Donnerstag, 3. Mai 2012

MA 2412 Die Dreharbeiten Fortsetzung 2/


Fortsetzung 2

MA 2412 in Indien und Indonesien

Irgendwo in Indien, in einer typisch indischen Stadt, Frauen mit Saris, Männer in ihren bunten Gewändern, Weber mit Kopfbedeckung und Brille bei der Kamera. Soeben beginnt die erste Szene. Ein leerer Platz, die Menschen stehen am Rand. Breitfuss, der Hauptdarsteller, tritt auf, bekleidet nur mit einem weißen Männergewand um die Hüfte. Die Leute applaudieren, Weber gibt das Zeichen zum Filmen, die Klappe fällt. Breitfuss hebt den indischen Säbel vom Boden auf, fuchtelt in der Luft mit ihm herum, Weber nimmt ihn voll ins Bild, alles passt, die Arbeit läuft wie am Schnürchen. Doch, ehe Breitfuss nur ein Wort gesagt hat, teilt sich plötzlich die Menschenmenge, sie tritt freiwillig zurück, eine heilige Kuh betritt den Raum, dann noch eine, diese erfasst  Breitfuss von hinten etwas  und schupst ihn, sodass er zu Boden fällt. Vorbei ist alles, bevor die erste Szene noch fertig war. Wutentbrannt springt Weber von seinem Sitz auf, brüllt laut in die Menge, die nur tobt, scheinbar glauben alle Umstehenden, dies gehört zur Szene. Weber läuft auf Breitfuss zu, will ihm aufhelfen, denn dieser liegt noch immer verletzt am Boden, getreten von einer heiligen Kuh, da geschieht das nächste Unglück. Eine Gruppe von indischen Affen macht sich über die Kamera her, einer stihlt das Mikrophon, ein anderer hockt auf Webers Sessel und blickt durch die Kamera. Weber kann es nicht fassen. Da liegt sein einziger Schauspieler am Boden verletzt, währen die Menschen die zwei Kühe und die Affen voller Bewunderung anstarren. Groß ist der Jubel über die erste indische Szene.

Weber schlägt die Hände zusammen und murmelt noch: A Wahnsinn, des halt ich net aus.

Wieder in Wien, im Bürogebäude.

Weber: A Wahnsinn, Herr Klaus, na…die Affen….dort, die haben meine Kamera zerlegt…mir des Kappl vom Kopf g’rissen… …viel lieber dreh ich wo anders…

Breitfuss (noch immer geschockt): Und mir…tun noch immer die Knochen weh…von dem Sturz…war doch vielleicht a Ochs und keine Kuh…

Klaus (beruhigend) Sie sollten vielleicht doch ein anderes Land wählen, nicht 
wahr?

Ehe die beiden Männer noch etwas entgegnen können, befinden sie sich in Indonesien, mitten unter einer Menschenmenge. Ein paar Männer sitzen auf Elefanten, soeben wird die gesamte Filmausrüstung per Rüssel weiter gereicht.

Weber: Sehns, so gehört das gemacht, net so wie in Indien. Wie kann man nur so blöd sein und in Indien drehn. Die Elefanten sind auch zu was gut…die sind zum Arbeiten do.

Breitfuss: Und was drehn wir da?

Weber: Sie…sie setzen sich do mal auf so einen Elefanten alleine hinauf…während der Herr Klaus mir assistiert.

Man sieht Klaus im Weihnachtskostüm mitten unter indonesischen Frauen, mitten unter einer lachenden Schar strahlender Menschen. Klaus ist glücklich über die Teilnahme, die man ihm entgegenbringt. Viele Frauen streicheln ihn, greifen sein Weihnachtskostüm an, sodass Weber nur mehr brüllen muss.

Weber: Wird’s bald, Herr Klaus, wir warten…der Breitfuss sitzt schon oben.

Klaus: Sie sehen, ich bin anderweitig beschäftigt.

Weber: Und wer hilft mir?…Ich kann diese Drecksarbeit nicht alleine machen.

Klaus: Vielleicht einer der Elefanten.

