Donnerstag, 9. Juni 2011

DER ROSAROTE PANTHER TEIL 3 Kap. 7

DER ROSAROTE PANTHER

Kap.7)



Clouseau sitzt vergnügt am Steuer, Nicole schläft, und der Herr Inspektor ist infolge seines vollgefüllten Magens etwas langsam unterwegs. Er zuckelt so dahin, bringt machen Fahrer, der hinter ihm fährt zur Verzweiflung, doch das ändert sich, als er sich seinem Ziel nähert. Vor ihm liegt tief unten seine Stadt, das Meer ist nicht zu übersehen und die steile Bergstraße, die in vielen Kurven sich hinab schlängelt an sein Urlaubsdomizil. Wieder überholt ihn ein frecher Autofahrer in einem tollen Flitzer, der ihm mit seiner ausgestreckten Finger zu verstehen gibt, was für ein jämmerlicher Waschlappen, sprich Autofahrer, er ist. Ein Blick auf Nicole zeigt ihm, dass sie da liegt wie ein Engelchen und nicht fühlt, wie sehr er in seiner Inspektorseele verletzt wird. Er und nicht Autofahren können, wo er doch schon viele Verbrecher gejagt hat und alle erwischt hat? Dieses Mal und weil seine Frau sanft schlummert, will er es diesem Schwein da vorne in seinem roten Schlitten mal beweisen, dass er auch was am Hut hat und die Kurven kratzen kann, wenn es notwendig ist. Dass er da einige Serpentinen vor sich hat, es bergab geht, mein Gott, wen stört das? Er hat das schon längst wieder vergessen. Er ist Inspektor und kann wieder einmal beweisen, was in ihm steckt. Das Erlebnis mit der Baustelle und den schimpfenden Arbeitern ist aus seinem Gedächtnis verschwunden, der rote Wagen kurvt gerade ein wenig tiefer unter ihm und überholt ein paar langsame Fahrer. Was der kann, kann ich auch, denkt sich der Inspektor und steigt mal ordentlich aufs Gas. Mit Gegenverkehr ist bei dieser Hitze sowieso nicht zu rechnen. Welches dumme Schwein setzt sich bei dieser Zeit ans Steuer und fährt vom kühlen nassen Meer weg? Sicherlich niemand. Das Meer lockt und die Überholfahrt ebenfalls. So passiert es, dass nach wenigen Minuten ein gereizter Inspektor Clouseau den Berg hinabrast, die Kurven schneidet und es tatsächlich schafft den roten Wagen einzuholen. Der Fahrer von diesem hat sofort erkannt, welches Spiel da abläuft, grinst in den Spiegel, winkt mit der Hand zurück und los geht die Wettfahrt. Dass dabei die Reifen etwas quietschen, macht nichts, dass man sich an die Fersen des anderen hängt auch nicht und schon gar nicht, dass man die zwei Polizisten, die sich da in einem kühlen schattigen Plätzchen mal ein wenig abseits der Straße ausgeruht haben, aus ihrem Schlafe reißt, das kriegen die beiden Kampfhähne nicht mit. Auf jeden Fall haben die beiden jetzt einen Angreifer hinter sich, die hiesige Polizei, die es nicht glauben kann, dass zwei so gottverdammte Wahnsinnige bei diesen Kurven dahin donnern. Sie erkennen noch von weiten, dass in naher Ferne ein Laster sich mühsam den Weg heraufbahnt, verfolgt von einigen Wägen. Das wird eng werden, meint da der eine französische Polizist und nimmt schon sein Funkgerät zur Hand, um seine Kollegen, die etwas weiter unten neben der Straße hocken, denn auch hier ist eine Baustelle, warum auch nicht, vorzuwarnen. Der rote Wagen hat gerade sich einen erheblichen Vorsprung geholt, als er mit Schrecken den Laster und die Gefolgschaft erblickt, und schon zur Vollbremsung ansetzt. Clouseau ist nicht faul gewesen und ist ordentlich gekurvt, sodass plötzlich Nicole munter wird und mit entsetzten Augen erfasst, was da abläuft. Ihr Mann ist verrückt geworden. Was macht er da gerade? Da unten liegt die herrliche Stadt, man sieht das Spielcasino, die hohen Hotels und er, er gibt sich hier einer Wettfahrt hin. Dieses Mal sind Gott sei Dank seine beiden Hände nur auf dem Lenkrad, und ein Blick nach hinten belehrt die kluge Frau, dass sich die Exekutive an die Fersen geheftet hat. „Gleich…mon amie“, scherzt Clouseau, „habe ich ihn….