Dienstag, 27. September 2011

Inspektor Clouseau ermittelt



DER ROSAROTE PANTHER TEIL 3


Kap.12)

Unser viel geliebter Inspektor Jacque Clouseau ist auf dem Weg nach Hause, mit dem Fahrrad selbstverständlich. Wer fährt denn um diese Zeit mit dem Auto, er doch nicht. Er lächelt vergnügt von seinem Drahtesel, der über und über voll ist mit Blumen, Gemüse und Obst. Überall hat man ihn beschenkt, da noch ein Stück Gurke, dort ein paar von diesen herrlichen Tomaten, die er so liebt und die so wunderbar duften. Nein, er liebt es, zu Hause für seine liebe Nicole die allerfeinste französische Tomatensuppe zu kochen. Ein bisschen Weißwein dazu, nur so ein kleiner Schuss, gerade dass man es nicht merkt. Clouseau denkt an das gute Essen und fängt beim Fahren zum Schnuppern an. Wie sein Essen duftet! Er überlegt sich, ob er nicht doch mehr von dem Rosmarin in die Suppe geben wird. Indessen kurvt der liebe Mann von der Pariser Polizei vergnügt auf den Straßen herum, nimmt kaum den lauten Verkehr wahr und denkt nur an sich und seine Nicole. Mein Gott, er hat halt vergessen, dass er sein Lager in einem feinen Hotel aufgeschlagen hat und man ihm das Essen serviert, er nicht kochen braucht oder kann, weil er ja zu Gast dort ist, doch das scheint ihm jetzt nicht wichtig zu sein, auch nicht, dass er bereits zum zweiten Mal in demselben Kreisverkehr mit seinem Vehikel unterwegs ist und ein alter verstaubter Lastwagen ihn an hupt. „Volltrottel“, kommt es über die Lippen des Wagenlenkers. „Hast schon so mal einen Kerl gesehen?“, brummt der Mann zu seinem Nachbar rüber. „Fährt die ganze Zeit mit seinen Kisten im Kreis spazieren. „Mann“, ruft der Beifahrer aus dem Fenster, das er hinunter gekurbelt hat. „Du hast es wohl nicht alle, das ist kein Kinderkarusell, wo man im Kreis fährt. Das – ist eine Straße, und rund ist die auch.“ Es hilft nichts, die Beschimpfungen der beiden Männer gehen an Clouseaus Ohr vorbei, als hätte er sie nicht gehört. Wie wird Nicole schauen, wenn er mit so vielen Blumen ankommt und er ihr erzählt, dass er beschlossen hat, ein bisschen seinem Hobby nachzugehen und kochen wird. Ja, kochen wird er. Er wird das Hotelpersonal fragen, die sind sicher sehr erfreut, wenn er ihnen mal in der Küche aushilft und dann wird er…er…die beste und feinste Tomatensuppe von ganz Frankreich auf den Tisch zaubern. Jetzt ist unser lieber Inspektor beinahe bei seiner geliebten Frau angelangt, und es wäre auch nichts passiert, hätten nicht diese verrückten Sportler, ich meine, diese Wahnsinnigen da mit ihren klapprigen Gestellen, die schon jetzt mitten im Hochsommer für die Tour de France trainieren müssen, anstatt sich im Meer abzukühlen, nicht die wahnwitzige Idee gehabt, gerade um die Ecke abzubiegen, allesamt, die gesamte Gruppe, als er gerade im Begriffe war, großzügig die Kurve zu schneiden. Ein Unglück ist leider nicht zu verhindern gewesen – und Gottlob, ist unserem lieben Beamten der Pariser Polizei nichts passiert, wirklich nichts. Es macht ja nichts, wenn die alle am Boden liegen mitsamt ihren sauteuren Rennfahrrädern, Pech gehabt liebe Leute. Wer um diese Zeit Sport betreibt, muss einen Sonnenstich haben. Clouseau ist noch immer begeistert und schaut sehnsüchtig zu den Hotelfenstern hin. Ja, in welchem schläft Nicole? Er hat's gleich, nur ein bisschen nachdenken und so übersieht er die bitterbösen Blicke der Sportler, die schön langsam sich vom Boden erheben, ihre Gliedmaßen sich strecken und dehnen und sich über so manch verbeultes Fahrrad beugen. Clouseau ist ganz in seinem Element, nein, er hat ja ein Zimmer mit Meerblick gebucht, wie konnte er das nur vergessen, er wird sie hier nicht sehen können mit seinem wunderschönen Blumenstrauß. Ja, wo ist denn der nur hin verschwunden? Hat den einer von diesen ausgewachsenen Drahteseln Fahrer geklaut? Er blickt um sich und entdeckt ihn. Ah, da liegt er ja, sein schöner Blumenstrauß. Ein Blick auf den Korb seines Fahrrades belehrt ihn, dass dieser leer ist. Jetzt heißt es einsammeln gehen. Ja, liebe Leute, seine Sachen liegen da verstreut, aber die Blümchen schauen noch wunderhübsch aus. Er betrachtet sie und vertieft sich in ihren Duft. Wie sie riechen, nein, der Sturz hat den Blumen nicht geschadet, die sind noch alle da und keine Blüte ist abgebrochen, das ist die Hauptsache, und der Duft bezaubert. „Nicole….