Weber steht in Indonesien vor einem großen Problem, die Drehgenehmigung war relativ leicht zu bekommen, die Indonesiern sind begeistert von seinem Film, sie haben alles Kulissen nachgebaut, wie er es verlang hat , doch wie einen Film drehen, wenn keiner da ist, der ihm zur Seite steht. Regisseur sein, Kameramann sein, der eigentliche Hauptdarsteller sein neben diesem Vollkoffer von Breitfuss, der eine halbe Stunde auf den Elefantenrücken braucht. Nein, da kommt dem Herrn Weber die Mordswut. So hat er sich einen Film in Indonesien nicht vorgestellt. Das Land, die Hauptstadt hat ihn verzaubert, sogar die indonesischen Frauen, doch wie kommt er jetzt dazu, dass er hier  hackelt für so viele. Wozu gibt es denn die Arbeitsteilung beim Filmemachen? Soll doch der Regisseur seinen Drecksarbeit selber tun, auch der Kameramann. Er, Weber, ist wer er eben ist, ein Vollprofi, nicht einmal ein Schauspieler, nein das kann er auch nicht sein, das ist eine Zumutung, alles selber und in Eigenregie und Eigenverantwortung tun. Er hat nur den Breitfuss genommen, damit niemand über ihn selbst lacht und zu dem Drehbuch ist ihm leider nicht viel eingefallen. Zornig wird da der Herr Weber, ziemlich wütend und laut brüllt er, als Breitfuss endlich stolz am Elefanten oben sitzt und in die Menge winkt.

Weber (aus vollem Halse): Abbruch! Abbruch! Wir fahren zurück nach Wien.

Mein Gott, wie der schwitzt, der Herr Weber.

Wieder in Büro der MA 2412, Breitfuss sitzt am Schreibtisch, Weber hat sich mit beiden Händen auf seinen Schreibtisch gestützt, jetzt blickt er hoch.

Weber (ächzt): A Wahnsinn diese Dreharbeiten.

Breitfuss (arbeitet an seinem Modellauto): Ja, das sag ich auch…und nur, dass sie es gleich wissen…auf so einen blöden indischen Elefanten setz ich mich nimmer. Bin doch net blöd…hab net gwusst , wie ich von diesem Vieh wieder runter komm. Na, da freu ich mich lieber auf meine Autos…da hab ich mehr davon…und der Fraß…da drüben …war übrigens der gleiche wie in Russland und China, scharf und wieder nur Reis… und erst recht die Hitz…nach 5 Minuten war meine Hose durchschwitzt….da lob ich mir Russland…das ist‘s schön kalt gewesen…da hat man sich aufgewärmt bei einem Glaserl… und erst dieser Elefant…der ist keine 2 March unterwegs gewesen…wie diese Tarnkappenbomber. Na, Herr Weber…mich bringen sie nicht mehr nach Jakarta.

Weber: Aber schön wars dort, in Indonesien…so schöne Frauen..

Breitfuss: Und ungesund…diese Hunderttausend Inseln. Mir hat schon der Kopf g‘raucht von den ganzen Inselnamen…kein festes Land unterm Boden. Na, wir bleiben in Wien und fangen hier an.

Klaus: Das denke ich auch, wo Wien doch so eine schöne Stadt ist.

Breitfuss: Und erst des Drehbuch…das war a Katastrophe von Ihnen Herr Weber, …

Klaus: Ein paar Seiten…und alles dann leer.

Breitfuss: Da ist ihnen nichts eingfallen.

Weber: Was soll mir auch da drüben bei den Reisfressern einfallen? (bemerkt jetzt endlich Klaus mit seinem Staubwedel) Was machen sie do, wenn ich fragen darf?

Klaus: Staubwischen!

Breitfuss: Und warum fuchtelns do net mit ihren Händ herum…zaubern den Dreck weg …wie immer?

Klaus: Das fragen sie noch? Ich möchte mal als echter Wiener Beamten in Pension gehen.

Weber: Was hat des Staubwischen mit ana Pension zu tun?

Klaus: Heute werde ich den Bundeskanzler fragen.

Breitfuss (tippt auf den Kopf, meint damit Herrn Klaus)

Klaus (wischt seelenruhig weiter): Ich sehe auch so genug, Herr Breitfuss. Wenn der Herr Bundeskanzler heute kommt, werde ich ihn fragen.

Weber: Und was?

Klaus: Ob ich in Pension gehen kann?

Breitfuss: Sie? Was machen wir – hier, bei der MA 2412?

Klaus: Sie arbeiten  weiter wie jeden Tag.

Weber: Alleine aber sicherlich nicht.

