Mittwoch, 29. Juni 2011

DER ROSAROTE PANTHER


Inspektor Clouseau ist unterwegs...
Kapitel 12)

Inspektor Clouseau fährt vergnügt die letzten Meter zum Markt, den er schon von weitem sieht, er pfeift ziemlich laut vor sich hin, immer wieder dieselbe Melodie. Dann blickt er sich um, aha, da vorne sind die Gemüse und Obststände, doch wo gibt es Blumen? Selbstverständlich sind die Blumen das wichtigste, will er doch seiner lieben Nicole zeigen, wie sehr er sie schätzt, was sie ihm bedeutet. Und oho, was ist denn das? Auf dem ganzen Marktplatz gibt es keinen Fahrradständer? Nein, so was, wo stellen denn diese Franzosen hier ihr Fahrrad ab. Clouseau blickt sich mehrmals um. Nein, so ein Ding der Unmöglichkeit besitzen die Leute nicht. Wahrlich, das ist nicht Paris. Ein netter junger Mann bei einem Stand hat ihn beobachtet, neugierig tritt er ein Stück vor und fragt ihn: „Excuse moi,….monsieur….hm…kann ich Ihnen behilflich sein….sie sind nicht aus dieser Gegend…nicht wahr…?“ Clouseau: „Hm…ich suche…ja, ich suche…sie wissen schon…eines von diesen Dingsda…um mein Fahrrad…ordnungsgemäß abzustellen….hm….sehen sie ihn irgendwo?“ „Ach, sie meinen…hm….nein, denn gibt es hier nicht…wissen Sie…die Leute gehen hier zu Fuß…und das Gestell vom Hotel…hm…das können sie vergessen…die meisten stellen es irgendwo ab…und wenn es vergessen wird…stört das keinen…irgendwo…taucht es dann wieder auf…und die Polizei bringt es dem Hotel zurück…verstehen sie?“ Clouseau blickt ihn komisch an, nein, so ein Kerl, er braucht doch sein Rad…er will seiner Nicole die schönsten Blumen bringen. Clouseau schiebt sein Fahrrad durch die Menschenmenge durch, der junge Mann folgt ihm voller Neugierde. Man sieht herrliche Stände, die Verkäufer nicken freundlich, preisen ihre Waren…und ein älterer Herr ruft dem jungen Mann zu. „Na, wen bringst du uns heute, Pierre?...diesen jungen Mann da…sie wohnen sicherlich in einem Hotel …in welchen denn…wenn ich fragen darf….?“ „Er schiebt doch das alte Fahrrad…du weißt schon…altes Haus…die sammeln es dann morgen wieder ein.“ „Nein sowas….im neuesten Hotel der Stadt wohnen sie….lassen sie mal…Pierre besorgt das schon…Pierre bring das Fahrrad weg…kommen sie schon…ich hab was für sie!“ Clouseau steht vor Pierre, der sein Fahrrad möchte. Nein, was sind das für ungezogene Leute hier, kennt da niemand die Verkehrsschriften. „Ich bin Clouseau…ich würde gerne…mein Fahrrad selber versorgen…wenn sie nichts dagegen haben. Pierre nimmt die Hände von seinem Fahrrad weg. „Bitte! Ich habe nichts dagegen…ich geh mal wieder…bis später…!“ Pierre verschwindet in der Menschenmenge. „Und sie heißen Clouseau? Komisch, mit Vornamen?....“ „Mit Nachnamen…was fragen sie?“ „Und ihr Vorname?“ „Jaques, was denn sonst….ich suche wunderschöne Blumen für Nicole meine Frau….wissen sie…sie sehnt sich so nach fran-zösischen Blumen….“ „Komm Jaques….Madame Toulliere da vorne…meine Nachbarin…verkauft dir die schönsten Blumen von ganz Südfrankreich….woher kommst du?“ „Aus Paris!“ „Ah….ein Pariser!“, der Alte mustert Clouseau von oben bis unten, „und deine Frau….“ „Nicole, schläft jetzt in ihrem Zimmer…ich will sie über-raschen mit dem bezaubernsten Duft von Rosen….hm…hm…wie das duftet…Rosen“ „Naja…Rosen…hat sie gerade nicht…die sind … fürchte ich schon alle…aber…andere noch schönere Blumen….ah…was ist…?