Samstag, 2. Oktober 2010

DER RELIGIONSWAHN

„Weißt du, ein mir befreundeter Indianer hat mir einmal gesagt, dass das Los des weißen Mannes darin besteht, dass er nicht geliebt werden möchte. Die meisten Menschen haben Angst davor und sie wollen lieber misshandelt und gedemütigt sein, es soll ihnen unbewusst schlecht ergehen, als dass sie es sich vergönnen, ein glückliches Leben zu führen.“ „Das ist doch genau das, was ich nicht verstehe“, murmelte Clarissa. „Warum tun wir uns das alles an, das verstehe ich nicht. Weshalb wollen die Menschen nicht glücklich sein?“ „Sie wollen es schon, doch nur auf ihre Art und Weise. Da müssten sie sich ändern, vor allem ihr Weltbild und was ganz besonders wichtig ist, diesem christlichen Bild von der Welt mit ihrer Sicht vom ewigen Leiden, dass man büßen muss und bestraft wird, und dass man auf einen Erlöser warten muss, der dann alles regelt für einen, denn selbst schafft man das ja nicht, abschwören. Genau das können sie nicht, sie sind doch christlich erzogen worden. Seit zwei Jahrtausenden bläuen sie uns diesen Unsinn von der christlichen Nächstenliebe ein, die letztendlich nur dazu führt, dass man hasst, tötet und alles zerstört. Die Indianer haben eine völlig andere Sichtweise, auch sie berichten von Göttern und Geistern, doch diese Naturreligion ist anders als diese heuchlerischen christlichen Religionen. Karl Marx hatte recht, als er behauptet hatte, dass die Religion Opium für das Volk ist. Das Volk, die Menschheit ist schlecht beraten mit einer solchen Religion, denn letztendlich führen alle diese Menschen nur Kriege, sie werden ja nicht besser. Es hat sich durch die Religion nichts verbessert. Millionen sind gestorben im Namen irgendeines Gottes, während gleichzeitig diese Kirchen weltweit Gold und Silber gescheffelt haben. Und heute haben wir noch das Problem, dass durch diesen Schwachsinn, denn der Zölibat ist das und hat keinerlei Legitimation in der Bibel, denn er wurde im 10. Jahrhundert durch eine Papst namens Gregor VII. eingeführt, die Priester massenweise Kinder sexuell missbraucht haben und die Amtskirche sehr oft geschwiegen hat und sich nur in der letzten Zeit dazu äußern musste, weil die Vorwürfe nicht mehr zu überhören waren. Aber hat sich etwas geändert innerhalb dieser Kirchen? Nein, die streiten noch immer wegen jeder Kleinigkeit, glauben, sie sind im Besitz der Wahrheit, weil man die pachten kann. Dann sind die meisten Priester dagegen, dass man diese Nächstenliebe praktiziert. Das ist ja das, was mich am meisten abgestoßen hat, Wasser predigen und Wein trinken. Die Frauen haben in der Kirche keine Rechte, müssen still sein wie vor ein oder zwei Jahrhunderten und dann reden sie davon, dass man sich alles gefallen lassen muss. Für diese Menschen wohnt Gott sowieso nur im Kirchengebäude, und wenn man nicht getauft ist, wird dir, wenn man gestorben ist, alles verweigert. Die heutigen Kirchen sind viel zu machtgierig, und an der Wahrheit nicht interessiert, sie haben zwar die Indianer zwangsmissioniert, doch diese üben weiterhin ihre indianischen Praktiken aus. Was sollen sie sonst tun? Kann ein Priester einen Regentanz aufführen? Nein, es gibt noch immer traditionelle Indianer, die zu tanzen anfangen, und nach wenigen Minuten setzt Regen ein. Das ist kein Humbug, das habe ich selbst gesehen. Auch in Südamerika gibt es diese Naturheiler und Medizinmänner, die mit ihren Göttern sprechen und ich sage dir, die sind mir viel lieber als diese verrückten Priester bei euch hier. Sicher, man findet einige wenige, die sich den Armen widmen, doch die sind eine Ausnahme, die meisten glauben einfach diesen Unsinn, dass man warten und leiden muss, dass man es nicht verdient geliebt zu werden. Das ist doch das, was man den Menschen als Gehirnwäsche verpasst. In anderen Ländern