Freitag, 24. Juni 2011

DER ROSAROTE PANTHER Kap. 10




Der rosarote Panther....ist unterwegs...



Wieder in Paris am nächsten Morgen, Chefinspektor Dreyfuss liegt in seinem Krankenzimmer im Pariser Spital und Ponton und einige Kollegen von der Pariser Polizei reden auf ihn ein. Gespräch des Tages ist wie zu erwarten im ganzen Land, in der Hauptstadt als auch in diesem Zimmer der Raub des rosaroten Panthers. Dreyfuss hat beim nächtlichen Sturz etwas im Gesicht abbekommen, weil er doch zusammen gefallen ist nach der furchtbaren Nachricht heute Nacht. Die Kollegen sind sehr um ihn bemüht, zumal sie ihm noch beibringen müssen, dass bereits an diesem Vormittag der Banküberfall aufgeklärt worden ist und zwar von keinem geringeren als Inspektor Clouseau, der da im Süden mit einem Handstreich die Spitzbuben erwischt hat. Dreyfuss ist mehr als gereizt, sodass es bisher noch keiner der Beamten gewagt bzw. geschafft hat, ihrem lieben Chef die Wahrheit zu sagen. Die Schwester kommt herein und meckert herum, dass zu viele Besucher dastehen und der Patient Ruhe braucht und nicht unnötig in Angst und Schrecken versetzt werden darf. Die lieben Beamten schauen sich an. Wer soll ihrem Chef reinen Wein einschenken? Da kommt sicherlich nur einer in Frage, nicht wahr?
Dreyfuss liegt im Bett und hält sich mit einer Hand das Tuch um das geschwollene Gesicht, schaut urkomisch drein. Fängt auch gleich zu fragen an. „Was hat der Minister gesagt? ….Hm…. Was? ….au…(stöhnt laut) …ich… ….au…hm….also…hm….was hat er gesagt…zu dem Vorfall von heute Nacht?“ Die Beamten sehen sich der Reihe nach an. Einer meldet sich endlich. „Er…hat nichts gesagt…rein gar nichts…“ „Was? Nichts? Das ist unmöglich. Der rosarote Panther ist gestohlen…und der Präsident war dabei samt Gattin… und dann…(sehr laut, sich wieder die Wange haltend)….Nichts? Diese gottverdammte ….“ Ponton beruhigend: „Mit Verlaub…es wird besser sein …in ein paar Tagen….“ Dreyfuss verärgert: „ In ein paar Tagen!…was mache ich bis dahin…und er ist nicht da…ist nicht erreichbar…verdammte…“ Wird von einem Beamten unterbrochen: „Wen meinen Sie denn, den Arzt? … Sollen wir Ihnen den Doktor holen lassen…?“ Dreyfuss richtet sich etwas auf und zieht sich mit einer Hand hoch: „Ich brauch keinen Arzt… ich brauche ein gutes Team…verstehen sie…wenn der Minister erfährt…dass….dass….“ „Ja, was denn….“ „Die Sache ist so…ihr beide, Du und Pierre…ihr geht…und erledigt…die ganze Sache…“ „Ah sie…meinen…diesen Überfall?…ah“ Alle nicken sich an, sind ganz ruhig. „Was ist? WAS? Das ich nicht weiß.“ „Die Schwester hat gesagt…wir sollen Sie schonen…Sie sind noch etwas kraftlos….“ „Kraftlos…(Dreyfuss ist verärgert; man sieht, wie er blau im Gesicht ist vom Sturz)…helfen sie mir auf….au…ah…. (jammert etwas)…sie müssen an der ganzen Sache dran bleiben, verstehen sie. Wenn der Minister nachfragt…sie wissen von nichts…mir tun noch immer diese verdammten Rippen weh…“ „Ein Glück für Sie, dass keine gebrochen ist…nur etwas geschwollen und…ja…das Gesicht…“, erwidert Ponton, „…aber wir werden uns die allergrößte Mühe geben…sie …zufrieden zu stellen….