“ Clouseau hat während des Gesprächs seinen Kopf ein wenig nach links verdreht und einen jungen Mann beobachtet. Der hat ihm gar nicht gefallen. „Ich brauche jetzt…einen Ständer…!“ „Einen …was? Ach so….einen Ständer! Weißt du Jaques…den benutzt hier niemand…außer es erscheint die hiesige Polizei…wozu brauchst du denn das?“ „Ich bin von der Polizei.“ „Ah….von der…Pariser Polizei…nicht wahr…und da brauchst du einen Stän-der.“ Einen Fahrradständer…für mein Fahrrad. Man parkt jedes öffentliche Fahrzeug ordentlich auf der Straße…ver-stehen sie?“ „Ja, selbstverständlich….Madame Toulliere…wartet auf sie…du könntest es schieben…und dann…“ „Ah…da ist ja einer…mon dieu!“ Clouseau hat endlich das gefunden, was er gewollt hat, allerdings befindet er sich nicht in einem passablen Zustand. Man merkt dem Ständer an, dass er schon relativ alt ist. Er steht da irgendwie zwischen den Kisten und ist eigentlich nur im Weg, den Kisten selbstverständlich. Clouseau drückt dem verdatterten Alten sein Fahrrad in die Hand und nimmt den Ständer ins Visier. Die viele Kisten müssen mal da weg. Schlicht und einfach stellt er die ganze Schachteln zur Seite. Dann rückt er den Ständer zurecht, schiebt ihn bald hierhin bald dorthin, bis er bemerkt, dass sich ein paar Leute um ihn gescharrt haben, der Alte mit seinem Fahrrad ist auch dabei. Ehe noch die Besitzer der Schachteln ein Wort dazu sagen können, ergreift der Alte das Wort und meint: „Das ist bloß…ein Pariser Polizist…er will halt das Fahrrad unterbringen ….Leute….“ „Da vorne bei der Bank…haben sie einen, verstehen sie mich…funkelnagelneu…der glitzert in der Sonne…für ihren Drahtesel…hier…brauchen wir das nicht….Robert hält ihnen ihr Fahrrad….“ „Ach lass ihn doch….der will halt sein Fahrrad hinstellen…Mensch…reg dich nicht auf….“ „Und was soll ich mit meinen vielen Kisten?…wohin damit?…du weißt doch…deine liebe Cousine…die regt sich auf…wenn ich sie hoch staple…(die beiden haben kurz miteinander gesprochen und nicht gemerkt, dass Clouseau die Kisten und Schachteln übereinander stellt)…was machen sie denn da?…wenn das meine Frau …und seine Cousine sehen…was glauben sie, was es da für ein Theater gibt…nein, nein, mein guter Mann…das lassen sie bleiben.“ „Ach reg dich doch ab, Paul, …zeig ihm die schönsten Blumen für seine Frau…führ ihn zu Madame Toulliere…während ich hier auf sein Fahrrad aufpasse.“ Clouseau ist jetzt mit den Schachteln fertig und fängt an, vor den Zuschauern den Ständer noch einmal zu richten. Er schiebt ein bisschen hierhin und dorthin. „Und was wird das jetzt…?“, fragt der Alte mit seinem, Clouseaus Fahrrad“. „Das muss…ein bestimmter Winkel sein, genau…72 Grad….das machen wir in Paris immer so….“ Clouseau nimmt das Fahrrad und stellt es ab, bemerkt erst jetzt, dass es kein Schloss zum Versperren gibt. „Was ist? Was habens denn?“ „Das Schloss fehlt! Es kann ge-stohlen werden….!“ „Ja…aber das ist doch nur ein Rad….vom Hotel…verstehen sie, Jaques…ein armseliges altes Fahrrad.“ Clouseau nimmt Haltung an. „Nein, ….das ist ein ganz neues Fahrrad…und ich bringe es zurück…so wahr ich Inspektor Clouseau heiße….und ….