Er, Weber, ist wer er eben ist, ein Vollprofi,
nicht einmal ein Schauspieler, nein das kann er auch nicht sein, das ist eine
Zumutung, alles selber und in Eigenregie und Eigenverantwortung tun. Er hat nur
den Breitfuss genommen, damit niemand über ihn selbst lacht und zu dem Drehbuch
ist ihm leider nicht viel eingefallen. Zornig wird da der Herr Weber, ziemlich
wütend und laut brüllt er, als Breitfuss endlich stolz am Elefanten oben sitzt
und in die Menge winkt.
Weber (aus vollem Halse): Abbruch! Abbruch! Wir fahren
zurück nach Wien.
Mein Gott, wie der schwitzt, der Herr Weber.
Wieder in Büro der MA 2412, Breitfuss sitzt am
Schreibtisch, Weber hat sich mit beiden Händen auf seinen Schreibtisch
gestützt, jetzt blickt er hoch.
Weber (ächzt): A Wahnsinn diese Dreharbeiten.
Breitfuss (arbeitet an seinem Modellauto): Ja, das sag
ich auch…und nur, dass sie es gleich wissen…auf so einen blöden indischen
Elefanten setz ich mich nimmer. Bin doch net blöd…hab net gwusst , wie ich von
diesem Vieh wieder runter komm. Na, da freu ich mich lieber auf meine Autos…da
hab ich mehr davon…und der Fraß…da drüben …war übrigens der gleiche wie in
Russland und China, scharf und wieder nur Reis… und erst recht die Hitz…nach 5
Minuten war meine Hose durchschwitzt….da lob ich mir Russland…das ist‘s schön
kalt gewesen…da hat man sich aufgewärmt bei einem Glaserl… und erst dieser
Elefant…der ist keine 2 March unterwegs gewesen…wie diese Tarnkappenbomber. Na,
Herr Weber…mich bringen sie nicht mehr nach Jakarta.
Weber: Aber schön wars dort, in Indonesien…so schöne
Frauen..
Breitfuss: Und ungesund…diese Hunderttausend Inseln. Mir
hat schon der Kopf g‘raucht von den ganzen Inselnamen…kein festes Land unterm
Boden. Na, wir bleiben in Wien und fangen hier an.
Klaus: Das denke ich auch, wo Wien doch so eine schöne
Stadt ist.
Breitfuss: Und erst des Drehbuch…das war a Katastrophe
von Ihnen Herr Weber, …
Klaus: Ein paar Seiten…und alles dann leer.
Breitfuss: Da ist ihnen nichts eingfallen.
Weber: Was soll mir auch da drüben bei den Reisfressern einfallen?
(bemerkt jetzt endlich Klaus mit seinem Staubwedel) Was machen sie do, wenn ich
fragen darf?
Klaus: Staubwischen!
Breitfuss: Und warum fuchtelns do net mit ihren Händ
herum…zaubern den Dreck weg …wie immer?
Klaus: Das fragen sie noch? Ich möchte mal als echter Wiener
Beamten in Pension gehen.
Weber: Was hat des Staubwischen mit ana Pension zu tun?
Klaus: Heute werde ich den Bundeskanzler fragen.
Breitfuss (tippt auf den Kopf, meint damit Herrn Klaus)
Klaus (wischt seelenruhig weiter): Ich sehe auch so
genug, Herr Breitfuss. Wenn der Herr Bundeskanzler heute kommt, werde ich ihn
fragen.
Weber: Und was?
Klaus: Ob ich in Pension gehen kann?
Breitfuss: Sie? Was machen wir – hier, bei der MA 2412?
Klaus: Sie arbeiten weiter wie jeden Tag.
Weber: Alleine aber sicherlich nicht.
Breitfuss: Schauen sie, ich bin auch noch da…und wenn
sie ein Problem auf den Herzen haben…könnens zu mir kommen, schließlich bin ich
hier der oberste Chef…
Weber wirft ihm einen Blick zu
Breitfuss: …neben dem Herrn Weber
Klaus wedelt weiter.
Weber: WER kommt denn heute? Wir haben doch net
Parteienverkehr. Alles läuft übers Internet - wie immer.
Klaus: Haben sie wirklich alles vergessen, was gestern
geschehen ist?
