Mittwoch, 14. September 2011

BAND 13 Als ich begann.....Romanfortsetzung



6.9.2011

Er saß bei ihr und blickte in ihre Augen. Helena schaute ihn wortlos an und erwiderte nichts auf seine Fragen. Es waren jetzt genau drei Wochen verstrichen, als beide von ihrer wunderbaren Reise aus Ägypten zurück gekehrt waren, und dieses Mal waren alle zusammen gereist, vier an der Zahl. Beatrice und ihr Mann hatten sie beide am Flughafen erwartet. Mark, sein Freund, hatte sich noch am Airport von ihnen allen verabschiedet. Er flog zurück in die Staaten um nach seinem Häuschen zu sehen, das irgendwo tief drinnen in den Rocky Mountains lag, im tiefen Arizona. Helena, mit der er die schönsten Stunden seines Lebens verbracht hatte, weilte jetzt noch immer in ihrem Sessel auf ihrer Terasse, ihr Kuchenteller war leer wie seiner und auch die Teetassen waren geleert. Sie saß vergnügt da, blickte ihn liebevoll an und reichte ihm endlich nach langem Schweigen einen Zettel. „Er ist für dich“, entgegnete sie, „und ich hoffe, er wird dir manche deiner Frage beantworten. Ich werde schnell in die Küche schauen und neuen Tee machen.“ Damit stand sie auf und marschierte, ohne seine Antwort abzuwarten, ins Haus hinein. Er rührte sich nicht, dachte ein wenig nach und musste schmunzeln. Sie hatte sicherlich ein weiteres Gedicht geschrieben. Seit vier Stunden saßen sie da und diskutierten über ihr Leben, ihr gemeinsames und ihr getrenntes, denn beide hatten in der Vergangenheit alleine gelebt, er mit seiner Frau, die noch schon lange tot war, gestorben an Krebs. Er hatte das Gefühl, dass es schon sehr viele Jahre waren, die seit ihrem schrecklichen Tod vergangen waren, und sie hatte viele Jahre alleine mit ihren beiden Kindern verbracht nach dem Tod ihres Mannes. Der Tod hatte sie verbunden wie die Liebe. Ja der Tod konnte aus einer Beziehung niemals gestrichen werden. Der Tod gehört zum Leben hat er ihr vorhin mehrmals versichert. Streiche den Tod aus deinem Leben und du wirst niemals wirklich lieben können, dies waren einige seiner letzen Worte gewesen. Dann hatte er von seiner Liebe zu ihr gesprochen, von der Liebe schlechthin, der bedingungslosen Liebe, wie er es nannte und hatte ihr zuletzt eine Frage gestellt. Er kannte Helena, die Frau seines Herzens nur zu gut, um zu wissen, was ihr Schweigen bedeutete. Sie war eine Dichterin, schrieb Romane und phantastische Gedichte, und dieses eine Blatt, das sie ihm dargereicht hatte, war für ihn bestimmt. Sicherlich stand darauf das schönste Liebesgedicht für ihn, das sie für ihn jemals verfasst hatte. Er nahm den Zettel mit großer Erwartung entgegen, begann die ersten Zeilen zu lesen, den nächsten Vers und blickte auf. Seine Augen schauten in die Ferne und sein Herz spürte diese starke Kraft in sich. Was hatte sie da verfasst? Das war kein Liebesgedicht für ihn. Nein, das war – er konnte es zunächst nicht fassen – erschütternd und grauenhaft, was sie da verfasst hatte. Sie glaubte an die Liebe, schrieb nur über die Liebe – und doch konnte es möglich sein, dass auch sie, wie jeder andere Mensch auch an der Liebe gezweifelt hatte, sie in Frage gestellt hatte, sich gefragt hatte, ob es die eine, die wahre Liebe überhaupt gab? Zweifelsohne entdeckte er neue Seiten in ihr, die er offensichtlich nicht kannte und darum nahm er den Zettel wieder auf und las weiter. Eigentlich hatte er noch nicht wirklich zu lesen begonnen, er war sich der Aussage dieses Textes noch nicht voll bewusst. „Als ich begann, der Liebe zu vertrauen“, las er da als Überschrift und seine Augen schweiften umher. Jeder war ein Zweifler, auch sie war es, das wusste er jetzt, wie alle Menschen auf dieser Erde. Doch sie hatte gefunden, was sie gesucht hatte, und das wollte er auch, immer das finden, was ihm sein Herz, sein Innerstes riet. Leider war das sehr schwer, denn zunächst musste er erst zu seinem Herz gelangen, zu seinem wahren Inneren. Zögernd las er weiter.