“ Weiter kommt er nicht, denn eine Zuschauerin, eine Einheimische, fragt ihn: Sie sind Inspektor? Und woher? „ Aus Paris…das sagte er schon“, meldet sich der Alte zu Wort, „…und er will Blumen kaufen…bei Madame Toulliere…für seine Frau! Das ist doch so….Inspektor? Inspektor! Was Inspektor? Sie sind Inspektor? Vielleicht dieser be-rühmte Inspektor…? Nein, so was….hol schnell Monsieur Neville …sie sind Inspektor Clouseau…na freilich…jetzt erkenne ich sie…sie waren heute im Fernsehen…hm…da haben sie aber ein bisschen anders ausgeschaut. Paul, du passt auf sein Fahrrad auf…marsch marsch…etwas schnell…damit sein Fahrrad hier nicht gestohlen wird….sonst steht das morgen auch in der Zeitung. Nein so was….der berühmte Inspektor….und was machen sie hier…wenn ich fragen darf?“ „ Ich möchte….Blumen kaufen…Blumen für meine Frau Nicole!“ „Ach ja, das hab ich fast vergessen…gleich…wir gehen gleich zu Madame Toulliere. Paul passt auf ihr Rad auf…das tust du doch, nicht wahr….und wir beide…wir gehen jetzt…äh…was ist denn…Inspektor?“ Paul hat das Rad irgendwie hingestellt, völlig schief, sodass es fast umfällt. Clouseau runzelt die Stirn. Dass es so etwas hier gibt. Er lässt alle stehen und richtet das Rad in dem richtigen Winkel aus, schiebt den Ständer ein wenig zur Seite, dann wieder und behindert natürlich die umstehenden Leute, die ihm verblüfft zuschauen. „Das muss ein exakter Winkel von 72 Grad sein, sonst…behindert man den Verkehr…wissen sie, was ich meine? Die Autos können sonst nicht vorbei…“ „Das war jetzt ein guter Scherz, Jaques, (klopft Clouseau auf die Schulter)…und jetzt komm…Madame…aber…was ist denn?“ „Sie glauben mein Vorhaben missbilligen zu dürfen?“ Clouseau steht vor einem Zuschauer, der in ihm einen Idioten sieht, weil er da mit dem Fahrrad herum gewerkelt hat. Der Mann war darauf nicht gefasst, dass Clouseau ihn anspricht. „Aber Laroche…was ist denn? Warum bist du heute nicht im Laden?…du weißt doch…das…ist unser lieber Inspektor Clouseau…von der Pariser Polizei“. Der Mann zieht sich zurück: „So so…von der Pariser…Polizei“. „Ja, und er geht mit mir einkaufen…also bitte…lass ihn durch…oder noch besser…bewach sein Fahrrad…während wir unterwegs sind…. Bitte…Herr Inspektor…kommen sie…Madame Toulliere wird sie bewundern…sie hat heute auch ferngeschaut…und ich bin mir sicher…sie werden ihr gefallen….“
Minuten später stehen beide Männer vor dem Blumenstand, Clouseau hat zwar keine Rosen, die sind nämlich wirklich schon alle, dafür aber einen wirklich hübschen gut riechenden Blumenstrauß in der Hand und quasselt mit der alten Verkäuferin, die ihn am liebsten gar nicht mehr los lassen will. „Nein, Inspektor…da wird sich aber ihre Frau Gemahlin freuen…(ein Aufschrei von ihr)….mein Gott, was ist denn?“ Sie sieht einen jungen Mann, den von vorhin, den Clouseau beobachtet hat, schnell in der Menge verschwinden und der Inspektor springt schnell nach, erwischt ihn, packt ihn vor allen Leuten am Kragen und schleift ihn zurück. Der junge Mann schreit wie verrückt, weil er nicht weiß, was ihm da widerfahren ist. „ Hab ich dich…mein Söhnchen…. “Clouseau hält ihn noch immer am Hals gepackt. Der Junge: „Aber was ist denn?…was habe ich denn…getan?…lassen sie mich…los!“ Die Leute kommen näher. Madame Toulliere und der Alte von vorhin, der Clouseau hierher geführt hat, rücken an sie ran. „Wir sind ja schon so gespannt, was der Inspektor…mit dir macht?“, meint Madame Toulliere. „Es hat ja so kommen müssen…deine Mutter hat es dir hundert Mal gesagt…aber du hast nicht hören wollen.“ „Bitte…lassen sie mich frei…au…das tut ja weh!“ Clouseau hat ihn noch immer am Kragen gepackt. „Du gibst das zurück…und das schleunigst!“ „Was denn? …ich weiß gar nicht….äh…ich krieg keine Luft…was das soll?