Weber, Breitfuss: Bitte? Was ist gestern g’schehn – was wir
verschlafen haben?
Klaus: Dann muss ich nachhelfen.
Szenenwechsel: MA 2412, dieselbe Zeit doch einen Tag
zuvor. Weber lungert an seinem Schreibtisch herum, schaut sich Hefterl an,
Breitfuss mampft und widmet sich seinen Autos. Nur Frau Knackal telefoniert
eifrig.
Knackal: Ja, selbstverständlich werde ich das für sie
tun, danke nochmals und Auf Wiedersehen. (hängt das Telefon auf) Hm, ma ist das
anstrengend heute, so viele Anrufe …und alles dreht sich nur um den Film. Und sie meine
beiden Herrn, sie wollen morgen sicher nicht kommen? Nicht? Jöh, wird das ruhig
sein, endlich mal ein Tag, wo einem keiner ärgert, aber dass sie beide diese
Hauptrollen ausgeschlagen haben…naja…es ist ja eh wurscht, der Regisseur war
gar nicht beleidigt. Der hat gesagt, für den Weber und den Breitfuss finden wir
schon Ersatz. Ja richtig, da hab ich ja die Liste, wollen sie sie sehn? Nein?
(Weber und Breitfuss verkriechen sich plötzlich hinter der Arbeit) Nein, so eine Überraschung, 365 männliche
Schauspieler haben sich gemeldet und 297 weibliche, die alle den Herrn Weber
spielen würden.
Jesas, schon wieder das Telefon. MA 2412, Sekretärin
Knackal ist am Apparat, ach Sie sind es, …mein Mausizahndi….nein, sie wollen
nicht. Was sie jetzt tun? Arbeiten…Mausizahndi. Der Herr Weber hat gesagt…die
drei Akten hat er schon fertig und den restlichen Stoß schafft er noch heute
vormittag. Fein, sagst du, und du willst den ganzen Stoß in einer Stunde
abholen (Weber wirft Knackal einen bösen Blick zu)….Ja…werd ich ihm ausrichten …und
was soll ich für den Herrn Breitfuss tun? Ah…bitte was? Ah…der soll aus dem
Internet den einen Beleg ausdrucken, na, da wird er sich aber freuen, das
dauert bei dem sicherlich einen halbe Stunde, bis er das Internet gefunden hat
und eine weitere, bis er den Drucker installiert hat…hahaha…nein….ja, das hab
ich…ich hab das schon ans Pressebüro gefaxt…das kann ich schon…Faxen natürlich…Tschüss
Mausizahndi. (legt auf) Na, das ist wieder ein Tag, nichts als Arbeit.
Das Telefon läutet schon wieder.
Knackal: Knackal am Apparat….entschuldigen sie…Herr… Ach
Sie,Herr Bundeskanzler…selbstverständlich sind Sie da auch eingeladen…und es
gibt noch Karten für die Premiere. Mit wie vielen Gästen darf ich rechnen. Sie
und die Frau Gemahlin? Selbstverständlich, der Herr Bundespräsident…wird auch
da sein…das wissen wir noch nicht…gell, weil wir ja erst den Film drehen…aber
das darf ich Ihnen versichern…bei der Filmpremiere sitzen sie ganz vorne…wie
alle Mitglieder der österreichischen Regierung. Im Gartenbaukino? …das wissen
sie schon..vom Mauszahn…äh….vom Herrn Obersenatsrat…ja, ich habe ja noch viele
Eintrittskarten…die reichen fürs ganze Parlament…und ausländische Gästen haben
wir auch schon gewonnen, Herr Bundeskanzler…dann können sie Englisch und
Chinesisch reden…Nein…die Dreharbeiten beginnen morgen…wieso ich schon heute…die
Karten für die Kinopremiere verkaufe…aber das wissen Sie doch…weil Sie dann
keine Karten mehr bekommen…die sind bald verkauft…danke schön, besten Dank….und
Sie sitzen sicherlich in der ersten Reihe. (legt das Telefon auf)
Knackal schaut auf, weil Weber und Breitfuss direkt
neben ihr stehen.
Weber: Wer war des jetzt?