wird man zu einem Kommunisten oder Terroristen ausgebildet, bei uns wird man zu einem weltfremden, nicht verantwortungsbewussten religiösen Menschen erzogen, der alles tun darf, nur nicht glücklich sein und lieben. Nein, der christliche Mensch in Europa soll weiter leiden. Und da dies in den Köpfen so vieler gespeichert ist, dauert es auch lange, bis man diese Gehirnwäsche, die einem verpasst wurde in der Kindheit, in den Schulen besonders, los geworden ist und sehr viele schaffen es ihr ganzes Leben lang nicht. Es ist ja auch kein Wunder, dass viele aus der Kirche austreten, denn die Regeln und Vorschriften, deren man sich unterziehen muss, sind enorm viele, und die oberste Vorschrift lautet, dass man an Gott glauben muss und an die Tradition, und dass man niemals glücklich sein darf, weil es den Himmel erst nach dem Tod gibt. Deshalb habe ich dich vorhin auch gefragt, wie du das aushältst in einem so genannten christlichen Land, das voll mit Heuchlern und Verbrechern ist? Dabei habe ich ja nichts gegen den Gedanken, dass man einem anderen hilft. Für mich ist diese bedingungslose Liebe, die da in der Bibel angesprochen wird, wenn auch in etwas verzerrter Form, wichtig, das Wichtigste überhaupt. Die Regeln der Kirche, ob ich heute dies oder das nicht tun darf, was verboten ist und was sich gehört oder nicht, das ist mir egal. Letztes Jahr war ich kurz in Deutschland und traf eine anständige Familie, was auch immer das heißen mag. Die Mutter und der Vater gingen arbeiten und das Kind kam in die Schule, es besuchte unter anderem den Religionsunterricht. Es waren erst wenige Wochen seit Schulbeginn verstrichen und als ich bei dieser Familie in der Wohnung auf Besuch war, fragte ich den Knaben, ob er mir nicht irgendetwas über seine neue Schule erzählen könnte. Das erste war, ob du es glaubst oder nicht, Clarissa, dass er berichtete, dass die neue Religionslehrerin gemeint hat, dass sehr viele Menschen in seiner Stadt böse seien, weil sie nicht in die katholische Kirche gingen. Auf meine Frage, wie ich dann sei, da ich ebenfalls kein Katholik sei, meinte das Kind, die richtige Antwort hätte ihm die Frau Lehrerin mitgeteilt. Jeder, der nicht in eine Kirche gehe, glaube automatisch nicht an Gott und sei ein böser Mensch. Ich glaubte zu träumen. Da wird in der Schule das Kind manipuliert, Hass gesät und das im Namen der Religion. Als ich das letztes Jahr meinen Indianern davon im Regenwald erzählte, nahm mich einer von ihnen beiseite und sagte, dass der weiße Mann sich eines Tages ändern werde, aber erst dann, wenn er alles zerstört haben wird, wird er sich erinnern, dass Lieben besser ist als Hass und Verachtung zu säen. Auf jeden Fall war ich ziemlich entsetzt, dass man heute, im 21. Jahrhundert Kinder noch immer so unterrichtet. Ich habe dann später diese Religionslehrerin getroffen, sie war in meinen Augen eine ziemlich komische Person, doch sie war der Überzeugung, dass das wichtigste der Glaube an Gott ist. Das Lieben zählt nicht in unserer Welt, ziemlich wenig in unserer Christlichen Welt und diese ist doch einigermaßen groß. Wen wundert es da, dass gerade die Moslems gegen uns aufbegehren, angesichts der Tatsache, dass diese lieben Christen nichts anderes tun als lügen, morden und stehlen. Betrachte einmal die letzten Jahre der amerikanischen Regierung, einen christlichen Präsidenten namens Bush, der an Gott geglaubt hat und mit Gottes Hilfe im Irak eingefallen ist! Nein, mit diesem Religionswahn und diesem Gottesglauben kommen wir nicht weit. Die meisten Menschen glauben, dass es ohne eine solche Theorie, dass Gott existiert, die Welt zusammenbricht. Sie unterstellen den Atheisten, dass sie unfähig sind, bedingungslos zu lieben. Lieben kann jeder Mensch, egal, in welchem Land er lebt und welche politische Gesinnung er hat.