“ Clouseau lässt ihn jetzt los. „Du hast dieser Dame dort…die Geldbörse gestohlen…(ein lautes Ah ist zu hören)…ich habs gesehen“ „Aber…ich hab nichts gestohlen…wirklich nicht…ich bin nur…“ „Das ist der berühmte Inspektor Clouseau…von der Pariser Polizei….“ Die Umstehenden sind neugierig, der Dieb steht noch immer und holt sein Diebesgut nicht hervor. „Ich zähle bis drei,“ Clouseau wird dabei sehr ernst. „Bei drei drücke ich ab….eins….zwei….“ „Schon gut…ich habs hier….“, der Dieb greift in seine Tasche und zieht eine Geldbörse hervor, Clouseau zeigt sie in die Höhe und die Bestohlene dringt vor und kann es nicht fassen, sie hat den Diebstahl nicht einmal bemerkt. Der Dieb will sich davon schleichen, doch Clouseau waltet wieder seines Amtes. „Das haben sie vortrefflich gemacht…das Diebesgut zurückgegeben…die Herrn Kollegen werden darüber erfreut sein.“ „Aber ich hab doch jetzt alles gemacht..was sie gewollthaben…was ist denn noch?“ „Sie werden jetzt mit mir aufs Revier gehen….dort wird ein Protokoll erstellt werden…“ „Nein, nein…ich will nicht…ich werde dorthin nicht gehen….!“ „Sie kommen mit…keine Widerrede…Madame Toulliere…darf ich Ihnen meine Blumen anvertrauen?“ „Selbstverständlich …Herr Inspektor…(zum Dieb)…so ein Feigling…einer Dame die Geldbörse aus der Tasche klauen und sich davon stehlen…danach aber ein Feigling sein…“ „Ich bin kein Feigling…ich will nur nicht aufs Revier!“ „Ja, was ist denn hier los? Sieh hier, Madame Toulliere!“ Niemand hat den Beamten bemerkt, der plötzlich in der Menge steht vor Clouseau und dem jungen Mann. „Ach hat dich endlich mal einer erwischt!“ „Er hat mir die Brieftasche mit dem ganzen Geld gestohlen…Herr Inspektor…und dieser Mann da…(der Beamte mustert Clouseau) …hat den Dieb gefasst…Ich hab wieder meine Geldbörse…Leute…!“
Der Beamte schnappt sich den jungen Mann, beide verschwinden in der Menge, Clouseau steht schließlich mit der Alten da, die ihm seine Blumen wieder in die Hand drückt. „Na, was sagen Sie, …die riechen noch immer gut…Ihre Nicole wird sich freuen. Sie sind ja so ein wunderbarer Mann…und ihre Frau…ihre Nicole…die müssen sie mal mitbringen und uns vorstellen…nicht wahr?“ Alle Umstehenden nicken voller Begeisterung. Nein, dieser Inspektor aus Paris…ist eine Wucht. Er hat zwar einen Riesenstrauß, der den einen Korb seines Fahrrades zum Überquellen bringt, doch was macht das. Nicole wird sich freuen, das ist die Hauptsache. Jetzt schnell nach Hause zu seiner Lieben, die wartet sicher sehnsüchtig auf ihn. „Haben sie nicht etwas vergessen, Herr Inspektor?“ Madame Toulliere hat ihn das gefragt. Er und was vergessen. Clouseau bleibt stehen. Das Gemüse mit dem Obst, das hat er doch tatsächlich vergessen. Nein, wie rührend sich alle hier um ihn kümmern. Wenn Madame Toulliere nicht wäre, dann wäre er jetzt nach Hause ins Hotel gefahren und Nicole hätte ihn gefragt…, nein, nicht auszudenken, was sie ihn gefragt hätte. „Hast du auf mein Obst vergessen, Liebling, schon wieder vergessen?“ Nein, er hat nichts vergessen, gleich wird er Madame Toulliere fragen, wo man das beste Obst kaufen kann, sie kennt doch jeden hier. Er wird sich von ihr herum führen lassen und der Dieb, der kann ihm gestohlen bleiben. Er wird auch nicht aufs Revier fahren und das Protokoll unterschreiben. Sollen die Kollegen die Arbeit verrichten. Er ist auf Urlaub und will sich erholen, sonst nichts.