Als ich begann

der Liebe zu vertrauen

da kannte ich

sie nicht

ich und viele Frauen

Als ich begann

der Liebe zu vertrauen

konnte ich

noch lange nicht

ihr – der Liebe

mich anvertrauen

Als ich begann

der Liebe zu vertrauen

da lief

dieses furchtbare Spiel

zwischen Männern

und Frauen

Als ich begann

der Liebe zu vertrauen

spürte ich

Hass, Wut

doch niemals Liebe

hatte kein Selbstvertrauen

Als ich begann

der Liebe zu vertrauen

waren Männer

lieblos – ich

konnte nicht

den Frauen vertrauen

Als ich begann

der Liebe zu vertrauen

sagten Frauen

zu Männern:

Man kann

euch nicht trauen

Als ich begann

der Liebe zu vertrauen

misstrauten

die Männer

uns immer, uns

den emanzipierten Frauen

Als ich begann

der Liebe zu vertrauen

sah ich noch

keine Hoffnung

keine Lösung – doch

ich lernte ver – trauen

Als ich begann

mich zu trauen

mich ständig

dieser Liebe anzuvertrauen

da wusste ich

ich konnte mir mehr zutrauen

Als ich begann

mich der Liebe

anzuvertrauen

da bemerkte ich

viele Männer

und Frauen, die sich trauten

Als ich begann

mich den Menschen

anzuvertrauen

sagte die Liebe:

Bleib weiter

in deinem Ur – Vertrauen

Als ich begann

der Liebe zu vertrauen

konnte ich baldigst

den Männern

den Frauen und

den Kindern vertrauen

Als ich begann

der Liebe zu vertrauen

merkte ich ziemlich spät

dass ich einst

mich hatte verloren

wie viele andere Frauen

Als ich begann

der Liebe zu vertrauen

war ich auf

dem besten Weg

um zu lernen

das Vertrauen

….und ich vertraue, ich vertraue…weiterhin….

(Gedichtzyklus: Als ich begann, der Liebe zu vertrauen)