Breitfuss: Schauen sie, ich bin auch noch da…und wenn sie ein Problem auf den Herzen haben…könnens zu mir kommen, schließlich bin ich hier der oberste Chef…

Weber wirft ihm einen Blick zu

Breitfuss: …neben dem Herrn Weber

Klaus wedelt weiter.

Weber: WER kommt denn heute? Wir haben doch net Parteienverkehr. Alles läuft übers Internet  - wie immer.

Klaus: Haben sie wirklich alles vergessen, was gestern geschehen ist?

Weber, Breitfuss: Bitte? Was ist gestern g’schehn – was wir verschlafen haben?

Klaus: Dann muss ich nachhelfen.

Szenenwechsel: MA 2412, dieselbe Zeit doch einen Tag zuvor. Weber lungert an seinem Schreibtisch herum, schaut sich Hefterl an, Breitfuss mampft und widmet sich seinen Autos. Nur Frau Knackal telefoniert eifrig.

Knackal: Ja, selbstverständlich werde ich das für sie tun, danke nochmals und Auf Wiedersehen. (hängt das Telefon auf) Hm, ma ist das anstrengend heute, so viele Anrufe …und alles  dreht sich nur um den Film. Und sie meine beiden Herrn, sie wollen morgen sicher nicht kommen? Nicht? Jöh, wird das ruhig sein, endlich mal ein Tag, wo einem keiner ärgert, aber dass sie beide diese Hauptrollen ausgeschlagen haben…naja…es ist ja eh wurscht, der Regisseur war gar nicht beleidigt. Der hat gesagt, für den Weber und den Breitfuss finden wir schon Ersatz. Ja richtig, da hab ich ja die Liste, wollen sie sie sehn? Nein? (Weber und Breitfuss verkriechen sich plötzlich hinter der Arbeit)  Nein, so eine Überraschung, 365 männliche Schauspieler haben sich gemeldet und 297 weibliche, die alle den Herrn Weber spielen würden.
Jesas, schon wieder das Telefon. MA 2412, Sekretärin Knackal ist am Apparat, ach Sie sind es, …mein Mausizahndi….nein, sie wollen nicht. Was sie jetzt tun? Arbeiten…Mausizahndi. Der Herr Weber hat gesagt…die drei Akten hat er schon fertig und den restlichen Stoß schafft er noch heute vormittag. Fein, sagst du, und du willst den ganzen Stoß in einer Stunde abholen (Weber wirft Knackal einen bösen Blick zu)….Ja…werd ich ihm ausrichten …und was soll ich für den Herrn Breitfuss tun? Ah…bitte was? Ah…der soll aus dem Internet den einen Beleg ausdrucken, na, da wird er sich aber freuen, das dauert bei dem sicherlich einen halbe Stunde, bis er das Internet gefunden hat und eine weitere, bis er den Drucker installiert hat…hahaha…nein….ja, das hab ich…ich hab das schon ans Pressebüro gefaxt…das kann ich schon…Faxen natürlich…Tschüss Mausizahndi. (legt auf) Na, das ist wieder ein Tag, nichts als Arbeit.
Das Telefon läutet schon wieder.

Knackal: Knackal am Apparat….entschuldigen sie…Herr… Ach Sie,Herr Bundeskanzler…selbstverständlich sind Sie da auch eingeladen…und es gibt noch Karten für die Premiere. Mit wie vielen Gästen darf ich rechnen. Sie und die Frau Gemahlin? Selbstverständlich, der Herr Bundespräsident…wird auch da sein…das wissen wir noch nicht…gell, weil wir ja erst den Film drehen…aber das darf ich Ihnen versichern…bei der Filmpremiere sitzen sie ganz vorne…wie alle Mitglieder der österreichischen Regierung. Im Gartenbaukino? …das wissen sie schon..vom Mauszahn…äh….vom Herrn Obersenatsrat…ja, ich habe ja noch viele Eintrittskarten…die reichen fürs ganze Parlament…und ausländische Gästen haben wir auch schon gewonnen, Herr Bundeskanzler…dann können sie Englisch und Chinesisch reden…Nein…die Dreharbeiten beginnen morgen…wieso ich schon heute…die Karten für die Kinopremiere verkaufe…aber das wissen Sie doch…weil Sie dann keine Karten mehr bekommen…die sind bald verkauft…danke schön, besten Dank….und Sie sitzen sicherlich in der ersten Reihe. (legt das Telefon auf)

Knackal schaut auf, weil Weber und Breitfuss direkt neben ihr stehen.