“, ruft einer da aus, „ich liebe dich!“ Beinahe wäre er über diesen Tollpatsch darüber gefallen. „Sind sie niedergefallen, mein Herr?“, fragt Clouseau gut gelaunt. „Darf ich ihnen ….bittte….schöööön, meinen Arm an-bie-ten?“ Seine Laune ist und bleibt gut, während da vor ihm ein Mann oder sind es doch mehrere, vor ihm liegt, voll bekleckert mit dem Saft von Tomaten und sich in einem Gemüsegarten befindet. Schnell begreift Clouseau was da passiert ist. „Sie, Sie…befinden sich auf meinen Gür-ken, mein lieber Herr…und sie haben meine Tomaten zerquetscht….ich wollte gerade noch für meine Frau die beste französische Tomatensuppe machen….kochen….verstehen sie. Ich bin hier aus diesem wun-der-hübschen Hotel…und wollte leckere Tomaten-Suppe kochen.“ Schon langsam stehen alle Radfahrer auf und man sieht, während Clouseau sie mit seinen Äuglein betrachtet, wie sich bei den Männern eine Mordswut breit macht. Nicht genug, dass dieser Hanswurst ihnen die Straße versperrt hat, weil er die Kurve geschnitten hat, nein, der Vollkoffer muss auch noch ganz oben im Korb seine weichen Tomaten platzieren. Jetzt diese Bescherung, die Männer vollgespritzt von oben bis unten und dann wagt dieser Kerl noch, sie zu verhöhnen, das ist doch etwas zu viel. Dem müsste man wohl seine Visage polieren, da einfach daher geschneit kommen und mitten in die Gruppe rasen, wo sie heute einen weiteren Rekord aufstellen wollten. Unser lieber Inspektor ist guter Dinge, läuft ein wenig hierhin und dorthin und beguckt die netten Leutchen von oben bis unten. „Das ist die eine Gür-ke, jawohl. Madame Toulliere, wissen Sie, war so nett, mir zwei davon zu schenken….ah…da ist ja meine zweite …Gür-ke….und was ist das, mein Zwiebelchen…liegt da…und wie das duftet, finden Sie nicht auch, dass man in jede echte französische Suppe ein bisschen Zwiebeln schneiden sollte, hm?“ Clouseau hält die Zwiebel dem Mann direkt vor die Nase und bald verdreht dieser Augen, weil diese rinnen begonnen haben. „Sie weinen doch nicht etwa, wegen der paar Tomaten. Morgen gehe ich wieder hin zu diesen lieben netten Damen und besorge mir neue Tomaten.“ Betrachtet jetzt den Sportler von oben bis unten. „Das wird ihnen teuer zu stehen kommen…mein Lieber…die Wäscherei, dass können sie sich von mir sagen lassen….wird keine Freude daran haben…diese Flecken werden nicht heraus gehen….“Wutentbrannt will sich dieser Mann, er fühlt sich sehr angesprochen von dem lieben Inspektor, auf ihn stürzen und wer weiß, wie diese Situation geendet hätte, vielleicht in einer weiteren Tomaten und Gurkenschlacht, wäre da nicht der Retter in der Not erschienen, die bezaubernde Nicole. Diese steht auf einmal da in einem bezaubernden Kleid und die beabsichtigte Ohrfeige kann leider nicht ausgehändigt werden. Alle Männer blicken Nicole an, die da steht und wie ein Unschuldslamm ihren Allerliebsten anspricht. „Mon ami…ich habe so lange auf dich gewartet…alle…sogar der Hotelchef…du warst fast zwei Stunden aus…da habe ich gedacht…es ist was passiert….“ „Ist das Ihre Frau?“, hört Clouseau einen der Männer da reden. „Nicht zu fassen, dass so ein Vollidiot solch eine Frau hat.“ Doch der liebe gute Mann hat feine Ohren. „Das…will ich nicht gehört haben…meine Herren…ich bin nämlich Inspektor Clouseau von der Pariser Polizei ….und ich ermittle hier in einem seeeehr wichtigen Fall.“ Damit nimmt er Nicole am Arm und zerrt sie schnell weg. Was braucht sie wissen, welche Schlacht hier geschlagen wurde. Den Blumenstrauß hat er in der Hand, das Fahrrad gehört dem Hotel….und den Dreck, wer räumt den weg? Er sicherlich nicht, er ist Hotelgast und Gäste werden hier bedient. Wie gut, dass er den Blumenstrauß besorgt hat.