“, der natürlich von nichts eine Ahnung hat. Dann kommt die nächste Kurve und auf einmal der Laster, wo man plötzlich ausweichen, seine Geschwindigkeit reduzieren muss, um nicht im Straßengraben zu liegen. Nicole ist still und bleich geworden, hat keine Zeit etwas zu erwidern. Der rote Wagen ist nicht mehr zu sehen und das wurmt den Herrn Inspektor sehr, zumal er im Rückspiegel erkennt, dass ihm die Polizei auf den Fersen ist, hupt und ihm Zeichen gibt. Doch was soll das alles? Er ist doch hinter jemanden her, und er ist selber Polizist. Ganz sicher wollen sie ihm nur helfen, ihn unterstützen, und darum flitzt Clouseau, so gut es möglich ist, der Stadt entgegen. Auf der Baustelle sind die Herrn Kollegen bereits gewarnt, sie wissen, sie dürfen diesen Wagen nicht vorbei lassen, der mit überhöhter Geschwindigkeit die Straße benutzt. Soeben flitzt ein roter Wagen vorbei und die zwei Beamten schauen sich an. Mit einem zweiten Auto haben sie nicht gerechnet. Wieso hat der Herr Kollege nicht gesagt, dass es zwei sind? Aha, da kommt schon dieses Wildschwein in die nächste Kurve, der eine der Polizisten gibt Handzeichen, springt dann noch rechtzeitig zur Seite, weil Clouseau weiter rast. Nicole ist entsetzt. Was macht ihr liebster Mann da? Was läuft da? Sie dachte nur, dass er sich ärgert, weil der Wagen vor ihm ihn wahrscheinlich überholt hat? Das ist ja nicht weiter schlimm, doch Clouseau ist verbissen. Er kurvt auf dieser schrecklichen Baustelle herum, hinter ihm eine große Staubwolke, die beiden Polizeiwagen hinter ihm, beide sehen wenig aus, was verständlich ist, handelt es sich doch um eine Sandstraße. Die Bauarbeiter haben Mittagspause und kriegen von dieser Szene ziemlich wenig mit. Wahrscheinlich hätten sie sich gefragt, warum die alle so schnell fahren, wo es doch da vorne die große Grube gibt, ein Loch, wo man nur 30 km/h fahren sollte, wie gesagt sollte. Clouseau hört es nur laut Krachen, weiter nichts, er merkt, dass der Wagen noch intakt ist – er fahren kann und dass er dieses rote Schwein da vorne eingeholt hat. Der Fahrer hat ihn wieder im Spiegel erkannt und gibt sein bestes. Jetzt befinden sie sich bereits fast unten auf Meeresniveau und es ist nur mehr ein kurzer Weg bis zu seinem Hotel da drüben. Minuten später sieht man den Fahrer des roten Wagens erleichtert aussteigen. Weit und breit keine Spur von einem verrückten Inspektor und seiner Frau. Dass er da nicht stehen darf, stört ihn nicht und dass er zwei anderen Wagen die Ausfahrt versperrt auch nicht. Doch die Typen, und das sind wirklich nur fiese Typen, wenn auch in lauter feinen Anzügen, regen sich sofort und zwei von ihm machen ihm klar, dass er mit seiner Badewanne abdampfen solle. Sie müssten jetzt weg, hätten hier nur eine Kleinigkeit zu erledigen gehabt und weil das freundliche Bürschchen vom roten Wagen nicht schnell genug denken kann, klopfen ihm die lieben Herren etwas hart auf die Schultern. Von all dem kriegt der kluge Clouseau nichts mit, er hat die Bullen am Hals und das mitten in der Stadt und muss sie abschütteln. Eine Ausrede muss er sich auch noch einfallen lassen, denn seine liebe Frau sitzt im Auto und fragt ständig, was er da mache, was das für ein toller Urlaub werden würde. Es ist nicht leicht, diesen Verfolger zu entgehen, darum nimmt Clouseau