Sie kam mit der vollen heißen Teekanne zurück und stellte sich auf den Tisch, nahm ein Messer und schnitt eine Rose aus ihrem Garten ab. Es war keine gelbe Rose, ihre Lieblingsrose, sondern eine ganz gewöhnliche rote Rose. Er wunderte sich darüber. Jeder Handgriff von ihr hatte eine spezielle Bedeutung und noch hatte er nicht erfasst, was es bedeutete, dass sie eine fast verblühte rote Blume abschnitt und in sie zusätzlich in die Blumenvase gab. „Auch ich habe mich entwickelt, auch ich wachse noch, auch in Zukunft, magst du da vielleicht anderer Meinung sein. Ich bin vollkommen, doch bin ich hier auf Erden ständig nur Seele? Lebe ich jede Minute meines Lebens auf diesem Planeten in wirklichem Frieden, in Harmonie? Sind wir uns eventuell der Tatsache nicht bewusst, dass wir uns in einer Realität befinden, in unserer selbstgeschaffenen Welt, die Illusionen unterliegt. Ich wollte dir schon lange dieses eine Gedicht zeigen, mit dir darüber reden, dir offenbaren, wie es mir ergangen ist auf dem Weg, der uns uns näher bringen soll. Die Zeit hat nicht gereicht und der passende Augenblick war nie da. Jetzt denke ich, ist es so weit, dir zu sagen, dass unsere größten Stärken dort liegen, wo wir glauben versagt zu haben und wo wir in unserem Alltagsleben befürchten, weiterhin zu versagen. Wir sind Liebe, wir beide wissen es, doch was erleben wir? Immer nur Liebe? Immer nur Harmonie? Wobei dazu gesagt werden muss, dass erst genau diese Liebe definiert werden muss, denn Liebe hat nichts mit lieb und nett sein zu tun. Ich weiß, ich habe dich erschreckt, jedoch wollte ich, dass du mich von allen Seiten kennen lernst, schätzen lernst, auch meine Fehler und Schwächen, meine tiefsten Geheimnisse kennst, meine Ängste und Gebrechen. Ich habe vor lange Zeit beschlossen, den Pfad der Seele zu beschreiten, koste es, was es wolle und ich möchte daran festhalten. Als du aufgetaucht bist hatte ich den Entschluss gefasst endlich heil und ganz zu werden, weil mich dieses Wissen um die wahre Liebe nicht befriedigt hat und ich nicht wusste, was es bedeutete nicht gesund, sondern heil und ganz zu werden. Ich sage es so wie es ist. Ich hatte keine Ahnung, wusste nicht, wen ich frage konnte, darum nahm ich meine Zuflucht zu mir selbst, stellte mich dieser Lebensfrage und kann dir sagen: Leicht ist es nicht, dorthin zu gelangen, in das Reich der Seele. Es fiel mir sehr schwer, mich zu akzeptieren wie ich bin, so unvollkommen, und obwohl ich gesund war, mich gesund fühlte, habe ich erst durch diesen Genesungsprozess erfahren, dass ich vieles von mir vergessen hatte, auf viele Seiten von mir verzichtet habe und dass ich nicht in der Lage war, ständig diese bedingungslose Liebe aufrecht zu erhalten, weil noch viele unbewusste Muster in mir abliefen, die mich hinderten wahrhaft zu lieben. Jetzt fragst du dich, wie dies passieren konnte, wo ich doch selbst weiß, dass ich mich Zeit meines Lebens darum bemüht habe mich zu vervollkommnen, zu wachsen und zu reifen. Der Weg der Ganzheit ist ein eigener Weg und er ist mit nichts zu vergleiche. Durch die Seele dringst du in Bereiche vor, die du niemals zuvor betreten hast in diesem Leben. Du lernst die Liebe wirklich kennen, spürst was du falsch gemacht hast, weißt warum die vergessen hast, erkennst deine Muster im Hier und Jetzt und den Grund für dein Versagen und du bist erst dann bereit, all diese Muster, die du in deinem Kopf ständig hin und her geschoben hast, an ihren Platz zu stellen, dorthin, wohin sie gehören. Wir leben nun mal in einer Dichte und viele von uns in einem virtuellen Feld, dies können wir nicht leugnen, auch ich nicht. Wir sind alle diesem Feld, dieser Dichte ausgesetzt, weil diese westliche kapitalistische auf Gewinn orientierte Welt mit ihren Religionen und Ideologien uns stark beeinflusst. Wir reden hier nicht von der Seele, sondern von unzähligen Illusionen, die mit Lügen verknüpft sind, wobei die meisten Menschen gar nicht mitkriegen, was da genau abläuft. Darum hängen diese Menschen noch immer den Religionen und diesen Ideologien nach, glauben, dass es irgendwo da draußen ihre Erlöser und Retter gibt, hoffen auf Politiker, die glauben, endlich eine Patentlösung für die Probleme unserer Welt gefunden zu haben. In Wahrheit liegt die Antwort ganz wo anders, nämlich nur bei uns, in unserem Innersten, und dorthin zu gelangen – ist sehr sehr schwer. Der Pfad der Seele ist mühsam, und doch muss er beschritten werden, auch wenn es uns nicht leicht fällt, weil es keine andere Lösung gibt. Jeder andere Weg wurde schon von uns beschritten und wie hat die Welt nachher ausgeschaut? Nach dem letzten Krieg, der letzten Zerstörung, der letzten Naturkatastrophe? Wir haben noch immer nicht angefangen, wirklich zu lieben, uns selbst anzunehmen in unserer Ganzheit und den anderen zu lieben wie wir sind. Wer heil und ganz werden will, das verspreche ich dir, wird dieser Liebe begegnen. Er wird gar nicht anders können und in seinem Innersten wird er den Wunsch verspüren, endlich mal geliebt zu werden von seinen Mitmenschen und andere zu lieben. Das wird sich erfüllen und dies habe ich erlebt. Jedoch der Pfad, auf dem man sich bewegt, ist eng und schmal und er, das muss ich betonen, ist nicht leicht zu gehen, und man darf niemals umkehren, nur weitergehen, immer weiter gehen, bis man Menschen trifft, die genauso nur eines wollen, Frieden und Reichtum für die Menschen, und vor allem LIEBE.