“ „Und Sie sagen zu niemanden ein Wort…ICH…werde den Fall lösen….ich, wenn ich wieder auf den Beinen bin…verstanden…kommen Sie schon…Ponton…helfen Sie mir auf…ich will aus diesem Bett heraus“. Alle schauen sich an. Nein, so kann man dem Chefinspektor nicht beikommen, doch irgendeiner muss ihm die Wahrheit sagen. Am besten ist es, wenn es einer tut, nämlich er, sein bester Freund und Beschützer, Ponton. Die Beamten schwirren plötzlich alle aus und sind im nächsten Moment verschwunden. Mit einem „Wird gemacht, Chef“ trollen sie sich blitzschnell aus dem Zimmer, während Ponton alleine zurück bleibt. Dreyfuss ist ergrimmt, dass er seine Ruhe nicht hat, weil die Schmerzen doch noch zu spüren sind und er ein Zähneknirschen nicht unterbinden kann. Der Detektiv zweiter Klasse muss allerdings nicht mitbekommen, dass er, der Pariser Chefinspektor, unter fürchterlichen Schmerzen leidet. Sie sind fast nicht auszuhalten, das geschwollene Gesicht tut sein Übriges…nein, wie er nur aussieht…und dann steht dieser Kerl noch herum, anstatt zu verschwinden und seine Arbeit zu machen ….und er leidet, mein Gott, diese verdammten Schmerzen im Rippenbereich. Die Bankräuber müssen schleunigst gefunden werden, bevor der Herr Minister ihn zu sich ruft und einen Tobsuchtsanfall kriegt. Ponton steht ganz ruhig neben ihm und wartet, Dreyfuss wird noch giftiger und faucht ihn ordentlich an. „Habe ich nicht gesagt hat …dass …“, dann geht ihm allerdings die Luft aus…“ „ Sie müssen sich schonen, sie wissen schon…und was …diese Sache betrifft…die Sie vorhin erwähnt haben…“ „Ja?“ „Der Herr Minister ist sehr zufrieden….alles in Ordnung, Chef.“ Dreyfuss guckt ihn verdattert an. Hat er sich nicht deutlich ausgedrückt? Es war die Rede vom Banküberfall. Hat denn niemand verstanden, dass es da um Nachforschungen ging? Soeben geht die Tür auf und die Schwester kommt herein. „Fiebermessen“, kündigt die werte Dame an und Inspektor Dreyfuss bekommt das Fieberthermometer in die Hand gedrückt. Eigentlich ist es Ponton, der, nachdem die Schwester wieder hinaus marschiert ist, dieses dem Chefinspektor in den Mund steckt. „Sie müssen gesund werden“, ist Pontons Antwort und Dreyfuss fängt zu schlucken an. Jetzt auch das noch. Jetzt steht dieser Dreikäsehoch von Detektiv neben ihm und erklärt ihm, wie man das Fieberthermometer betätigt. Aber alles Reden hilft nicht, sooft Dreyfuss versucht, sich mitzuteilen, kommt aus seinem Mund, in dem das Fieberthermometer steckt, nicht viel heraus, zumindest versteht Ponton nichts. Der Detektiv zweiter Klasse nimmt Platz neben Dreyfuss und wartet und da jener herum werkt mit seinem Mund, um sich kundzutun, es natürlich nicht schafft, weil das Thermometer ihn hindert, fühlt Ponton endlich die Zeit für gekommen, um seinem Chef reinen Wein einzuschenken. „ Wir haben sie…seit gestern Abend“ Man hört nur ein Gejammer, weil Dreyfuss verbissen den Mund hält, dafür schaut er umso verbissener drei. „ Man hat sie gestern alle verhaftet…sie sitzen bereits…alle in Gefängnis…ja…und das Geld wurde sichergestellt…das sollte ich Ihnen noch mitteilen…haben Sie noch einen Wunsch? Soll ich ihnen das Bett hochstellen?“ „Dreyfuss schüttelt verärgert den Kopf. „Soll ich Ihnen das Kissen schütteln?“ Dreyfuss verdreht die Augen, das fehlt noch, dass der ihm das macht. Na ja, eigentlich wäre das notwendig…doch der …wird das sicher nicht machen…er wird …hm…die Schwester rufen lassen…schließlich…ist er… doch der Chefinspektor…“ Dreyfuss fängt zu husten an, das Fieberthermometer ständig im Mund halten …ist doch sehr anstrengend. Ponton steht auf, schiebt den Sessel zurück und beugt sich zu ihm ganz vor, um abzulesen, dabei schaut er in das blaue verschwollen Gesicht von Dreyfuss, der die Augen vor Gift nur so rollt. „Sie….haben kein Fieber…keines…sie …sind bald wieder auf den Beinen…ich muss jetzt gehen…man erwartet mich…“Dreyfuss völlig genervt, reißt sich mit der einen Hand das Thermometer aus dem Mund und macht einen Brüller, einen ziemlich lauten, dann noch einen. Bevor Ponton hinaus marschiert, ruft er noch zurück: „Es war übrigens Inspektor Clouseau…der sie gefasst hat…das wollte ich noch sagen.