kurzerhand Kurs auf eines dieser ihm unbekannten Hotels und will schon in die Straße einbiegen, als er in einiger Entfernung den roten Wagen erblickt, den Mann, der jetzt unfreiwillig sich ins Auto setzt, um von jenen Typen nicht mehr belästigt zu werden. Er bremst ab, biegt ein in seine Richtung und….es ist früher Nachmittag und jeder will doch mal seine Ruhe haben, auch der Inspektor, der hofft, so den Bullen zu entkommen. Also nichts wie Gas geben und dem roten Wagen den Weg versperren, die einzige Straße, die vom Hotel wegführt. Gesagt und getan, Clouseau ist zufrieden, dass er den Besitzer des roten Wagens endlich gestellt hat. Dass dabei die Bullen mit drei Wagen anrücken stört ihn nun nicht mehr. Er kann es beweisen, dass dieser Halunke da sich nicht an die Geschwindigkeitsbeschränkung gehalten hat und außerdem, seine Augen sehen sehr gut, dreizehnmal den Mittelstreifen in den Kurven überfahren hat. Das war dreizehnmal zu viel und außerdem, ja außerdem war er vorbei gefahren und hat einen Beamten der Pariser Polizei beleidigt, ihm den Finger gezeigt und war dabei nicht angeschnallt. Das sind mindestens drei Vergehen gegen die Verkehrsordnung und wenn er es sich genau überlegt, werden da noch ein paar andere Verstöße dazu kommen.
Clouseuas Wagen quietscht und bringt vor dem Hotel den Verkehr zu erliegen. Er selbst springt aus dem Wagen und wird von den Umstehenden sogleich wahrgenommen. Da er leider keine Uniform trägt, sind auch die Männer hier nicht besonders freundlich. Der Wagenlenker glaubt ein leichtes Spiel zu haben, hat sich jedoch geirrt, wenn er hofft mit einem blauen Auge davon zu kommen. In der Hosentasche von Clouseau befindet sich noch immer das Notizbuch und der Kuli und mit dem marschiert er auf den Wagen samt Fahrer los und sagt in einem bestimmten Ton: „Sie haben – dreizehnmal den Mittelstreifen überfahren. Dreizehnmal – und ich habe…genau mitgezählt. Sie waren nicht angeschnallt, wie sie mich überholt haben, ein zweiter Verstoß gegen die Verkehrsordnung….und…“ Clouseau stolziert in seinem schönen Gewand um den Wagen herum, mustert den Fahrer und die fiesen Typen und redet weiter: „ Sie haben mich, einen Pariser Bürger, beleidigt, mich und meine Frau Nicole.“ Meine Güte, was soll man dazu sagen, zumal der Kerl noch dazu höflich spricht. Der Mann grinst einfach unverschämt und glaubt in Cloueeau einem Trottel gegenüber zu stehen, zumal auch diese fiesen Typen angesichts des lächerlichen Vorspiels von ihm zu lachen anfangen. Sie finden das komisch, was der Alte da faselt. Beim Überholmanöver sei diese Alte da, Nicole, beleidigt worden, und darauf wäre er ihm gefolgt. Nicole ist ebenfalls aus dem Auto gestiegen um ihrem lieben Schatz da zu Hilfe zu eilen, denn der Inspektor wirkt auf alle Leute da wie ein Scherzkeks. Nein, wie lustig, da will sich dieser Alte da vor ihm blamieren, denkt der Lenker des Wagens. Na eine solche Chance kann er sich nicht entgehen lassen, zumal jetzt die drei Streifenwagen um die Ecke biegen und wirklich alles verstellen, den Verrückten hier wird er vor den Beamten anschwärzten, ist ja klar. Die fiesen Typen schauen sich an, das ist nicht gut, dass die Polizei aufkreuzt, oder doch? Es scheint ja hier wirklich um etwas Anderes zu gehen, um diesen Parksünder da, der ihnen die Ausfahrt verstellt hat, um einen Wahnsinnigen, der einen anderen Autofahrer beleidigt und im gezeigt hat, dass sein Auto schnell wie eine Rakete ist. Doch niemand der Umstehenden hat mit dem cleveren Clouseau gerechnet, dem das Schicksal wieder einmal hold ist.