Knackal: Na, der russische Präsident war des sicherlich
nicht, der hätte einen bessern Sitzplatz gekriegt, und der Chinesische Botschafter
in Wien der hat schon 20 Karten bei mir reserviert, der will nämlich nicht neben
dem Bundeskanzler sitzen. Also habe ich ihm die erste Reihe verkauft. Na was
ist denn Herr Breitfuss, was schauen sie mich denn beide so an?
Breitfuss: Was machen sie do, Frau Knackal hinter
unserem Rücken?
Knackal(lacht): Na Karten verkaufen für die Premiere.
Das Mausizahndi hat eine gute Idee gehabt. Wenn der Film ins Kino kommt, muss
er doch vorgestellt werden…den zeigens dann im Gartenbaukino.
Weber: Und warum net in der Urania?
Breitfuss: Oder überhaupt net?
Knackal: Was haben sie denn?
Weber: Der Film gfällt uns net.
Breitfuss: Jawohl…weil er ein Kas ist…
Knackal: Aber die Leute wollln doch lachen.
Weber (lauter) : Aber nicht über uns, verstanden?
Knackal: Ich wollt doch nur freundlich sein..
Breitfuss:…und Karten verkaufen…
Weber: Von einem Film, der noch net dreht worden ist.
Knackal: Morgen ist Drehbeginn.
Weber: A Kas ist morgen, nichts is, denn wir – beide –
gehen nicht hin.
Knackal: Ist auch gut, hat der …der Herr Regisseur gsagt..er
hat eh über 500 ausländische Schauspieler, die ihre Rollen spielen wollen
Weber (stinksauer): Zeigens mal her (fischt sich den
Zettel mit der Liste) Was? A Kinokarten kostet 25 Euro? San sie wahnsinnig…des
ist Wucher.
Knackal: Das ist net Wucher…sondern für wohltätige
Zwecke.
Breitfuss: Und wo sind da die wohltätigen Zwecke? Wo,
wenn ich fragen darf?
Knackal: Wir laden da die ganze Regierung ein und zeigen
ihnen den Film wie in Brüssel…bei der EU damals. Wir sagen ihnen wie des ist
mit der Liebe und dem Weihnachtsfest…mit dem echten Sinn von Weihnachten
Weber: Wozu der ganze Film?
Knackal: Vorher zeigen wir allen den Film – damits nachher
spenden können…äh…damits nachher wissen…was richtig machen müssen in der Politik…äh…so…oder
so was Ähnliches hat das Mausizahndie gesagt. Wien muss für alle ein Vorbild
sein.
Breitfuss: …und was geschieht mit dem Geld?
Knackal: Des verwend ma für die EU, weil wir doch alle
sparen müssen..des …schenk ma alles her wie bei der Reise.
Weber, Breitfuss (entsetzt) Was?
Die Tür geht auf und der Kopierfredie kommt
hereingeflitzt, schimpft.
Kopierfredi: Na so geht des net, liebe Leute, mir da 50
Kinokarten andrehn und zu dem Preis, meine Frau hat mich ausgschimpft. Des ist
ja a Frechheit, was ihr euch da leistet. Meine Freund haben mich gfragt, ob ich
blöd bin, solche teure Kinokarten zu kaufen.
Weber: Der Bundeskanzler hat zwei kauft, eben jetzt..
Breitfuss: Die gesamte Regierung geht dort hin…wennst
das net willst, gibs her, wir verkaufen schon unter der Hand…
Weber: Des mach ma.
Klaus: Es dient einem guten Zweck
Kopierfredie: …und welchen…der Film fängt erst morgen
an.
Knackal: Ja, aber die Leute stehn doch schon jetzt Schlange,
die wollen den Film sehen, im Kino und im Fernsehen.
Weber: Was? Der kommt ins Fernsehen – der Knackalfilm?
(wendet sich und geht ab, Breitfuss macht es ihm gleich)
Kopierfredie: Was haben denn die beiden? Spielens denn
net mit?
Weber, Breitfuss (wild durcheinander): Wer schaut sie
schon so an Knackalfilm an….der noch dazu im Ausland spielt…bei den
Reisfressern.
Kopierfredie: Ich mitsamt meiner Familie, den Nachbarn,
Millionen werden da zuschauen, wenn er ins Fernsehen und in die Kinos kommt.