Weber: Wer war des jetzt?

Knackal: Na, der russische Präsident war des sicherlich nicht, der hätte einen bessern Sitzplatz gekriegt, und der Chinesische Botschafter in Wien der hat schon 20 Karten bei mir reserviert, der will nämlich nicht neben dem Bundeskanzler sitzen. Also habe ich ihm die erste Reihe verkauft. Na was ist denn Herr Breitfuss, was schauen sie mich denn beide so an?

Breitfuss: Was machen sie do, Frau Knackal hinter unserem Rücken?

Knackal(lacht): Na Karten verkaufen für die Premiere. Das Mausizahndi hat eine gute Idee gehabt. Wenn der Film ins Kino kommt, muss er doch vorgestellt werden…den zeigens dann im Gartenbaukino.

Weber: Und warum net in der Urania?

Breitfuss: Oder überhaupt net?

Knackal: Was haben sie denn?

Weber: Der Film gfällt uns net.

Breitfuss: Jawohl…weil er ein Kas ist…

Knackal: Aber die Leute wollln doch lachen.

Weber (lauter) : Aber nicht über uns, verstanden?

Knackal: Ich wollt doch nur freundlich sein..

Breitfuss:…und Karten verkaufen…

Weber: Von einem Film, der noch net dreht worden ist.

Knackal: Morgen ist Drehbeginn.

Weber: A Kas ist morgen, nichts is, denn wir – beide – gehen nicht hin.

Knackal: Ist auch gut, hat der …der Herr Regisseur gsagt..er hat eh über 500 ausländische Schauspieler, die ihre Rollen spielen wollen

Weber (stinksauer): Zeigens mal her (fischt sich den Zettel mit der Liste) Was? A Kinokarten kostet 25 Euro? San sie wahnsinnig…des ist Wucher.

Knackal: Das ist net Wucher…sondern für wohltätige Zwecke.

Breitfuss: Und wo sind da die wohltätigen Zwecke? Wo, wenn ich fragen darf?

Knackal: Wir laden da die ganze Regierung ein und zeigen ihnen den Film wie in Brüssel…bei der EU damals. Wir sagen ihnen wie des ist mit der Liebe und dem Weihnachtsfest…mit dem echten Sinn von Weihnachten

Weber: Wozu der ganze Film?

Knackal: Vorher zeigen wir allen den Film – damits nachher spenden können…äh…damits nachher wissen…was richtig machen müssen in der Politik…äh…so…oder so was Ähnliches hat das Mausizahndie gesagt. Wien muss für alle ein Vorbild sein.

Breitfuss: …und was geschieht mit dem Geld?

Knackal: Des verwend ma für die EU, weil wir doch alle sparen müssen..des …schenk ma alles her wie bei der Reise.

Weber, Breitfuss (entsetzt) Was?

Die Tür geht auf und der Kopierfredie kommt hereingeflitzt, schimpft.

Kopierfredi: Na so geht des net, liebe Leute, mir da 50 Kinokarten andrehn und zu dem Preis, meine Frau hat mich ausgschimpft. Des ist ja a Frechheit, was ihr euch da leistet. Meine Freund haben mich gfragt, ob ich blöd bin, solche teure Kinokarten zu kaufen.

Weber: Der Bundeskanzler hat zwei kauft, eben jetzt..

Breitfuss: Die gesamte Regierung geht dort hin…wennst das net willst, gibs her, wir verkaufen schon unter der Hand…

Weber: Des mach ma.

Klaus: Es dient einem guten Zweck

Kopierfredie: …und welchen…der Film fängt erst morgen an.

Knackal: Ja, aber die Leute stehn doch schon jetzt Schlange, die wollen den Film sehen, im Kino und im Fernsehen.

Weber: Was? Der kommt ins Fernsehen – der Knackalfilm? (wendet sich und geht ab, Breitfuss macht es ihm gleich)

Kopierfredie: Was haben denn die beiden? Spielens denn net mit?

Weber, Breitfuss (wild durcheinander): Wer schaut sie schon so an Knackalfilm an….der noch dazu im Ausland spielt…bei den Reisfressern.

Kopierfredie: Ich mitsamt meiner Familie, den Nachbarn, Millionen werden da zuschauen, wenn er ins Fernsehen und in die Kinos kommt.