“ Dann schließt sich die Tür und Dreyfuss kippt wieder um, in sein Bett und brüllt wieder, immer wieder, bis die Schwestern gelaufen kommen.Wenige Minuten später ist das Zimmer voll mit Ärzten und Schwestern, Dreyfuss liegt fast wie ein Ohnmächtiger in seinem Bett. Er kann es nicht glauben, was ihm da mitgeteilt worden ist. Sein Fall erledigt, nein, das kann nicht sein, doch es erwartet ihn bereits die nächste Überraschung. Nicht genug, dass diese wahnwitzigen Schwestern und Ärzte davon reden, dass er Ruhe braucht, es reicht, dass seine linke Rippe da noch immer einen Schmerz von sich gibt…und die blöde Krankenschwester da an ihm überall herum fummelt. Nein, jetzt muss auch noch die Tür aufgehen und der Chefarzt kommt herein…und mit ihm…mein Gott…das darf ja nicht wahr sein…der Herr Minister. Alle lächeln ihn an, ja, alle, sogar der Herr Minister, der ein sehr freundliches Gesicht heute aufgesetzt hat. Dieser tritt sogar an sein Bett heran und sagt in besonders charmanten Ton: „Gut gemacht, mein Lieber. Ich habe auch nichts anderes erwartet. Alle Achtung. Sie haben ihn noch erwischt, bevor er abgereist ist. Wunderbar. Dafür bekommen Sie irgendwann einen Orden, erinnern Sie mich bitte daran, und jetzt…erholen Sie sich…Inspektor Clouseau wird das Restliche für sie erledigen…(zum Chefarzt gewandt)…wissen sie, das ist unser bester Mann…(zu Dreyfuss) …er wird den Fall übernehmen und ich bin mir sicher…er wird den rosaroten Panther sicher zurück bringen.“ Mehr sagte der Minister nicht, doch es hat ausgereicht, um den Chefinspektor in ein noch größeres Loch fallen zu lassen. Nachdem der vornehme Besuch aus dem Krankenzimmer verschwunden ist, ist außer Gejammer und Gezucke an den Gliedern vom Chefinspektor nicht zu hören und zu sehen. Dreyfuss geht es wirklich nicht gut und er würde sich am allerliebsten unter der Bettdecke verstecken. Nein, so eine Blamage. Also hat es doch gestimmt…was man sich überall zuflüstert. Der berühmte Inspektor hat den Banküberfall aufgeklärt und wird jetzt wieder den neuesten Fall übernehmen, seinen Fall! Reden kann er nicht, er schwitzt und es schmerzt ihn überall, sogar der Schwester ist sein Geschimpfe zu viel. Sie dreht kurz entschlossen den Fernseher auf. Soll sich doch der arme Patient erholen und einmal etwas anderes erleben. Weit gefehlt. Denn was spielen die Leute da im Fernsehen? Nichts zumindest keinen Film! Denn alles wurde gestrichen und die Reporter in den Nachrichten nehmen Stellung zu den letzten Vorfällen in Frankreich. Ein plötzlicher Bildwechsel bringt den armen Dreyfuss fast an den Rand des Wahnsinns, denn wer schaut ihm da aus der Kiste entgegen aus dem Süden Frankreichs? Inspektor Clouseau mit seiner reizenden Nicole vor ihrem Hotel und neben den beiden zahlreiche Reporter, die anfragen, ob er den rosaroten Panther ein drittes Mal finden würde“. Als die Schwester kommt, um nach ihrem Patienten zu finden, erkennt sie Dreyfuss kaum wieder…nein, wie der Arme heute leidet…furchtbar leidet…auch seelisch.